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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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du nicht kämpfst, verlierst du alles. Und nicht nur du. Die Menschen, deine Familie und Freunde verlieren eine wertvolle Chance auf ein besseres Leben. Nun komm! Es wird Zeit.“
    Unschlüssig ging Schomul hinter seinem besten Freund hinaus in die vom Mondschein erhellte Nacht. Es war kein guter Tag, um sich davonzuschleichen.
    „Wenn jemand es schafft, dann du!“ Fedlor sagte dies so voller Inbrunst, dass Schomul den Atem anhielt. Schweigend schlichen sie von Kate zu Kate, von Haus zu Haus, um schließlich über eine kleine Lichtung in den Ruten Hain zu sprinten. Doch die Stätte, an der die Zeremonie stattfinden würde, lag weit entfernt von Föhn, nah an den Hängen von Rabenhöh. Ein langer Weg lag vor ihnen. Obwohl sie zwischen Tannen liefen, stets bemüht geduckt zu bleiben, mussten sie jederzeit damit rechnen, von den Vampiren entdeckt zu werden.
    Schomul betrachtete Fedlor verstohlen. Nicht nur um zu sehen, ob dessen Kräfte reichten, sondern auch voller Erstaunen. Innerhalb weniger Wochen war aus dem knabenhaften Blondschopf ein stolzer, junger Mann geworden. Und Schomul hatte es bis jetzt nicht bemerkt. Im Nachhinein dachte er, es hätte ihm bereits damals am Lagerfeuer auf dem Feld auffallen müssen, als Fedlor ihm das erste Mal seinen Wunsch - der Sekte Rappaschumahs beizutreten - gestanden hatte. Doch seine eigenen Gedanken nach Rache und Hass hatten ihn blind gegenüber den Gefühlen anderer gemacht.
    Vor ihnen knacke es im Geäst. Erschrocken kauerten sie sich auf den Moosboden unter einen riesigen Tannenzweig und warteten. Sie tauschten Blicke aus. Fedlor nickte, um anzudeuten, dass sie weitergehen sollten, aber Schomul hielt ihn zurück.
    „Da ist nichts.“ Fedlors Worte waren ein Wispern.
    „Woher willst du das wissen?“
    „Wir müssen weiter. Die Zeit läuft uns davon.“
    „Lieber später ankommen als gar nicht.“
    „Da sind nur Tiere.“ Mit einem Mal stand Fedlor auf.
    Schomul versuchte ihn aufzuhalten. Vergebens. Da sprang plötzlich ein Wolf zwischen den Tannen hervor und verschwand sogleich wieder im Gehölz.
    „Das war Zufall oder?“
    Amüsiert lachte Fedlor. „Wenn du meinst.“
    Sie setzten ihren Weg fort. Je mehr sie sich von Föhn entfernten, desto sicherer fühlten sie sich. Trotzdem blieb Schomul wachsam, denn diese verdammten Blutsauger streiften überall umher. Bevor sie nicht am Ort des Rituals angelangt waren, durften sie sich nicht bewegen wie zwei harmlose Wanderer.
    „Was geschieht bei der Zeremonie?“ Schomuls Flüstern klang im nächtlichen Wald unangenehm laut.
    Fedlor vermied es, ihn anzusehen. „Das willst du nicht wissen.“
    „Du verheimlichst mir etwas. Das habe ich schon bemerkt, als du eben etwas von ‚die Zeremonie überstehen’ sagtest.“ Schomul unterdrückte den Wunsch, seinem Freund den Kopf zu waschen.
    Fedlor blickte stur geradeaus. „Wenn wir dort sind, möchte ich, dass du dich umdrehst sondern fortgehst.“
    Abfällig schnaubte Schomul. „Nicht schon wieder einen Gefallen. Ich muss ihn dir nicht gewähren, denn ich habe schon zu oft Zugeständnisse gemacht.“
    Unerwartet blieb Fedlor stehen und schaute ihn eindringlich an. „Bitte! Es wird nicht schön anzusehen sein. Du wirst nicht verstehen, weshalb ich es mache.“
    „Mich kann nichts schockieren. Mein ganzes Leben war ein Alptraum…“
    „Schomul, bitte. Tu es für dich! Behalte mich in Erinnerung, wie ich war.“
    Er schluckte schwer. „Dann sehen wir uns nicht wieder.“
    „Doch, wenn du es möchtest.“ Fedlor seufzte. „Ich muss die Hölle durchmachen, um dem Himmel nah zu sein. Dein Biss und die Wandlung zum Vampir war ein Dreck gegen das, was mir bevorsteht.“
    „Es hat also doch einen Haken.“
    „Du wusstest…“
    Barsch unterbrach Schomul ihn. „Ich will nichts hören, Fedlor. Es ist deine Entscheidung. Ich habe lange mit mir gerungen und akzeptiere sie nun. Ich weiß ja selbst noch nicht einmal, wohin mich mein Weg führen wird, nachdem ich dich zu ihnen gebracht habe.“
    „Lass uns nicht mehr streiten. Wer weiß, ob und wann wir uns wiedersehen.“ Fedlor reichte ihm die Hand.
    Mit gemischten Gefühlen umschloss Schomul Fedlors Handgelenk. „Wir werden uns wiedersehen“, sagte er und fügte hinzu: „Freund.“
    Lächelnd nickte Fedlor. Dann gingen sie weiter. Die Tannen gaben nun immer öfter kleine Lichtungen frei, die mit Moos bewachsen waren. Schomul konnte dann und wann einen Blick auf die Weinhänge Rabenhöhs werfen. Wie eine Barriere wirkten die

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