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Puppenfluch

Puppenfluch

Titel: Puppenfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristina Ewa Christina; Sjögren Johansson
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aber Siri konnte die Bilder noch immer wie einen Film im Kopf abspielen.
    Der Schrei. Das Mädchen. Der Mann, der sie schlug ... Siri schluckte.
    »Was ist los?«, fragte Torsten.
    »Was? Ach, ich habe nur nachgedacht ...«
    Siri fuhr sich mit der Hand über die Nase und überlegte, was sie sagen sollte, als Torsten fortfuhr: »Du hast gestern die große Neuigkeit verpasst.«
    »Wovon redest du?«
    Torsten sah sie herausfordernd an.
    »Die Polizei war da und wollte sich mit uns unterhalten.«
    Siri versuchte, gleichgültig auszusehen, aber ihr Herz raste. Man hatte ihren Anruf also ernst genommen. Sie schob die Hände in die Hosentaschen, damit Torsten nicht sehen konnte, dass sie plötzlich zitterten.
    »Wieso das denn? Was wollten sie?«, fragte sie mit angehaltenem Atem.
    »Sie haben sich ein bisschen umgehört, ob einem von uns etwas aufgefallen ist«, antwortete Torsten. »Sie haben einen anonymen Hinweis bekommen. Viel haben sie uns nicht erzählt, nur dass wir uns melden sollen, falls uns irgendetwas komisch vorkommt. Ich hoffe nur, dass es nicht um irgendwelche Alkoholschmuggler aus Osteuropa geht.«
    »Das wusste ich nicht«, sagte Siri. »Davon stand gar nichts in der Zeitung ...«
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ihr Mund war ganz trocken.
    »Nein, wahrscheinlich war auch gar nichts. Nur Routine. Nichts, worüber man in der Zeitung berichten könnte. Deine Mutter hat dir auch nichts erzählt?«
    Siris Mutter arbeitete als Sekretärin bei der Polizei und war eigentlich immer bestens informiert.
    »Nein, aber sie redet nie viel über ihren Job ...«
    Trotzdem fand Siri es schon ein bisschen seltsam, dass ihre Mutter nichts davon gesagt hatte, wo es doch ausgerechnet um den Flugplatz gegangen war.
    »Na dann. Vermutlich war es falscher Alarm, was auch immer da los gewesen sein mag«, sagte Torsten und sah erleichtert aus.
    »Sicher«, entgegnete Siri matt.
    Torsten schob seine Mütze ein Stück nach hinten und lächelte.
    »So, genug geplaudert. Ich muss los. Schönes Wetter heute, es ist also alles ausgebucht. Kannst du die Cessna saugen? Aber gründlich, hörst du?«
    Er stiefelt davon, ohne noch eine Antwort abzuwarten, und Siri schaute ihm nach. Sie wunderte sich. Das war alles, was die Polizei unternommen hatte? Sie hatte sich lediglich ein bisschen auf dem Flugplatz umgehört? Siri wusste nicht, was sie stattdessen erwartet hatte, aber man hätte die Sache doch wohl etwas genauer untersuchen können? Oder war es ihre Schuld? Hatte die Polizei sie nicht ernst genommen und das Ganze für einen Scherz gehalten, weil sie anonym angerufen hatte? Das schlechte Gewissen ließ ihr keine Ruhe.
    »Du, Siri, es eilt ein bisschen!«
    »Okay, okay.«
    Siri machte auf dem Absatz kehrt.Das Tor zum Vereinsgelände stand offen. An den Wochenenden herrschte Hochbetrieb auf dem Flugplatz. Sein Vater parkte den dunkelblauen Mercedes vor der Baracke und ging rein. Aron blieb draußen stehen und zog die Jacke fester um sich. Der Himmel war zwar klar, aber dafür war es auch kalt. Er fror.
    Drüben an der Startbahn war ein Junge in seinem Alter, oder vielleicht ein bisschen jünger, dabei, ein Flugzeug sauber zu machen. Er trug Skaterhosen, Turnschuhe, Kapuzenjacke, einen gestreiften Schal und hatte kurze schwarze Haare. Aron hatte das Gefühl, ihn irgendwo schon mal gesehen zu haben. Er ging zu dem Typen hin, der jetzt im Inneren des Flugzeugs mit einem Staubsauger zugange war.
    »Hallo«, sagte Aron ziemlich laut.
    Der Typ machte den Staubsauger aus und drehte sich um. Er hatte große blaue Augen. Die ungewöhnlich helle Haut und ein Zentimeter Weißblond am Haaransatz zeigten, dass die Haare gefärbt waren. Es sah lustig aus: als würde die schwarze Mähne ein kleines Stück über seinem Kopf schweben.
    »Bitte?«, fragte er.
    »Ist das unser Flugzeug?«, fragte Aron, hauptsächlich um irgendetwas zu sagen.
    Der andere zuckte seine schmalen Schultern.
    »Wahrscheinlich eher das daneben.«
    Er zeigte mit dem Daumen in die entsprechende Richtung.
    »Gutes Flugwetter heute«, fuhr er dann fort und lächelte. »Wohin wollt ihr?«
    Jetzt war es an Aron, die Schultern zu zucken. Der Typ sah ihn an: »Hab heute Morgen gelesen, dass von Westen her ein Tiefdruckgebiet im Anmarsch ist. Also haltet euch besser an die Küste.«
    Aron nickte. Der Kerl schien sich ja gut auszukennen.
    »Mal sehen, was mein Vater dazu meint«, sagte er. »Er ist der Flieger. Ich begleite ihn nur.«
    Der Junge grinste übers ganze Gesicht.

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