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Purpurfalter

Purpurfalter

Titel: Purpurfalter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Henke
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über die Stirn, als wollte er Schweiß fortwischen, aber er schwitzte nicht mehr.
    „Eine Gefahr, das bin ich für euch alle.“
    „Ich bin nur ein kleines Mädchen und hab keine Ahnung von all dem.“ Sie stellte die nackten Füße auf die Bettkante und umschlang ihre Beine. „Aber wir können nicht mit den Vampiren reden. Du kannst es jetzt. Vielleicht war das auch nur eine dumme Idee von mir.“ Gedankenversunken legte sie das Haupt auf ihre Knie.
    Schomul antwortete nicht. Er dachte angestrengt nach. Konnte Prien Recht haben? War nun die Möglichkeit auf Rache gekommen oder war es sinnvoller, das Land zu verlassen? Kinder sahen die Welt mit anderen Augen. Für sie war alles einfacher als für Erwachsene. Doch vielleicht stellte dies einen Vorteil dar.
    Das Knarren der Eingangstür riss ihn aus seinen Gedanken. Fedlor betrat mit einem Jutesack die Kate und hielt unsicher inne, als er das Mädchen erblickte.
    Schomul ergriff das Wort. „Geh jetzt, Prien.“
    „Ich möchte bei dir bleiben“, erwiderte sie trotzig, „bald bist du fort.“
    Mit einer schnellen Bewegung schmiss er die Decke zurück, schwang seine Beine über die Bettkante und stieg aus dem Bett. „Prien, ich sagte, du sollst gehen und zwar sofort! Verlass die Kate. Fedlor und ich haben etwas zu besprechen.“
    „Ja.“ Ihre Stimme klang zittrig. „Dir geht es besser, wie ich sehe.“ In Windeseile stand sie auf und rannte durch die Kate. Er bemerkte ihren ängstlichen Blick, den sie Fedlor zuwarf, bevor sie das Haus verließ.
    „Du hast sie eingeschüchtert.“ Mit großen Schritten kam Fedlor auf Schomul zu und warf ihm den Leinensack vor die Füße. „Mich nicht minder. Du hast dich in den letzten Tagen schnell erholt.“
    Schomul zuckte missmutig mit den Achseln. „Das Tierblut hat meine Genesung vorangetrieben. Aber soll Essen nicht nur satt, sondern auch Spass machen?“ Gierig griff er in den Sack. „Was hast du mir mitgebracht?“ Schließlich ertastete er Fell und holte das Tier heraus. Erstaunt hielt er es Fedlor unter die Nase. „Einen Dachs? Das ist alles, was du auftreiben konntest? Verflucht! Ich könnte einen Bären blutleer saugen.“
    Fedlor rümpfte die Nase und schob Schomuls Hand mit dem Tier von sich fort. „Du sollst schließlich nachher noch Appetit haben.“
    Schomul stockte. Seine Hand bebte vor Verlangen, und es erweckte den Anschein, als würde der Dachs in seiner Handfläche zittern. „Ja, ja, Rappaschumah wartet, Rappaschumah, dein Erlöser.“
    „Ich werde keine weiteren Beleidigungen dulden.“ Fedlor baute sich vor seinem Freund auf.
    Doch Schomul lachte. „Du bist auf mich angewiesen.“
    „Ich werde nicht buckeln.“
    „Hast du keine Angst, ich könnte es mir anders überlegen?“
    „Nein, du bist mein Freund, Schomul.“
    „Vampire und Menschen können keine Freunde sein. Jäger und Beute verbindet nur Hass.“
    Fedlor hob beschwichtigend die Arme. „Die Gier macht dich blind und taub. Trink! Dann geht es dir besser.“
    „Mach mir keine Vorschriften oder ich…“ Schomul sprach den Satz nicht zu Ende.
    „Aus dir spricht der Wahnsinn. Es ist schwer, sich von seiner Familie zu entfernen, obwohl man mit ihnen lebt.“
    „Ha! Du bist mindestens genauso verrückt wie ich, denn du willst diesen Weg des Schreckens freiwillig gehen.“
    „Und weiter.“
    „Ja! Und ich werde ebenfalls in höhere Sphären aufsteigen.“
    „Was redest du, Schomul?“
    „Prien hat Recht.“
    „Prien?“ Fedlors Augen weiteten sich ängstlich. „Lass das Mädchen in Ruhe.“
    „Ich werde das Beste aus der Situation machen. Es ist meine Chance und Hoffnung für die Menschen Valkenhorsts.“
    „Sprich! Worüber halluzinierst du?“
    Der Dachs in Schomuls Handfläche schaukelte hin und her. Plötzlich schmiss Schomul das tote Tier an die Wand. Wie von Sinnen sprang er seinen Freund an. Die Finger krallten sich in Fedlors Schultern. Schomul fühlte sich, als würde er innerlich verbrennen. Flammen loderten in ihm - das Feuer des Verlangens. Außergewöhnlich viel Speichel zwang ihn dazu, hektisch zu schlucken. Mit der Zunge befeuchtete er seine Lippen. Dann riss er Fedlor zu sich ran. Und als Schomuls Zähne sich gewaltsam in die Halsschlagader des Menschen rammten, stieß dieser einen markerschütternden Schrei aus.
    ~~~
    Es dämmerte. Umus betrat die Kate, gefolgt von zwei seiner Söhne und Prien. Schweißbedeckt und schmutzig kamen sie von der Feldarbeit zurück und fanden ein Horror-Szenario vor. Prien trug

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