Public Eye (Public Eye Trilogie)
ü bezahl.
Nat ü rlich nicht, das war ja in meinem Kopf. "Da ist
jemand. Sagt, er h ä tte eine Autopanne und will ü bernachten." Die Frau, Blondschopf unter einem
Kopftuch, tritt ganz nahe an das Tor heran und sieht zwischen den Alust ä ben hindurch. "Wer sind Sie?" "Ich bin
Handlungsreisender. Bin unterwegs zu Kunden gewesen. Es gab einen Unfall auf
der GM und ich versuchte, ü ber
Nebenstra ß en weiterzukommen, habe mich ziemlich verfahren. Und
dann blieb mein Fahrzeug einfach stehen. Ich bekomme hier auch keinen
Funkkontakt." Keine Ahnung, ob meine Geschichte einen Sinn ergab in den K ö pfen meiner Gespr ä chspartner. In meiner Welt benutzte niemand mehr ein Wort wie
'verfahren' oder 'Funkkontakt'. Die beiden wirkten auf mich aber nicht so, als
ob sie aus meiner Welt k ä men. Sie waren definitiv keine Implantinos, sonst h ä tte ich ihren Viewstream ja auf Public Eye sehen m ü ssen. Es gab immer noch eine Menge Leute, die kein
Implantat trugen und nicht permanent mit der Monobib amalgiert waren. Geld war
ein Grund. Aber es gab auch Leute, die die Vorstellung von einem unterbrochenen
Seh- oder H ö rnerv und einem permanenten Funkkontakt mit der
Monobib unheimlich fanden. Die wollten keinen Mikrocomputer in ihrem Ohrl ä ppchen.
"Ankit!
Sieh nach, ob er bewaffnet ist!" Ankit R ü bezahl gehorchte z ö gerlich. Kam auf mich zu und tastete mich ab. Nicht sehr entschlossen,
nicht sehr gr ü ndlich. Sah nicht aus, als ob er das h ä ufig machen w ü rde. "Nein, der hat nix dabei" entschied er schlie ß lich.
12.
"Ich
hei ß e ü brigens
Barbera" sagte der Blondschopf und wirkte sympathisch dabei, "um Ihr
Fahrzeug k ü mmert Ankit sich morgen, jetzt ist es zu dunkel."
Ich murmelte dankbar. Tats ä chlich
finde ich das eher bedrohlich. Die Landstra ß e hierher ist rasch abgefahren und wenn man etwas sucht, wird man den
Oldtimer schnell hinter den Zweigen finden. Und dann muss ich wieder Fragen
beantworten. Die Dunkelheit geht in leichten Nieselregen ü ber. Im Arsi sehe ich, dass eine Wetterfront auf dem
Weg ist, die in drei, vier Stunden richtig ungem ü tlich sein wird. Ich sollte zusehen, dass ich heute
Nacht hier im Trockenen bleiben kann.
"Beeilen
wir uns, dann kommen wir noch rechtzeitig zum Ritual", sagt meine neue
Freundin und geht schneller auf das Haus zu, das vor uns aus der Dunkelheit
auftaucht wie ein Eisberg vor einem Passagierschiff. "Ritual?"
"Ich muss Savona nat ü rlich erst noch fragen, ob Sie dabei sein d ü rfen." "Ich m ö chte auf keinen Fall st ö ren, ein trockenes Pl ä tzchen irgendwo in einer Scheune reicht v ö llig. Ich wei ß Ihre Gastfreundschaft wirklich zu sch ä tzen, machen Sie sich bitte keine Umst ä nde." Barbera sieht mich an. Was liegt in diesem
Blick? Etwas wie 'das hat nichts mit Mitleid zu tun, wir wollen Dich gerne
unter Kontrolle haben'? oder 'Wo Du schl ä fst, bestimme ich'? Ich w ä re jedenfalls gerne ganz woanders, glauben Sie mir das.
Wir
betreten das Haupthaus, wie Barbera es genannt hatte. Ein beeindruckendes
Portal mit einem kleinen Treppenaufgang und einer zweifl ü geligen hohen T ü re mit Glasfenstern. Darin wenig Licht. Ich erkenne m ü hsam eine Art Foyer. Und ich sehe ein paar Menschen in
grauen und blauen Arbeitsjacken. Die schauen zu mir her und wenden sich wieder
ihren Verrichtungen zu. Das Foyer geht in eine Art Salon ü ber, der von ebenfalls zweifl ü geligen hohen T ü ren, aber ohne Fenster abgeteilt werden kann. Dahinter ist es etwas
heller. "Warten Sie hier, ich gehe zu Savona und frage, ob Sie dabei sein
d ü rfen." Ich stehe also im Halbdunkel und taste mit
meinem Bewusstsein sachte zum Implantat hin. Der Nachtsichtmodus w ä re jetzt klasse. Ich bin z ö gerlich. Das Implantat scheint sich wieder eingekriegt
zu haben. Wenn nicht, dann schalte ich wom ö glich versehentlich den Tiefsee- oder den LSD-Modus ein. W ä re alles nicht so hilfreich im Augenblick. Ich lasse
das und erlaube meinen Augen, sich ganz klassisch an die Lichtverh ä ltnisse anzupassen. Das sind die nicht gewohnt. Es
dauert, bis ich mehr wahrnehmen kann als huschende blaugraue Schemen. Gibt aber
auch nicht viel zu sehen, die Schatten huschen alle in Richtung auf den Salon,
tuscheln dabei aufgeregt. Scheint die ja m ä chtig zu interessieren. Wo ist Barbera?
Es
dauert eine Ewigkeit, bis ich sie zwischen den halbge ö ffneten Fl ü gelt ü ren herauskommen sehe. "Savona freut sich, Sie
kennenzulernen und Sie sind uns herzlich
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