Puck
der alte Rammler war völlig überrascht, und für einen Augenblick konnte Puck die Zähne in seinen Rücken schlagen und ihm ein Büschel Fell ausreißen. Dann war der andere wieder verschwunden. Sie spielten >Kriegen< um behäbig dahockende kleine Tannen, zwischen Farnbüscheln hindurch, dann ging es plötzlich wieder in eine Schonung. Der Hase sauste wild, aber Puck war hinter ihm her mit D-Zug-Geschwindigkeit, er holte sichtlich auf. Ein letzter, gewaltiger Sprung — und weg war der Hase! Er hatte, was Puck noch nie erlebte, einfach einen Haken geschlagen. Das konnte doch nicht wahr sein! Puck holte das Äußerste aus sich heraus, da war ein Weg, ein vertrauter Geruch, einen halben Meter flog er vor Herrchen und Frauchen vorüber, sauste in das jenseitige Gestrüpp — auch nichts. Das war ja eine tolle Angelegenheit!
Zum ersten Male wurde er an seinem Erfolg irre, er galoppierte zögernd noch ein paar hundert Meter weiter, dann blieb er stehen. Schweigen. Der Wind rauschte in den Wipfeln, irgendwo fiel ein Tannenzapfen zur Erde, ein Eichelhäher strich schäkernd ab.
Puck stand mit hocherhobener Nase. Sein wunderbares Geruchsorgan analysierte die verschiedenen Düfte: eine alte Wildspur, Pilze, feuchte Erde, ein verwesender Knochen, und da plötzlich — ein neuer, aufregender Geruch! Das Tier mit den langen Ohren verschwand aus seinem Gehirn, das hier war etwas noch Erregenderes, es verband sich mit dem Bild eines roten Tieres mit buschigem Schwanz, eines gefährlichen, aber höchst erstrebenswerten Tieres. Er fädelte sich auf der Spur entlang, sie wurde stärker, immer stärker, und da war ein kleiner Hügel, schließlich eine Röhre, ganz frisch in Betrieb, keine Spinnweben davor, betäubender Geruch, ein paar Hühnerfedern lagen davor. Der Eingang war so groß, daß Puck ohne weiteres Graben hineinkriechen konnte. Irgendwo in der Tiefe saß die Füchsin.
Kaum waren wir im Wald, da war Puck verschwunden. Ab und zu sah ich in den grüngoldenen Tiefen sein weißes Fell aufleuchten. Plötzlich sauste er aus einer Seite des Dickichts über den Weg, verschwand auf der anderen Seite, Bart und Ohren ganz nach hinten gelegt, der Rachen weit offen, Zunge heraus, riesengroße Augen. Wir wanderten weiter, die Schritte waren unhörbar auf dem tiefen Moos, der Himmel war tiefblau geworden mit weißen dicken Wolken darin, die Sonne stach, ganz in der Ferne grollte Donner. Wir lagerten uns und fanden alles großartig. »Das hätten wir längst schon mal tun sollen«, sagte die Gefährtin und schilderte dann die verschiedenen Typen, die sie auf dem Dampfer beobachtet hatte.
Allmählich aber überwältigte uns die Stille, wie Wasser, das in einen Raum sichert und ihn, unaufhaltsam ansteigend, langsam ganz füllt. Wir lagen, starrten in den Himmel, ließen das Moos durch die Finger gleiten und beobachteten Ameisen, die eine Straße gebaut hatten, auf der sie sich mit Tannennadeln, Holzstückchen und abgebissenen Blättern abschleppten.
Plötzlich fragte Frauchen: »Wo ist eigentlich Puck?«
Ich sah auf die Uhr: »Ach, er ist erst zwanzig Minuten weg, wenn er hinter irgendwas her ist, dauert’s mindestens eine halbe Stunde, bis er zurück ist, das weißt du doch.«
Nach einer weiteren Viertelstunde war ich es, der sagte: »Merkwürdig, ich höre ihn gar nicht bellen.«
»Nein«, meinte sie, »und sein Halsband höre ich auch nicht klingeln!«
»Der findet uns schon«, beruhigte ich sie. »Unsere Spuren sind für ihn so deutlich, als ob er einem Gleis nachläuft, außerdem hat er einen eingebauten Kompaß.« Aber in mir wuchs ein ungutes Gefühl, und ich sah, daß auch Frauchen ihren Blick nicht mehr von den grünen Mauern ließ, die uns jetzt wie Feinde umdrängten.
Plötzlich klingelte ein Halsband: »Na, Gott sei Dank«, sagte ich, »da ist er ja!« Es kam näher, ein paar Meter vor uns teilten sich die kleinen Tannen, ein fremder Hund, ein Airedale, stand mit hängender Zunge da, äugte zu uns herüber, drehte um und verschwand wieder.
Sonderbar, es war gerade das Erscheinen dieses fremden Hundes, das uns in Panik versetzte. Frauchen sprang auf: »Mein Gott — Puck ist weg, wir müssen ihn suchen!« Ich versuchte sie zu beruhigen, aber sie stieß mich zur Seite und rief hysterisch, während ihr die Tränen über die Wangen liefen: »Ich weiß, er ist weg! Ihm ist was passiert! Wir müssen ihn suchen!«
Ich sprang auf: »Bleib immer so ungefähr zehn Meter neben mir. Zuerst die Schonung da!«
Wir stampften
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