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Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Puerta Oscura - 01 - Totenreise

Titel: Puerta Oscura - 01 - Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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sehen?«
    »Ist irgendetwas?«, fragte Daphne überrascht. »Dürfen wir nicht hier sein?«
    Die beiden Frauen taxierten sich gegenseitig. Daphne betete, dass die Kommissarin ihre Tasche, die sie in der Hand hielt, nicht durchsuchen würde.
    »Doch, dürfen Sie«, antwortete Marguerite. »Eine Routinekontrolle, mehr nicht.«
    Sie zeigten ihre Ausweise. Dominique hatte die Frau gleich erkannt. Sie war in der Schule nicht zu übersehen gewesen: Es war die Leiterin der Untersuchung des Mordfalls Delaveau.
    Auch die Kommissarin hatte ein gutes Gedächtnis für Gesichter. Doch beinahe hätte sie die alte Frau, die diesmal ganz normal gekleidet war, nicht wiedererkannt. Sie würde sich ihren Namen merken und ihn überprüfen. Das waren zu viele Zufälle: am Abend im Krankenhaus, dann im Park Monceau und jetzt hier …
    »Ach …«, fragte sie, während sie die Papiere zurückgab, »waren Sie nicht vor ein paar Tagen im Hospital Pitié Salpêtrière? Ich meine, Sie gesehen zu haben.«
    »Ja.« Daphne war überrascht, doch sie beschloss, nicht zu lügen. »Mein Lehrling war an dem Abend überfallen worden. Waren Sie auch dort?«
    »Ja.« Die Kommissarin ließ sie nicht aus den Augen. »Was für ein Zufall, nicht wahr?«
    Die letzten Worte klangen sarkastisch, doch Daphne tat so, als hätte sie es nicht bemerkt.
    Marguerite sah sich das Paar genau an. Sie brannte darauf, mehr darüber zu wissen, herauszufinden, in welchem Verhältnis die alte Frau und der Junge im Rollstuhl zueinander standen, doch verzichtete sie im Moment auf Fragen. Sie würde es schon herausfinden.
    »Wollten Sie ins Institute Anatomique Forense ?« Sie zeigte auf das Gebäude. »Weil Sie hier vor dem Eingang …«
    Daphne schüttelte rasch den Kopf. »Nein, Gott sei Dank nicht«, sagte sie. »Wir haben uns zufällig hier getroffen.«
    Stille trat ein, während Marguerite sie anstarrte.
    »Und du? Müsstest du nicht in der Schule sein?«, fragte sie Dominique.
    »Ich habe heute Nachmittag keinen Unterricht«, antwortete er.
    »Dann noch einen schönen Tag«, verabschiedete sich Marguerite und ging davon.
    Dominique und Daphne wollten schon erleichtert aufatmen, als sich die Kommissarin noch einmal umdrehte. »Auf welche Schule gehst du, Dominique?«
    Daphne hätte ihm gerne signalisiert, dass er lügen sollte, doch ihr blieb keine Zeit.
    »Auf die Marie Curie.«
    Marguerite strich über ihre Halskette, deren Perlen leise klapperten.
    ***
    Pascal saß keuchend auf dem schimmernden Boden. Er war gerade noch mal davongekommen.
    »Danke, wirklich«, sagte er und versuchte das Pochen in seinen Schläfen zu besänftigen. »Du hast mir das Leben gerettet.«
    Das Mädchen lachte. »Gar nicht so leicht, das in dieser Welt zu tun. Es war mir ein Vergnügen.«
    »Dieser Gesang«, sagte Pascal, »er hat mir meinen Willen geraubt, ich konnte gar nicht mehr klar denken. Es hätte mich fast umgebracht, weil ich auf diese Monster zugegangen bin; so etwas ist mir noch nie passiert. Wer hat mich denn da gerufen … und dann mit einer so verführerischen Stimme?«
    »Sirenen. Sobald du ihren Gesang hörst, musst du dir die Ohren zuhalten und an etwas anderes denken«, erklärte ihm das Mädchen. »Es sind verdammte Seelen, die durch die Dunkelheit irren und deren klagenden Gesängen man nicht widerstehen kann. Sie werden so genannt, weil ihre Zauberkraft an Gestalten aus dem Heldenepos des Odysseus erinnert. Deren Gesang war so schön, dass die Seeleute, die ihn hörten, von ihnen unweigerlich angezogen wurden und mit ihren Schiften auf gefährliche Riffe aufliefen.«
    Pascal nickte.
    »Aber warum taten sie das?«
    »Das weiß niemand, weil keiner von denen, die ihrem Gesang gefolgt sind, jemals wieder zurückgekommen ist.«
    »Und diese Ghule …«
    Sie lächelte. »Für einen Wanderer weißt du eine Menge nicht.« Da erst bemerkte Pascal, dass sie ihn erkannt hatte. Logisch! Ein Lebender an diesem Ort war natürlich auffällig. »Die Ghule nutzen den verlockenden Gesang der hiesigen Sirenen. Sie sind Aasfresser. Das Böse hat sie dazu gemacht. Sie schleichen im Dunkeln herum und versuchen, ihren riesigen Appetit auf Fleisch zu befriedigen, während sie verwesen. Am Ende landen sie im Reich des Bösen. Ich weiß nicht, was sie zuvor in ihrem Leben gemacht haben, um so zu enden, es ist scheußlich …«
    Er schwieg einen Augenblick. »Du weißt also, wer ich bin«, sagte er dann. »Ich heiße Pascal, und du?«
    »Beatrice. Ich bin eine umherirrende Seele. Dauernd bin ich

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