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Puna - Toedliche Spurensuche

Puna - Toedliche Spurensuche

Titel: Puna - Toedliche Spurensuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Scholze
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läuft bei mir nichts. Und hier stimmt weder das eine noch das andere».

    Minutenlange Stille breitete sich im Raum aus. Abrupt stand Anja Koswig auf, knöpfte sich ihren taupe-farbenen Blazer zu und streckte Herrn Lochner ihre Hand entgegen.
    »Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag ...«
    Ihr Gegenüber beugte sich ein wenig nach vorne und griff nach dem Füllfederhalter auf seinem Schreibblock.
    »Frau Koswig .... Entschuldigen Sie, wenn Sie einen falschen Eindruck von mir bekommen haben ... Bitte setzen Sie sich doch wieder ...«
    Seine Hand wies in Richtung ihres Stuhles.
    »Sie haben vollkommen recht . Ich habe Ihnen nur die halbe Wahrheit erzählt. Aber ich wollte nicht, dass sie gleich zu Beginn ablehnen ...«. Ferdinand Lochners Blick blieb auf dem Schreibblock vor sich haften.
    »Was ihnen ja wohl nicht geglückt ist ...«, erwiderte Anja.
    »Frau Koswig, wir haben vor einem Monat eine Journalistin damit beauftragt, diese Aufgabe zu übernehmen. Sie hat auch ein wenig recherchieren können, musste aber aufgeben. Es ist - zugegeben - etwas kompliziert ... Darf ich Ihnen noch ein wenig Kaffee eingießen ... ?« Ohne eine Antwort abzuwarten, goss er nach.
    »Ludwig Staller. Er führte bei uns lange Jahre im Labor Forschungsarbeiten durch. Wir haben ihm viel zu verdanken. Vor einigen Jahren, mit dem besagten Wechsel der Geschäftsleitung, kam es ... wie soll ich sagen ...zu einem sehr unschönen Ausscheiden aus dem Arbeitsverhältnis. Ich brauche Ihnen gegenüber nicht zu betonen, dass die spärlichen späteren Begegnungen wenig herzlich ausgefallen sind. Kontakt fand - wenn überhaupt - nur über unsere Anwälte statt ... Aber von Herrn Staller sind in der Vergangenheit entscheidende Impulse für unsere Firma ausgegangen. Wir können keine Firmenbiographie erstellen, ohne ihm einen entsprechenden Raum einzuräumen ...«
    »Bis dahin kann ich Ihnen folgen ...«
    »Als Herr Staller vor einem halben Jahr an Bauchspeicheldrüsen-Krebs verstarb, war ich sehr betroffen und machte ich mir Vorwürfe, mich nicht vorher mit ihm ausgesprochen zu haben ...«
    »...«
    »Erst nach der Beisetzung hörte ich davon, dass wir weitläufig miteinander verwandt seien ... Genaues konnte ich aber nicht herausbekommen. Überhaupt: Die Beerdigung war ... beängstigend ... Da arbeitet man ein ganzes Leben ... und am Ende wird man verscharrt, ohne dass es irgendeinen interessiert ... Wenn ich daran denke, läuft es mir jetzt noch kalt über den Rücken. Noch nicht einmal von seiner Familie war jemand da ...«
    »Wieso kommen Sie dann darauf, dass es Nachfahren gibt, die zu einem Interview bereit wären ... ?«
    »Später habe ich seinen Anwalt getroffen und habe ihm von meinem Vorhaben erzählt. Sonderlich gesprächig war der nicht gerade ... Ich habe aber immerhin mitbekommen, dass der ebenfalls nach Verwandten sucht. Da muss es irgendwie um sein Testament gehen .«
    »Okay ...?«
    »Frau Koswig, mir liegt sehr viel daran, dass wir diesen Teil der Firmen-Biographie verwirklichen. Seit dieser eigenartigen Beerdigung mehr denn je ...«.
    »Sie sagten, dass da eine Journalistin auch schon an diesem Thema dran war ... ?«
    »Ja, ... ähm. Das ist richtig. Aber sie hat nicht all zu viel ans Licht gefördert. Eigentlich nichts, was wir nicht schon wussten ...«
    »Herr Lochner, was erwarten Sie von mir ... weshalb sollte ich als Genealogin da mehr herausfinden können ?«
    Ein Moment Stille trat ein. Die Blicke von Ferdinand Lochner ruhten auf dem Gesicht von Anja Koswig.
    »Frau Koswig, sie hielten im letzten Jahr diesen Vortrag: ‚Unsere Zukunft beginnt bei unseren Wurzeln‘ oder so ähnlich. Dabei zeigten sie ein Beispiel davon, wie Sie für einen Kunden eine vollkommen unbekannte Verwandte ausfindig machten. Beide hatten gemeinsame Vorfahren, von denen der eine Teil des Familienverbandes vor 150 Jahren ausgewandert war. Wenn ich mich recht erinnere, wusste in der Familie niemand mehr, dass es so etwas wie eine Auswanderung gab ...«
    »Das stimmt. Aber ich sehe nicht, was das mit diesem Fall zu tun hat .«
    »Es ist fast die gleiche Situation, die Sie in dem Vortrag darstellten. Also nichts grundlegend Neues. Nur Dinge, die sie bereits einmal gemacht haben.«
    »Sicher, Ähnlichkeiten gibt es da schon. Auch wenn es einfacher zu sein scheint - ohne Auswanderung und die damit verbundenen Schwierigkeiten ...«
    »Dann verstehe ich Ihre Sorge nicht«, hielt Ferdinand Lochner dagegen.
    »Sie sind sich schon darüber im Klaren, dass

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