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Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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ist. Er wird nicht mehr töten, Marguerite. Das ist entscheidend.«
    Sie blickte ihn nachdenklich an, bevor sie antwortete.
    »Du hast wohl recht, Marcel. Doch in deiner Geschichte fehlt noch etwas: Daphne.«
    Marcel seufzte erneut und machte sich bereit, den letzten Teil seiner Version zu erzählen.
    ***
    Bald waren sie nah genug, um feststellen zu können, woher die Lichtpunkte, die sie gesehen hatten, rührten. Es handelte sich tatsächlich um eine Karawane, eine Gruppe von zehn Gestalten in Kutten, die im Rhythmus einer Trommel langsam voranschritten und mit ihren Fackeln den Weg beleuchteten.
    Sie geleiteten einen Karren.
    Beatrice und Pascal versuchten noch mehr zu erkennen und kämpften gegen ihre Angst, dass es sich dann doch nicht um die Entführer von Michelle handeln könnte.
    Doch da entdeckten sie sie. Gefesselt und geknebelt saß sie gemeinsam mit einem weiteren Gefangenen, offenbar ein Kind, auf dem Karren. Pascals Herz machte einen Satz, und beinahe hätte er laut aufgeschrien.
    »Sie ist es«, flüsterte er und wäre am liebsten aus ihrer Deckung vorgestürzt, um sie augenblicklich aus den Klauen dieser Mönchsgestalten zu retten.
    »Ganz ruhig«, sagte Beatrice. »Spar deine Kräfte, du wirst sie noch brauchen.«
    »Du hast recht. Aber es kommt mir so vor, als hätte ich sie tausend Jahre nicht gesehen …«
    »Fast ist es ja so. Wir haben eine weite Strecke in Raum und Zeit zurückgelegt, um sie zu finden.«
    »Und es hat wirklich funktioniert.«
    »Wir sollten den Tag nicht vor dem Abend loben. Jedenfalls sieht es so aus, als ginge es Michelle gut, oder?«
    »Das hoffe ich. Wenn sie ihr etwas angetan haben …«
    Beatrice wurde ernst.
    »Pascal, bitte, beruhige dich. Jede Minute zählt. Wir sollten besser überlegen, wie wir es anstellen werden …«
    Die beiden beobachteten noch einen Moment den unheimlichen Zug, der sich im Rhythmus der Trommel vorwärtsbewegte. Da wandte sich einer der Fackelträger um, und sie konnten sehen, was sich unter der Kapuze verbarg.
    »Skelette«, stellte Beatrice fest. »Das war ja zu erwarten.«
    Pascal runzelte die Stirn.
    »Skelette?«, fragte er.
    »Ja. Es sind Skelette, böse Wesen, die sich überall in den dunklen Zonen des Totenreichs aufhalten. Es sind typische Helfer des Bösen, denn im Gegensatz zu den Ghulen können sie denken. Sie sind weniger … animalisch.«
    »So ein Mist.« Er schnaubte. »Und sind sie so aggressiv wie die Ghule?«
    »Leider ja. Sie sind zwar nicht so stark, aber sie haben eine wirkungsvolle Waffe: ihre Zähne.«
    »Willst du damit sagen, dass sie beißen?«
    Nach allem, was er bereits erlebt hatte, kam Pascal das gar nicht so schlimm vor.
    »Sie beißen, und sie nennen es ›den Giftbiss‹. Sie übertragen die Verwesung wie ein Gift, es greift sogar uns umherirrende Seelen an, denn es zersetzt unseren hiesigen Körper, wodurch die Seele ihnen völlig ausgeliefert ist. Für einen Lebenden wie dich ist es nicht viel anders. Jeder Biss würde auf der Stelle Wundbrand auslösen, und dein Körper würde sich in kürzester Zeit zersetzen; ein qualvoller Tod. Es gibt kein Gegenmittel, das den Prozess aufhalten könnte. Vor langer Zeit wurde der vierte Wanderer zwischen den Welten von ihnen angegriffen. Er trug nur einen Kratzer am Bein davon, doch schon nach ein paar Stunden brach er zusammen; die inneren Organe waren von dem Gift befallen und er starb.«
    Pascal schwieg. Ein Grausen überkam ihn, und zudem wurde ihm bewusst, dass er sich noch mit keinem Wort nach den anderen Wanderern vor ihm erkundigt hatte. Wie viele waren wohl in dieser Rolle zu Tode gekommen? Und wieder fragte er sich, ob es ein Privileg oder eine Strafe war, dass er nun diese Rolle übernommen hatte.
    »Ich verstehe, dass du mich auf das vorbereiten willst, was da auf uns zukommt«, sagte er dann zu Beatrice, »aber mir wäre es lieber, du erzählst mir nur das Nötigste.«
    Sie nickte schuldbewusst.
    »Entschuldige, ich rede manchmal zu viel. Ich wollte dich nicht erschrecken. Konzentrieren wir uns also auf Michelle. Ich nehme an, du hast einen Plan …«
    Er nickte, froh, dass nun endlich der letzte Akt ihrer Reise vor ihnen stand, und kniff die Augen zusammen.
    »Ich denke, dass du schneller bist als diese Skelette, oder?«, begann er.
    »Ja.«
    »Und weil du zum Zwischenreich gehörst, stellst du für sie einen richtigen Leckerbissen dar …«
    Beatrice runzelte die Stirn.
    »Ich glaube, ich weiß, was du vorhast. Du willst mich als Köder benutzen.«
    Pascal

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