Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Puppenrache

Puppenrache

Titel: Puppenrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuela Martini
Vom Netzwerk:
Aber das Einzige, was sie erreichte, war, dass sie jetzt dringend zur Toilette musste. Die Toiletten befanden sich am anderen Ende des Raums, sie müsste sich einen endlos langen Weg durch die Menge bahnen, durch die Menge, in der ER untergetaucht war. ER war es, ganz sicher. Obwohl es nicht sein konnte.
    Litt sie vielleicht unter Halluzinationen? Dachte sie so intensiv an dieses Gesicht, dass sie sich einbildete, es wirklich zu sehen?
    Der Druck in der Blase wurde immer stärker.
    »Stephen«, sie reckte sich zu seinem Ohr, »macht es dir was aus… kommst du mit zur Toilette? Ich glaub, ein Typ ist hinter mir her.«
    »Was?«
    Der Lärm wurde immer unerträglicher.
    »Ein Typ ist hinter mir her«, wiederholte sie lauter.
    »Ein Typ? Versteh ich, du siehst ja auch scharf aus! Wo ist er?« Er blickte sich suchend um. Da nahm sie seine Hand. »Kommst du mit und wartest?«
    Er nickte. »He Kumpels, Sara und ich gehen mal ’ne Nummer schieben.«
    »Wow! Dann viel Spaß!« Van lachte lauthals und schüttete das Glas Bier hinunter. Dean warf Sara einen Blick zu, der ihr nicht gefiel.
    »Warum hast du das gesagt?«, fragte sie Stephen, als sie in der Menge stecken blieben. Manchmal ging ihr Stephens Art seinen Kumpels gegenüber auf die Nerven. Warum musste er immer den Coolen geben? Dabei war er doch eigentlich gar nicht so.
    »Ich wollte nicht, dass sie dich auslachen, weil du Angst hast, aufs Klo zu gehen.«
    »Ich hab vor dem Typen Angst. Nicht davor, aufs Klo zu gehen.«
    Er drückte sie fest. »Sorry, ich weiß.«
    Sie wollte sich nicht ärgern, schließlich war sie ja froh, dass er sie begleitete. Dicht an seine Seite gedrückt schoben sie sich durch die Menschenmenge. Vor der Toilette war zum Glück keine Schlange und sie war schnell fertig.
    Neben drei anderen Mädchen, die sich schminkten, wusch sie sich die Hände und warf noch einen raschen Blick in den Spiegel. Das weiße, gleißende Licht erinnerte sie unwillkürlich an die Klinik. Schnell schob sie den Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf ihr Spiegelbild. Wie blass und dünn sie war. Wenigstens machten sie die blond gefärbten Haare etwas lebendiger. Und auf einmal war ihr klar: Er konnte es gar nicht gewesen sein. Jetzt sah sie doch ganz anders aus! Wie hätte er sie also erkennen sollen?
    Ich hab es mir eingebildet, weil ich so intensiv daran gedacht habe, versuchte sie, sich selbst zu überzeugen. Das muss sofort aufhören. Sofort. Ich darf nicht mehr daran denken.
    Zwei Mädchen kamen kichernd rein und sie schob sich zwischen ihnen hindurch nach draußen.
    Wo war Stephen?
    Sara sah sich um, überall waren Körper und Gesichter, die Musik und das Stimmengewirr vermischten sich zu einem tosenden Brausen. »Stephen!« Ihr Schrei ging unter im brodelnden Lärm. »Stephen!«
    Ein Strom von Menschen riss sie mit, wirbelte sie herum und sie sah nur noch in Augen und Münder. Und da war er wieder! Für Sekunden blickte sie ihm ins Gesicht. Das überhebliche Grinsen, der herausfordernde Blick und dieser Mund… der sich jetzt bewegte, Worte formte. Sie hörte sie nicht, aber sie wusste, was er sagte. »Ich krieg dich!«, sagte er, sie war ganz sicher…
    »Steeephen!«
    Ein harter Griff legte sich um ihren Oberarm. Sie versuchte, sich loszureißen. »Nein! Nicht!«
    »He!«
    Stephen! Es war Stephen, Stephen… wo warst du nur? Warum bist du nicht einfach da stehen geblieben, es hat doch nicht lange gedauert?
    Er drückte sie an sich. »Du zitterst ja.«
    »Ich hab solche Angst gehabt.«
    »Warum? War er wieder da?«
    Sie nickte.
    »Zeig ihn mir! Ich knöpf ihn mir vor!«
    »Er ist weg… irgendwo.«
    »Hat er dich angefasst?«
    Sie schluckte. Dann schüttelte sie den Kopf. Er würde Stephen mit einem Faustschlag fertigmachen.
    »Lass uns heimgehen«, sagte er.
    Diesmal nickte sie.
    Stephen verabschiedete sie beide schnell bei seinen Freunden, und als sie endlich draußen in der kühlen Abendluft standen, die laute Musik und das Stimmengewirr immer leiser wurden, kam ihr das Erlebnis wie ein billiger Albtraum vor.
    Aber es war kein Traum.
    Es war real.
    Bis zum Parkplatz in einer der Seitenstraßen ging sie schweigend und hielt sich eng an Stephens Seite gepresst. Ein paar Mal warf sie einen verstohlenen Blick über die Schulter und lauschte auf Schritte, ob ihnen jemand folgte, aber da war nichts. Nur ein paar Betrunkene kamen ihnen entgegengetorkelt und in einem Hauseingang hockten zwei Typen und rauchten.
    Sie atmete auf, als sie an Stephens grünem

Weitere Kostenlose Bücher