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Puppengrab

Puppengrab

Titel: Puppengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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herumsitzen und zulassen, dass Bankes ihren Tod auf Kassetten aufnahm, während sie auf Rettung wartete, derer sie nicht sicher sein konnte. Trotzdem, sie wusste, dass da jemand war. Mehrere. Die Polizei? Das FBI ? Neil?
    Nein, fast hätte sie es vergessen. Nicht Neil.
    Die Waffe glitt tiefer an ihrem Körper herab. Ihr Rückgrat versteifte sich, und der Schmerz war zu einem beständigen, rotglühenden Pulsieren geworden, das nun von einem weiteren Schmerz überlagert wurde. Der Lauf der Waffe war zwischen ihren Beinen angelangt. Er rieb sie und verhöhnte, was noch von ihrem Kleid übrig geblieben war. Das Klebeband an ihren Handgelenken hielt. Bankes ließ einen Finger unter eine der riesigen Laufmaschen ihrer Nylonstrumpfhose gleiten und zog. Die Strumpfhose war im Nu zerrisssen.
    Sei schwach, tu, als hättest du Angst, gib ihm, was er will. Weine, jammere.
    Er sah auf, als hätte ein Geräusch seine Aufmerksamkeit gefesselt, dann wandte er sich wieder ihr zu, die Waffe noch immer zwischen ihren Beinen. Er blickte auf den Kassettenrecorder. Die Play- und Record-Tasten waren beide gedrückt, das schwache Surren der Spulen drang an ihre Ohren.
Rrrrr.
Er lächelte.
    »Es ist so weit, Beth. Schrei für mich. Ich habe so lange darauf gewartet, dich meiner Sammlung hinzuzufügen.«
    Beth blickte auf das Band, dann starrte sie ihm in die Augen und sprach laut und deutlich auf das Band: »Fahr zur Hölle, Scheißkerl.«
     
    »Drei!«
    Der Ruf drang aus weiter Ferne an Beths Ohr, doch plötzlich geriet der Wald in Bewegung. Von überall her tauchten Gestalten mit schwarzen Schutzbrillen und -anzügen auf, flossen durch den Wald wie schwarzes Quecksilber und blieben so abrupt stehen, als hielte die Nacht die Luft an.
    Bankes riss Beth zu sich hoch. Er drückte ihr die Waffe noch fester in die Kehle, bis sie nur noch in den Himmel blicken konnte. Sie knickte die Knie ein. Wenn er sie schon als Geisel festhielt, dann wollte sie es ihm so schwer wie möglich machen. Auf seltsame Weise schien ihr der Schmerz nicht mehr viel auszumachen.
    Bankes festigte seinen Griff und schwankte im schwachen Licht der Laternen über den Hochstand. Er bewegte sich mit ihr im Kreis, blieb in Bewegung, Beths Körper dicht an seinen gepresst. Er würde niemandem die Chance auf einen glatten Treffer geben.
    »Sie gehört mir!« Bankes’ Stimme war panisch. »Bleibt, wo ihr seid. Ich bin noch nicht fertig mit ihr.
Sie gehört mir, ihr Dreckskerle!
«
    Beth holte keuchend Luft, am Druck der Waffe vorbei, kurz vor dem Ersticken. Alles, was sich noch vor zwei Sekunden bewegt hatte, war plötzlich reglos geworden. Stille. Tödlich.
    Dann das Knurren einer tiefen Stimme. »Falsch.« Beth blieb das Herz stehen. Das konnte nicht sein. Doch die Stimme ertönte wieder, war näher gekommen und durchbrach die Stille wie ein Donnern.
    »Falsch, Bankes, sie gehört
mir.
«

[home]
    58
    D ie Scharfschützen des Sonderkommandos zuckten alle gleichzeitig zusammen, doch Neil trat an ihnen vorbei. Er spürte die Anspannung jedes Einzelnen, die Krümmung jedes Fingers am Abzug, das Zusammenkneifen jedes Auges durch die Visiere. Und er hörte Armand Copelands wütende Stimme in ihren Mikros. Neil, der ohnehin kein Gewehr bei sich trug, riss sich das dumme Ding aus dem Ohr und ließ es zusammen mit der Nachtsichtbrille fallen, als er mitten auf die schwach beleuchtete Lichtung mit dem Hochstand trat. Copeland hätte ihn in diesem Augenblick am liebsten umgebracht, aber das war ihm egal. Er blieb zirka zehn Meter vor dem Hochstand stehen.
    »Lassen Sie uns das ein für alle Mal klären, Bankes«, sagte Neil mit scharfer Stimme. »Beth gehört mir, nicht Ihnen.«
    Bankes’ Miene war unbezahlbar. Bei Beths Gesichtsausdruck hingegen blieb ihm das Herz stehen. Sie konnte ihn nicht zwischen den Bäumen stehen sehen, weil sie durch den Lauf der Waffe gezwungen war, nach oben zu blicken. Aber er sah sie. Blut strömte über ihre linke Gesichtshälfte und befleckte ihr Kleid. Ihre Beine baumelten, als könne sie sich nicht mehr aufrecht halten, und ihre Füße sahen aus, als hätte sie sie in einen Mixer gesteckt. Ihre Brust hob und senkte sich mit schweren, mühevollen Atemzügen, und ihre Kleidung war blutbefleckt und zerrissen, besonders an der einen Schulter. Dabei waren es nur noch miese elf Grad.
    Neil hätte Bankes am liebsten kastriert. Stattdessen ballte er die rechte Hand zur Faust und bemühte sich um einen beiläufigen Tonfall. »Sie haben mich wohl nicht

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