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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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sein Wohlbefinden. Für sie war eine derartige Situation nicht neu.
    »Ich mache uns einen Kaffee«, sagte sie und ging rechter Hand durch eine Rundbogentür in die Küche.
    Aus der Entfernung beobachtete Brodka, wie Juliette die Kaffeemaschine bediente; dann schaute er sich in der Wohnhalle um, die halbkreisförmig angelegt war. In der Mitte des Bogens befanden sich zwei Flügeltüren, die nach draußen führten. Zu beiden Seiten reichten Bücherschränke bis zur Decke, und in der Mitte machte sich eine wuchtige Sitzgarnitur breit. Wo noch Platz war, standen kleine Tischchen mit allerlei Krimskrams darauf. Von einem eher konventionellen Ölgemälde mit einem Porträt des Professors abgesehen gab es keinerlei Bilder, was Brodka seltsam vorkam.
    »Komm, du kannst mir helfen«, rief Juliette aus der Küche.
    Brodka warf noch einen Blick auf den Betrunkenen; dann ging er zu Juliette.
    Kaum hatte er die Tür geschlossen, fiel sie ihm um den Hals und küßte ihn ungestüm.
    Brodka war die Situation unangenehm, ja peinlich. Er versuchte, sich mit sanfter Gewalt von Juliette zu befreien, doch sie ließ es nicht zu; je mehr Brodka sich sträubte, desto heftiger, leidenschaftlicher klammerte sie sich an ihn und schlang die Beine um seine Schenkel.
    »Du … bist verrückt«, stammelte Brodka. Oh, es gefiel ihm, was sie tat; er genoß ihre Berührungen. Er liebte Juliette gerade wegen ihrer Wildheit, Triebhaftigkeit und Hemmungslosigkeit, die sie bisweilen alles um sich herum vergessen ließ, doch hier und jetzt schien ihm ihr Verhalten ordinär – und zu riskant. »Wenn dein Mann aufwacht …«, murmelte er.
    »Unsinn«, raunte Juliette heiser und fingerte nach Brodkas Hosenschlitz.
    Brodka hielt ihre tastende, streichelnde Hand fest. »Hör auf, Juliette. Nicht hier, verdammt!«
    »Warum nicht? Die meisten Ehen werden auf dem Küchentisch gebrochen.«
    »Woher hast du das denn?«
    »Hab' ich gelesen.«
    »Aber wir haben deine Ehe schon an angenehmeren Orten gebrochen, oder?«
    »Das braucht uns doch nicht zu hindern …«
    »Stimmt, aber ich finde es nicht so angenehm, wenn dein Mann betrunken im Nebenzimmer liegt. Warum willst du das nicht einsehen?«
    Von einem Augenblick auf den anderen ließ Juliette von Brodka ab; schmollend wandte sie sich der Kaffeemaschine zu. »Du liebst mich nicht«, sagte sie, ohne sich umzudrehen.
    Brodka schmunzelte. Er kannte sie nur zu gut und wußte, daß sie nun zurückerobert werden wollte. Seit ihrer ersten Begegnung vor drei Jahren, als ihre Leidenschaft Feuer gefangen hatte, gab es ein ständiges Hin und Her zwischen ihnen. Jeder lebte sein Leben, und jeder war davon überzeugt, daß der andere genau der Partner war, den er brauchte.
    Brodka kannte Juliette vermutlich besser als ihr eigener Mann, vor allem was ihre heimlichen Gedanken und Wünsche betraf, und so wußte er natürlich, was sie jetzt, in dieser Situation, von ihm erwartete.
    Deshalb warf er all seine Bedenken und Vorsicht über Bord, trat von hinten an sie heran und umfaßte ihre Brüste.
    Juliette stöhnte leise auf und warf den Kopf in den Nacken, während Brodka sich wollüstig an ihrem Po rieb. »Spürst du, wie sehr ich dich liebe?« fragte er leise und herausfordernd, und Juliette antwortete mit einem langen, genießerischen »Jaaa«, gab sich ganz dem herrlich schamlosen Treiben hin.
    Dann, mit einem Mal, löste sie sich von ihm.
    »Brodka …«
    Am Klang ihrer Stimme erkannte er sofort, daß sie etwas Bedeutungsvolles sagen wollte. Sie nannte ihn nie beim Vornamen; das war nicht nötig. Wie sie mit ihrer weichen Stimme seinen Familiennamen modulierte, genügte vollauf, um jede Empfindung zu artikulieren: Zärtlichkeit und Begierde, Zorn und Enttäuschung, Heiterkeit und Ernst.
    »Brodka«, wiederholte Juliette, drehte sich um und schaute ihm in die Augen. Dann, nach einer winzigen Pause, fragte sie leise, beinahe flüsternd, aber mit fester Stimme: »Willst du mich heiraten?«
    War die Situation schon ungewöhnlich genug – wie auch die Tatsache, daß nicht er sie mit dem Ansinnen überraschte, sondern sie ihn –, ließen die Umstände alles geradezu absurd erscheinen.
    »Liebes«, meinte Brodka beinahe hilflos, »du scheinst vergessen zu haben, du bist verheiratet.«
    »Noch«, erwiderte Juliette. Sie hatte keine andere Reaktion erwartet, und ihre Stimme wurde heftiger: »Glaubst du, ich will mein ganzes Leben so verbringen? Immer nur Heimlichkeiten? Du reist mit den hübschesten Mädchen der Welt zu den

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