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Public Eye (Public Eye Trilogie)

Public Eye (Public Eye Trilogie)

Titel: Public Eye (Public Eye Trilogie) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Peter Merz
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bevorzugten Farben. Der Teint war
hier allgemein eher fahl und der Gesichtsausdruck freudlos. L ä cheln geh ö rt eindeutig nicht zu den Glaubenspflichten.
     
    Savona
trat auf. "So nehmen Sie doch Platz" donnerte er mit Theaterstimme.
Und an die Stromerzeuger gewandt: "Mehr Licht, mehr Licht f ü r unseren Gast!" Die Jungs beugten sich vor und
legten sich ordentlich ins Zeug. Es wurde wirklich heller. Alle drei Gl ü hbirnen gaben ihr Bestes und ich konnte sehen, was
Barbera mir da auf den Teller tat. Ohje. Aus der einen Terrine holte sie eine
braune Fl ü ssigkeit, in der ebensolch braune Brocken schwammen.
Die Brocken waren ungleichm äß ig gro ß und fransig, einige der Fransen waren dunkelgelb. Was
soll ich jetzt machen? "Nehmen Sie reichlich vom R ü bengem ü se! Wir
bauen das hier selbst an, es ist ganz frisch, von heute Morgen." Der
Prophet fuchtelte mit seiner Gabel in Richtung auf die andere Terrine. Barbera
nahm den Deckel ab und warf mir einen k ü hlen Blick zu. Ich verstand die Botschaft ihrer grausamen Augen ungef ä hr so : ‘ Du wirst ein braver Junge sein und das alles aufessen und es k ö stlich finden, nicht wahr? ‘ . "Wir halten auch Vieh hier" setzte Savona
die Erl ä uterungen fort. "So ein herrliches Gulasch werden
Sie lange nicht mehr bekommen haben, da bin ich mir sicher." Konnte er
auch sein. Direktnahrung habe ich schon seit mindestens zwei  Jahrzehnten nicht
mehr zu mir genommen. Ich war einer der ersten, die begeistert auf
Transformationslebensmittel umgestiegen sind, kaum dass die Neue Kraft fl ä chendeckend ü berall zum Einsatz kam und die traditionelle Wirtschaft zunehmend verdr ä ngt hatte. TFL, wie die neue Nahrung bald genannt
wurde, hat wunderbare Eigenschaften. Sie ist von angenehmer Konsistenz, leicht
zu kauen, aber auch ganz sicher nicht matschig oder labberig. Nein, es bei ß t sich phantastisch, genau der richtige Widerstand f ü r die Kaumuskulatur. Und der Geschmack! Je nachdem,
was man sich ausgesucht hat, herb, w ü rzig oder nussig, auch fruchtig, bananig, leicht s ä uerlich, s üß – ach, eine unglaubliche Vielschichtigkeit immer neuer
Nuancen wurde in den letzten Jahren entwickelt. Die gro ß en Anbieter wetteiferten in der Entwicklung von
Geschmackserlebnissen, die keine Menschheit zuvor je machen konnte. Wurde
anfangs noch versucht, TFL wie traditionelle Lebensmittel schmecken zu lassen,
so ist das heute ü berhaupt kein Ziel mehr. Jeden Tag brechen die
Menschen zu neuen kulinarischen Erfahrungshorizonten auf. Der letzte Schrei ist
eine Kombination der Nahrungsaufnahme mit Aufwerterprogrammen, die ü ber das Implantat aus der Monobib eingespielt werden.
Jeder TFL-Riegel ist eine kosmische Oper, ein multipler Orgasmus f ü r die Geschmacksnerven. Ich liebe das Zeug. Und es ist
so gesund! Kein Keim, kein toxischer Fremdstoff, keine Verunreinigung kommt da
hinein. Wie auch? Das Zeug wird aus irgendwelchen Atomen speziell
zusammengebaut und hat genau die Eigenschaften, die seine Sch ö pfer ihm zu geben w ü nschen.
     
    Und jetzt
das hier.
     
    "Ich
kann das nicht essen."
     
    Savona
sah mich an, als h ä tte ich ihm ein Messer in den Bauch gerammt.
"Aber das ist wunderbare, echte Nahrung. Sie m ü ssen das probieren." "Bitte, verstehen Sie.
Ich habe diese Art von Nahrung seit langer Zeit nicht mehr zu mir genommen, ich
bin nicht sicher, ob mein K ö rper
damit noch zurechtkommt." "Papperlapapp, ihr K ö rper wird erst einmal sp ü ren, was ihm mit diesem Kunstfra ß all die Zeit ü ber angetan worden ist. Ich bestehe darauf, dass Sie es zumindest versuchen.
Wenigstens versuchen k ö nnen Sie das ja wohl!" Drau ß en donnerte es mit der Stimme des Propheten um die
Wette. Zus ä tzlich ging der n ä chste schwere Wolkenbruch runter. Vielleicht war das traditionelle
Essen ja gar nicht so schlimm, wie ich das in Erinnerung hatte. Ich greife also
zur Gabel und spie ß e so einen braunen Klumpen mit gelbem Fettrand auf.
Ich f ü hre das zum Mund und es scheint zu zucken, Fl ü ssigkeit tropf herab, es sieht aus als ob dunkles Blut
herausflie ß en w ü rde.
Mein Magen macht einen deutlichen Sprung. Ich will wegsehen, starre aber
gebannt auf das Ding am Ende der Gabel, drehe es etwas, suche eine nettere
Seite, mit der ich es zuerst zwischen meine Lippen nehmen kann. Sieht aber
alles gleich braun und faserig aus. Und der Geruch. Tod, Verderben.
"Probieren Sie ruhig, Sie werden es lieben!" dr ö hnte Savona, der mich keinen Augenblick aus den Augen
gelassen hatte.

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