Purpurfalter
einen Putzeimer und Stofffetzen. Vor Schreck ließ sie alles fallen. Schlammiges Wasser ergoss sich über den Boden.
Schomul kniete selig lächelnd vor Fedlor und erhob sich, nun, da seine Familie heimgekehrt war. „Prien, hol neues Wasser und schrubb den Boden.“
Seine Schwester schluckte. „Es wird nicht einfach sein, das ganze Blut zu entfernen.“
Er warf den Kopf in den Nacken und lachte laut. „Ich muss lernen, nicht so viel von der Köstlichkeit zu verschwenden. Fedlor wehrte sich in seiner Panik und so musste ich mehrmals ansetzen.“
Wütend trat Umus vor das Mädchen. Wie eine Wand zwischen Gut und Böse. „Geh, Prien. Dies ist nichts für dich.“
Mit gesenktem Haupt hob sie den Eimer auf. Sie drehte sich um, nicht ohne Schomul vorher unsicher anzublicken, und rannte hinaus.
Umus knallte die Tür zu. „Du bist unserer unwürdig. Mach dich aus dem Staub, bevor ich die Vampire rufe.“
Schomul straffte die Schultern. Er fühlte sich stark. Kaum hatte er Menschenblut in sich aufgenommen, spürte er die Macht der Vampire. „Ich werde das tun, was ich für richtig halte.“
„Überschätze deine Situation nicht.“ Warnend hob Umus den Zeigefinger. „Du magst eine Wandlung bei mir auslösen oder gar mein Lebenslicht auslöschen, doch ich kann die Vampire auf dich aufmerksam machen. Sie würden dich in Stücke reißen, weil du nicht ihren Segen hast.“
Schomul reckte sich, als hätte er lange geschlafen. „Du kannst gar nichts tun. Solltest du mich verraten, würden sie die Kate niederbrennen und deine Familie auslöschen. Du hast mich während der Wandlung gedeckt. Vergiss das nicht.“
Wütend ballte Umus seine Hände zu Fäusten. Er erwiderte zuerst nichts. Schließlich sagte er: „Es ist auch deine Familie. Du würdest sie nicht verraten.“
Schomuls Miene verfinsterte sich. Er trat an seinen Vater heran. „Meine Familie? Ihr habt mich verstoßen. Hast du das schon vergessen?“
Umus zeigte keine Furcht. „Du gehörst nicht mehr zu uns. Dennoch, würdest du wirklich Prien den Vampiren Valkenhorsts ausliefern?“
„Nein!“, schoss es aus Schomul heraus. „Wie es momentan scheint, gehöre ich weder zur einen noch zur anderen Seite. Doch dies wird sich ändern.“ Er entspannte sich. „Egal, was du vorhast mir anzutun, Vater, ich würde niemanden von euch verraten, auch nicht dich, du Heißsporn.“
Umus ließ die Arme hängen. Von einem Moment zum anderen sah er um Jahre gealtert aus. „Dies ist für uns alle keine leichte Zeit. Wie ich sehe, bist du trotz der Verwandlung noch immer mein Sohn. Den Jähzorn hast du von mir.“ Er machte eine Pause und fuhr dann schärfer fort: „Aber mit dem Tod Fedlors bist du zu weit gegangen. Geh auf der Stelle, Schomul, und kehr niemals wieder heim.“
Schomul hob fragend die Augenbrauen. „Du glaubst also, ich könnte meinen besten Freund töten?“
„Ich glaube es kaum, sehe es jedoch mit eigenen Augen.“ Traurig schüttelte Umus das Haupt. „Vielleicht kommen bereits vampirische Wesenszüge durch. Vielleicht war es nur ein Unfall, ausgelöst durch die unbekannte Gier. Du hattest dich nicht mehr unter Kontrolle…“
„Fedlor lebt.“ Schomul drehte sich um und fasste seinem Freund unter die Achselhöhlen. „Packt mit an.“
Seine zwei Brüder halfen ihm, Fedlor aufs Bett zu legen. Angewidert schauten sie auf ihre blutbeschmierten Hände.
Schomul stieß sie beiseite. „Wascht euch, bevor ihr anfangt zu heulen.“ Er wandte sich an Umus. „Sein Brustkorb hebt und senkt sich. Sieht so ein Toter aus?“ Umus schwieg. „Vater, du wirst morgen verkünden, Fedlor habe ebenfalls das Moloch-Fieber befallen. Schließlich war er oft mit mir zusammen.“
„Er wird sich ebenfalls wandeln.“ Ungläubig betrachtete er Fedlor.
Schomul nickte. „So war sein Wunsch.“
„Du machst Scherze.“
„Nein! Fedlor wollte es so. Er hat seine Gründe. Vielleicht erzählt er sie dir. Nun lass ihn schlafen. Es werden anstrengende Wochen für ihn.“
~~~
Doch Fedlor erholte sich innerhalb kurzer Zeit. Wenige Krämpfe quälten seinen geschwächten Körper. Er lachte nach einer Woche bereits und verlangte auch nicht nach Tierblut. Schomul brachte es ihm dennoch, denn er selbst kannte das innere Brennen nur zu gut. Fedlor würde nie darum bitten, auch wenn das Verlangen ihn innerlich zerfraß.
Nachts saß Schomul am offenen Fenster und betrachtete den Mond, den Fedlor bald als Wahrzeichen Rappaschumahs anheulen würde. Lag Fedlors rasche
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