Puerta Oscura - 01 - Totenreise
unfreiwillig gerettet hatten, diese Seele aus dem Reich der Finsternis, die sich ihrer Tarnung nun entledigt hatte. Ein dunkles Wesen, das sich das Bild des Wanderers einprägte, um es nicht zu vergessen, um ihn in Zukunft wiederzuerkennen …
***
Die Ärzte hatten Jules’ Eltern gebeten, das Krankenzimmer ihres Sohnes zu verlassen, damit er sich ausruhen konnte. Jules hatte Schmerzen am ganzen Körper, doch vor allem in seinem zerschundenen Gesicht. Er wollte es berühren, doch seine Fingerspitzen spürten nur den Verband.
In seinem Kopf wirbelte alles durcheinander, obwohl er ahnte, dass seine Anwesenheit in einem Krankenhaus ein gutes Zeichen war. Sie mussten den Vampir erledigt haben. Sonst wären sie jetzt alle tot … oder schlimmer noch. Man hatte ihm außerdem gesagt, dass Daphne und Dominique wohlauf waren. Er vertraute darauf, dass man ihn nicht anlog, aus Rücksicht, wie er es schon oft in Filmen gesehen hatte.
Jetzt mussten nur noch Pascal und Michelle zurückkommen, aus der anderen Welt, sonst wäre alles umsonst gewesen.
Bei dem Gedanken an die Mitbewohnerin des Hauses, Blanche Pelen, befielen ihn heftige Gewissensbisse. Eine nette Frau, die er vor der Gefahr in dieser Nacht nicht gewarnt hatte, weil auch er nicht damit gerechnet hatte, dass der Vampir mit allen Mitteln in das Gebäude eindringen würde. Allein die Erinnerung an das Monster verursachte ihm Gänsehaut, und unbewusst strich er sich über den Hals. Seine Hand stockte, als er eine feine Narbe spürte. Jules schluckte schwer und sein Kopf begann zu rasen. Der Mund wurde ihm trocken und er starrte ins Leere. Doch dann spürte er unter der Narbe den gleichmäßigen Puls seiner Halsschlagader.
Er beruhigte sich wieder. Außerdem konnte diese fast verheilte Verletzung nicht von der vergangenen Nacht stammen; sie musste älter sein.
Oder nicht?
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