Puerta Oscura - 01 - Totenreise
Freundin von Michelle, die ebenfalls dort wohnt, Cécile. Vielleicht weiß sie etwas. Bestimmt gibt es eine normale Erklärung dafür, weshalb Michelle nicht dort ist.«
»Nimm das Festnetz«, schlug Daphne vor.
Kurz darauf sprach Dominique mit dem Mädchen, das Pascal nur aus Erzählungen kannte. Das kurze Gespräch stellte Dominique nicht ganz zufrieden, und er rief noch einmal im Internat an, um mit der Verwaltung zu sprechen.
Pascal beneidete wieder einmal die energische Art seines Freundes. Er hingegen war noch immer so erschrocken, dass er keinen klaren Gedanken fassen konnte.
Nachdem Dominique das Gespräch beendet hatte, wandte er sich an die beiden: »Es ist ein paar Tage her, dass Michelles Familie dem Internat mitgeteilt hat, dass sie verreisen würden«, erzählte er.
Diese Nachricht ließ in Pascal ein wenig Hoffnung aufkeimen, obwohl der Gesichtsausdruck seines Freundes nicht sehr überzeugt wirkte. Doch Pascal war gewillt, sich an jeden Strohhalm zu klammern … Vielleicht, sagte er sich hoffnungsvoll, hatte eine unverhoffte Reise Michelle ja vor dieser Bedrohung gerettet, von der Daphne sprach.
»Haben sie dir gesagt, wer sie über die plötzliche Abwesenheit eurer Freundin unterrichtet hat?«, fragte Daphne scharfsinnig. »Ich wette, es waren nicht ihre Eltern.«
»Du hast recht«, stimmte Dominique zögerlich zu, »es war angeblich ein Onkel von Michelle. Die Aufsicht hat mir gesagt, dass sie ihn nicht kenne, dass er aber gut gekleidet und sehr höflich gewesen sei.«
»Konnte sie ihn dir beschreiben?«, fragte Daphne.
»Ja, mehr oder weniger. Sie hat mit ihm gesprochen.«
Dominique berichtete den beiden die Einzelheiten. Schon bevor er geendet hatte, war sich Daphne sicher: »Das war der Vampir«, behauptete sie düster. »Die Beschreibung passt. Er war beim Internat, als es schon dunkel war, stimmt’s?«
Dominique nickte. »Ja. Er war am Sonntagabend gegen halb neun da.«
»Kurz bevor das Mädchen entführt wurde«, schloss Daphne. »Michelle war in diesem Moment bei eurem Freund Mathieu. Dieser verdammte Vampir hat sich ganz schön beeilt … Tut mir leid, Jungs«, entschuldigte sich Daphne, »dass ich euch so schlechte Nachrichten bringe.«
»Mein Gott …«, stammelte Pascal verzweifelt und versuchte, sich wieder zu fangen. »Das alles ist meine Schuld; musste ich denn auch durch diese entsetzliche Pforte gehen …«
»Wirklich unglaublich.« Dominique richtete sich in seinem Rollstuhl kerzengerade auf. »Wozu hat sich der verdammte Vampir aber die Mühe gemacht, das mit der Reise vorzutäuschen?«
»Wenn die Polizei sich einschaltet, könnte das seine Bewegungsfreiheit einschränken«, antwortete Daphne. »Die stärkste Waffe eines Vampirs ist eine unauffällige Erscheinung, und er wird nicht darauf verzichten wollen. Zumindest noch nicht.«
»Die Sache wird immer komplizierter«, behauptete Dominique, der dieselben Ängste wie Pascal durchlitt. »Wie es aussieht, ist Michelle tatsächlich gekidnappt worden. Ihre Freundin im Internat, mit der sie das Zimmer teilt, hat mir gesagt, dass sie nichts mitgenommen hätte. Weder Waschzeug noch Kleidung. Nicht einmal eine Zahnbürste. Sehr verdächtig. Ganz schön überstürzt für einen Familienausflug, oder?«
Pascal stiegen die Tränen in die Augen. Dominique dagegen war wütend. Wäre er zu Hause gewesen, hätte er irgendetwas kaputt geschlagen.
***
Das Büro der Kommissarin war nicht besonders groß und wegen des schmalen Fensters, das auf einen Hinterhof zeigte, schlecht belüftet. Überall lagen sorgfältig gestapelte Akten herum, auf dem Schreibtisch, über den Boden verteilt, und an der Tür stand ein alter Garderobenständer, wo Marguerites Mantel hing; daneben war ein zerkratzter Metallschrank abgestellt, dessen große Schubladen heraushingen. Marcel war der Raum, in dem er so oft mit Marguerite gearbeitet hatte, bestens vertraut. Er zog seinen Trenchcoat aus und setzte sich ihr gegenüber an den Schreibtisch, wo sie sich in einem Drehstuhl fläzte.
»Man hat also die Leichen gefunden, von denen die Körperteile stammen«, begann Marcel.
Marguerite nickte. »Ja, sie hingen an einem Baum! Und frag mich nicht, wie sie dahin gekommen sind!«, stieß sie wütend hervor. »Die Toten hatten ihre Papiere dabei, also besteht kein Zweifel: Es handelt sich um die beiden Jugendlichen, die nach der Halloweenparty verschwunden sind. Ganz wie in einem Horrorstreifen, oder?«
»Und ob. Soll ich berichten?«
»Leg los.«
»Wir haben
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