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Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste

Titel: Purpur ist die Freiheit 02 - Die Perlen der Wueste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Cramer
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verzieh selten einen Fehler.
    Die Sonne war inzwischen untergegangen. Eben noch hatten ihre letzten Strahlen die zarten Wolkenfinger der Abenddämmerung in helles Rot und Gold getaucht, und nun kroch bereits die Dunkelheit aus dem Tal die Hänge hinauf und färbte die Berge schwarz.
    » Die Nacht bricht an, hier könnt ihr nicht bleiben«, bestimmte Saïd. » Kommt an unser Feuer, dort seid ihr in Sicherheit. Jetzt ist es zu spät, aber gleich morgen früh sende ich meine Männer aus, damit sie eure Maultiere suchen. Wie viele sind es?«
    Die Frauen antworteten nicht. Sie schauten sich an, als ob sie stumm miteinander zu Rate gingen.
    So etwas war dem jungen Karawanenführer noch nicht untergekommen! Wollten sie etwa die Nacht allein hier draußen verbringen, wo sie mit wilden Tieren oder Schlimmerem rechnen mussten?
    Während ihn die junge Herrin stumm musterte, platzte Yasmîna heraus: » Wir kommen gern mit Euch. Shukran, Sîdi, Danke! Alf shukran !«
    » Also gut.« Nun gab sich auch die Frau im blauen Gewand einen Ruck. Sie trat einen Schritt näher, straffte die Schultern und reichte ihm die Hand. » Das ist Yasmîna, die mich begleitet, und ich heiße … Sarah Bint el-Mansour. Wir nehmen deine Gastfreundschaft dankend an. Hast du einen Schluck Wasser für mich? Unsere einzige gerba hing an meinem Maultier.« Ihre Stimme zitterte.
    Als Angehöriger eines Wüstenvolkes wäre es Saïd niemals eingefallen, sich ohne Wasserreserve aufzumachen. Während er sein Kamel heranführte, den Wassersack vom Sattelknauf nahm und ihr reichte, überlegte er, woher diese Sarah Bint el-Mansour und ihre Dienerin stammen könnten. Wohin waren sie unterwegs? Direkte Fragen wären nach den ungeschriebenen Gesetzen der Masiren unhöflich gewesen, eine Verletzung der Gastfreundschaft, und so konnte er nur abwarten, ob die beiden von sich aus etwas erzählten.
    » Sagtest du, deine Schwester reist mit dir? Wie heißt sie, und wie groß ist deine Karawane? Und wie weit ist es bis zu eurem Lagerplatz?«
    » Ich sah sie herankommen, Lâlla Sarah, während ich auf der Suche nach unseren Maultieren war. Es ist nicht weit. Ich war gerade auf dem Rückweg zu dir, als er …« Yasmîna verstummte und deutete mit dem Kopf auf Saïd.
    » Sie hat recht«, bestätigte Saïd, » es ist tatsächlich nicht weit. Gehen wir also.« Mit diesen Worten griff er nach dem Führstrick seines Kamels.
    *
    Sarah mochte Gesichtsschleier nicht. Sie versuchte stets, am Gesichtsausdruck abzulesen, wie sich jemand fühlte und ob er die Wahrheit sagte oder nicht. Bei diesem Mann war das jedoch nicht möglich, seitdem er Kopf und Gesicht wieder verhüllt hatte. Auch der Klang seiner Stimme wurde durch das Tuch entstellt. Dennoch fühlte sie sich sicher im Kreise seiner Männer. Dabei handelte es sich bei ihnen um Berber, einfache Karawanenleute aus dem Süden, mit denen sie nichts gemein hatte.
    Sie lehnte an einem alten Mauerrest, in dem noch die Hitze des Tages steckte. Trotz ihres Verfalls boten die Ruinen Schutz für Menschen und die Tiere, zehn Kamele und zwei Pferde, sofern sie vorhin in der Dunkelheit richtig gezählt hatte. Sie lagerten ein Stück entfernt in der Nähe des Wassers, von dem es für alle genügend gab.
    Zwei Feuer erhellten den Lagerplatz. Eines, nahe der Mauer, hatte man für Yasmîna, sie und Azîza, die Schwester des Karawanenführers, entzündet. Am zweiten saß neben zwei Kameltreibern und einem riesigen Schwarzen mit schneeweißen Zähnen der halbwüchsige Omar, der sich um das Essen und um Nachschub für die Feuer kümmerte. Er vermied es, sie anzusehen, und wenn er seinen Blick doch einmal nicht zurückhalten konnte, errötete er. Außerdem hatten es sich dort ihr Retter und ein magerer Beduine mit Namen Abdallah bequem gemacht. Die beiden unterhielten sich leise, während sie warteten, dass der Tee in der kleinen Kanne über dem offenen Feuer zu kochen begann.
    Bei ihrem Eintreffen hatten die Männer gerade dick mit Kräutern eingeriebenes Fleisch über den Feuern zubereitet, und dazu lagen frische Fladenbrote bereit. Köstliche Duftschwaden zogen über das Lager. Das Wasser war ihr im Mund zusammengelaufen, und so hatte sie mit Heißhunger davon gegessen. Ob sie wenigstens diese Mahlzeit bei sich behalten konnte? Sie musste etwas Falsches gegessen haben, denn in den letzten Tagen hatte sie sich mehrmals übergeben müssen .
    » Es ist nicht besonders kalt, aber die alten Lehmziegel mit ihrer Wärme tun trotzdem gut, nicht wahr?«

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