Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puck

Puck

Titel: Puck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans G. Bentz
Vom Netzwerk:
Puck aus dem Bad mit Wolfsgeheul: Uuuuuhhh!
    Die Sache nahm orchestralen Charakter an. Ich stürzte hinaus und prallte draußen auf Doras pneumatische Massen. Sie kicherte albern. Gleichzeitig zwängten wir uns in die Küche, und dabei sah ich aus dem Dunkeln heraus, wie im Nachbarhaus Licht gemacht wurde. Jetzt machten auch wir Licht, und mitten in der Küche saß das weiße Würstchen mit gesträubtem Bart und schrie mit Löwenstimme nach der Mutter. Rechts und links von ihm zwei Häufchen, am Abwaschtisch ein See.
    »Ich glaube, wir müssen ihn wieder ins Bett nehmen«, sagte ich ratlos zu Dora. »Aber — hinten ist er ja ganz schmutzig!«
    »Dann wickeln wir ihn eben ganz und gar in die Decke ein.« Ich tat es, schleppte ihn mit mir und verstaute ihn wieder am Fußende. Cocktail fand es großartig und reichte mir aus dem Deckengewühl eine Miniaturpfote. Ich verstaute auch die Pfote, gab ihm einen kleinen Klaps: »Wenn du jetzt nicht sofort und total ruhig bist, Kröte, zerquetsche ich dich an der Wand wie eine Mücke, verstehst du?«
    Licht aus. Die Motorsäge trat wieder in Funktion.
    »Du mußt den Kopf unter die Decke stecken, dann geht es«, rief Frauchen.
    Gott sei Dank, es schien wirklich zu gehen. Ich begann zu träumen. Plötzlich biß mich etwas furchtbar in die Nase. Ich wehrte es ab wie eine Fliege, und es verschwand in der Finsternis in Richtung Gefährtin. Die schrie wild auf. Licht! Von ihr weg marschierte mit einem Büschel ihrer Haare im Maul Cocktail, die Augen schelmisch verdreht.
    »Vielleicht ist ihm zu heiß«, sagte ich, »wir werden ihn in den Sessel setzen.« Decke in den Sessel, Cocktail in die Decke. Licht aus. Motorsäge. Dann ein Plumps. Tapp, tapp, tapp. Wir hörten es rieseln. »Das ist dein Frisierspiegel!« rief ich. Die Gefährtin murmelte etwas, was ich nicht verstand.
    Augenblick Pause.
    Uuuuäääähhhh! — mark- und beinerschütternd. Die Miniaturausgabe saß vor meinem Bett und brüllte. Sobald Licht brannte, wedelte sie, richtete sich an mir hoch und wollte offensichtlich spielen. Es klingelte. Ich sah auf die Uhr: drei Uhr dreißig. Es war der Hausmeister Meier. Er stand da in seinem Garagenmantel, unten guckten seine stachligen Beine in Pantoffeln heraus. »Ich werde Ihnen den Kleinen abnehmen«, sagte er, »ich weiß damit Bescheid. Die Mieter haben sich beschwert!«
    Ich dankte und händigte ihm das Bündel aus. Außerdem bekam er eine Zigarre. Dann klappte die Tür. Himmlische Ruhe. Licht aus. Unten Rumoren und Geflüster.
    Uuuuäääähhhh — Rumoren und Geflüster, es patschte, Löwengebrüll, in weinerliches Maunzen übergehend.
    »Er schlägt ihn!« sagte Frauchen.
    »Endlich ein Mann!« antwortete ich.
    »Man schlägt keinen Hund, man stößt ihn mit der Nase in die Pfütze.«
    »Quatsch. Wahrscheinlich ist gar keine Pfütze da zum Hineinstoßen — wo bekommt so ein Zwerg bloß die viele Flüssigkeit her, abgesehen von dem anderen...«
    Uuuuäääähhhhh...
    Unten fiel etwas um, zerbrach. Dann Schritte, Türklappen, jetzt die Haustür, Schritte über die Straße in Richtung Garage. Garagentür — rrrrrrrrr — er hatte vergessen, die Alarmklingel auszuschalten. Ich sah auf die Uhr: vier Uhr zwanzig. Dann übermannte mich der Schlaf.
    Am nächsten Morgen stürmte Puck in mein Bett und schnüffelte gewissenhaft alles ab. Vor der Lache am Frisiertisch kam er ins Niesen, und dann hob doch — weiß Gott — der Kerl auch das Bein und machte etwas dazu! Ich warf meinen Pantoffel nach ihm: »Bist du wahnsinnig?« Er zog mit eingeklemmtem Schwanz ab. Draußen tönte Motorengeräusch. Der Hausmeister fuhr den Wagen vor. Dann klingelte es. Er brachte mir den Schlüssel: ein Bild des Jammers, tiefe Ringe unter den Augen.
    »Na?« fragte ich munter. »Wie ist es denn gegangen?«
    »Wollen Sie das liebe Hündchen etwa behalten?«
    »Nein, ich glaube, das geht nicht. Was meinen Sie?«
    »Ich glaube dasselbe!«
    Ich telefonierte mit Louis: »Hört zu Leute, wir haben doch ein schlechtes Gewissen, daß wir euch den schönsten Hund weggenommen haben. Wir bringen euch den Kleinen zurück.«
    Kam es mir so vor, oder verbiß sich der Kerl das Lachen: »Zu liebenswürdig, aber das wäre unreell, das ist jetzt euer Hund, Verehrtester!« Und damit hängte er auf.
    Wir versanken in finsteres Brüten. Dann klingelte das Telefon. Es war Philipp, der Komponist, der vor drei Wochen geheiratet hatte. Meine Güte — und wir hatten seine Hochzeit vergessen!
    »An sich verdienst du es

Weitere Kostenlose Bücher