Puppenbraut: Psychothriller (German Edition)
Eltern! Besser als irgendwer auf der Welt! „Auf dem Parkplatz steht mein Auto. Wir treffen uns gleich dort! ABER...“, er senkte seine Stimme zu einem sanften Flüstern, „…das Geheimnis wollen wir nicht vor anderen lüften, bis wir deine Eltern zusammengebracht haben, einverstanden?“ Er machte eine Redepause, damit das Mädchen seinen letzten Satz auch richtig verstand. „Daher darf uns wirklich NIEMAND gemeinsam sehen!“
„Einverstanden!“, entgegnete Zoey mit einem süßen Lächeln der Unschuld, die nur in einem Kind schlummern konnte.
Wenn es nach ihr ging, musste er es nicht extra betonen. Bei ihren gemeinsamen Plänen, die sie schmiedeten, um ihre Eltern zusammenzubringen, war Zoey mit ihm schon mal unterwegs gewesen. Nach der Schule. Daher wusste er auch ganz genau, dass sie einwandfrei seinen Wagen erkennen würde. Er musste nur dafür sorgen, dass sie auch wirklich keiner sehen würde. Kinder waren immer so nachlässig!
KAPITEL 1
Mittwoch. Zweiter Tag nach der Entführung.
Doreen Bertani schaute aus dem Fenster ihres gemeinsamen Einfamilienhauses in der Narrows Avenue, Brooklyn, New York. Cassy, ihre wunderschöne, kleine Tochter schaukelte so friedlich im gepflegten Garten. Neben dem Gerüst, das die halbe Fläche einnahm, lag ihre Barbiepuppe, mit der das kleine Mädchen gerade sprach. Genau das waren die Augenblicke, bei denen sie sich ein Geschwisterchen für ihre Kleine wünschte. Es war ein Moment, in dem sie sich niemals von ihrer Arbeit unterbrochen zu sein wünschte.
Das Telefon klingelte unerbittlich. Ihren melancholischen Gedanken nachhängend, meldete Doreen sich etwas verärgert über den Störer mit ihrem vollen Namen. Das hieß für alle, die sie kannten, dass sie nicht gerade erfreut über den Anruf war. Wirklich gar nicht!
„Hey... Ich bin’s nur! Was ist bei euch los?“ Doreen entspannte sich wieder, als sie die Stimme erkannte.
„Ach! Du bist es, Ell. Nichts ist bei uns los! Gerade habe ich Cassy aus dem Fenster zugeschaut, wie sie mit ihrer Barbie spielt. In solchen Momenten denke ich nur, wie viel Glück wir beide haben! Sie wird langsam groß.“
„Da hast du wohl recht...“ Raffaellas Stimme klang weich. ‘Ziemlich sexy’, ging es Doreen durch den Kopf. Sie lächelte. Es folgte ein winziger, genussvoller Augenblick der erfüllenden Stille, den sie beide genossen. Doch das eigentliche Anliegen beförderte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Wie mit einem Schlag in die sprichwörtliche Magengrube. „Ree, erinnerst du dich noch an die Geschichte mit der Kleinen? Gestern in den Nachrichten?“
Doreen musste nicht lange nachdenken. Es hatte sie sehr berührt. Üble Sache. „Das Mädchen, warte mal, wie hieß sie noch? Zoey? Die Kleine, etwas älter als Cassy?“
„Ja. Genau die meine ich! Ihr richtiger Name ist Zoey Andrews. Die Mutter hatte wohl gestern einen Nervenzusammenbruch! Ich soll sie in meiner Praxis behandeln.“
„Oh, Gott! Wie furchtbar!“ Doreen spürte, wie ihr speiübel wurde. Ob sie es wollte oder nicht, vor ihrem geistigen Auge sah sie Cassy und bildete sich ein, sie könnte nachvollziehen, was die arme Mutter empfinden würde. Oder war es nur eine Illusion?
„Die Mutter…“, Raffaella räusperte sich, als hätte sie Doreens Gedanken geahnt. Offenbar war auch ihr das Thema unangenehm, „….Amy Andrews, die Mutter des Mädchens, ist jetzt offiziell meine neue Patientin. Ich soll sie therapeutisch begleiten.“ In der kurzen Pause entfalteten die Worte ihre volle Wirkung. „Ree!?“ Die Psychologin senkte schwermütig ihre Stimme. „Die Frau möchte mit dir sprechen! Sie will in die Medien!“
„Sie will was?“ Doreen spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte und ihr nur wenig Atemluft ließ. Gewiss liebte sie ihre journalistische Arbeit sehr und war immer auf der Suche nach allem, was nur halbwegs nach einer großartigen Story roch. Diesmal versprach es sogar eine der besten Reportagen zu werden, die sie sich jemals hätte erträumen lassen. Ihr Herz hüpfte vor Freude. Doch ein Artikel über ein kleines, entführtes Kind war nicht ihr Kaliber! Es ‘publik zu machen’ bedeutete in diesem Fall, dass sie sich vielleicht am Ende die Schuld für einen schlechten Ausgang der Geschichte geben würde.
„Amy Andrews ist bereit, für ihre Tochter alles zu tun! Sie braucht dich! Ich kenne keine Journalistin, die besser als du geeignet wäre, diese Story aufzuarbeiten!“
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