Puerta Oscura - 01 - Totenreise
lächelte unsicher.
»Aber es kann funktionieren«, verteidigte er seine Idee. »Und für dich, denke ich, würde es keine besonders große Gefahr bedeuten. So schnell, wie du bist.«
»Verstehe.«
»Du müsstest dich nur kurz zeigen, damit die Skelette die Verfolgung aufnehmen.«
»Glaubst du denn, dass sie den Karren unbewacht zurücklassen?«, fragte sie skeptisch.
»Nein, das glaub ich nicht«, erwiderte Pascal. »Doch vor wem sollten sie sich denn mitten im Reich der Finsternis schützen wollen? Das ist ihr Territorium. Sie werden vielleicht ein, zwei von ihnen zurücklassen, und das sollte kein Problem sein … Jedenfalls wäre dein Auftauchen hier viel zu überraschend, und ihre Gier viel zu groß, als dass sie überlegt reagieren würden.«
»Wenn du willst, kannst du ganz schön aktiv sein«, bemerkte sie.
Wieder lächelte Pascal. »Du kennst mich und du weißt, dass ich eigentlich nicht der Typ bin, der unbedingt die Initiative ergreift. Aber dies hier, was jetzt vor uns steht, ist keine Frage des Wollens, sondern der Notwendigkeit. Es gibt keine andere Wahl; ich muss handeln.«
»Okay, das klingt alles nicht schlecht«, meinte Beatrice nach kurzem Schweigen. »Es ist riskant, doch was ist nicht riskant auf dieser Mission? Und ich habe keine andere Idee.«
»Es ist eine einfache Lösung. Wenn sie hinter dir her sind, setze ich die Wachen außer Gefecht und flüchte mit Michelle. Und dir«, wiederholte er eindringlich, »wird nichts geschehen.«
»Und wo treffen wir uns, wenn alles glückt?«
»Sag du. Wir warten dann dort auf dich und gehen gemeinsam zum Kronosfelsen zurück.«
»Hoffentlich schaffe ich das«, sagte Beatrice, während sie wieder zu dem Zug der Skelette blickte. »Du weißt, dass das Böse eine starke Anziehungskraft besitzt, und diese Gestalten dort sind seine Diener.«
»Du bist so schnell, dass du das ausgleichen kannst«, versicherte ihr Pascal. »Du schaffst das. Übrigens …«
»Was?«
»Das Schwert funktioniert doch auch bei denen, oder?«
»Ja. Du musst sie köpfen, dann können sie sich nicht mehr bewegen. Das ist am wirkungsvollsten.«
»Einverstanden.« Er blickte sie ernst an. »Wir wollen auch wieder zurückkommen. Alle.«
52
ES WAR BEREITS früher Vormittag. Daphne kam aus dem Untersuchungsraum und setzte sich neben Dominique, der mit verbundenen Rippen auf sie wartete. Der Polizeipsychologe, der die ganze Zeit bei ihnen gewesen war, hatte sich verabschiedet. Endlich waren sie allein, nachdem die Polizisten Dominiques aufgeregte Eltern gebeten hatten, in einem Raum nebenan zu warten, bis alle Untersuchungen abgeschlossen waren.
Sie zauste freundlich Dominiques Haare und betrachtete sich still in der Glastür eines Medikamentenschranks. Sie hatte mehrere Prellungen, doch ansonsten ging es ihr gut. Auch Dominique war einigermaßen versorgt, blieb nur Jules, der von den Klauen des Vampirs übel zugerichtet worden war. Die Ärzte gaben ihm Antibiotika, um einer gefährlichen Infektion entgegenzuwirken.
»Varney ist noch nicht ganz tot«, flüsterte Daphne Dominique neben sich zu, »doch der Wächter kümmert sich darum. Im Institute Anatomique Forens e, wie er mir gesagt hat. Dann können wir die Sache endgültig vergessen.«
»Hoffentlich«, antwortete der Junge tonlos mit gesenktem Blick. Daphne hatte ihn auf der Fahrt ins Krankenhaus leise davon unterrichtet, wer dieser Gerichtsmediziner in Wahrheit eigentlich war – der Wächter der Pforte, und Dominique war voller Dankbarkeit, dass er auf dem Dachboden aufgetaucht war. Wer weiß, wie es ihnen ergangen wäre, hätte er nicht plötzlich in der Tür zum Boden gestanden. Doch nun war Dominique erschöpft und er schwieg vor sich hin. Außerdem beschäftigte ihn noch etwas anderes.
Daphne sah ihn besorgt an.
»Woran denkst du?«, fragte sie ihn, obwohl sie die Antwort schon kannte.
»An Pascal. An Pascal und Michelle. Wo sie wohl gerade sind? Und werden sie wirklich zurückkommen?«
Daphne verstand, dass ihn jetzt, nach den eigenen schlimmen Erlebnissen mit der Macht des Bösen, diese Fragen besonders bewegten.
»Schlechte Nachrichten verbreiten sich in Windeseile«, sagte sie beruhigend. »Also müssen wir das Ausbleiben von Nachrichten als gutes Zeichen interpretieren. Pascal erfüllt seine Mission. Wir müssen Vertrauen haben.« Sie nickte Dominique zu. »Er ist bestimmt kurz vor dem Ziel, und seine Rückkehr in diese Welt ist nicht mehr gefährdet. Denn, wie gesagt, Marcel Laville, der Wächter, wird
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