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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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schönsten Flecken der Erde. Soll ich warten, bis du dich in eine andere verliebst?«
    Brodka wich ihrem Blick aus, schaute betroffen zur Seite.
    Er verstand sie nur zu gut. Und wenn er ehrlich zu sich selbst war – bisher hatte er alle Gedanken an eine gemeinsame Zukunft verdrängt. Was sollte er tun? Seine Leidenschaft für Juliette war so überwältigend, daß er sich ein Leben ohne sie nicht mehr vorstellen konnte; aber sie zu heiraten und als biederer Ehemann in einem Häuschen mit Garten zu wohnen erschien ihm ebenso unvorstellbar. War es nicht gerade der Reiz des Heimlichen, Verbotenen, der für sie beide so anziehend war, so erregend?
    Wortlos reichte Juliette ihm eine Tasse Kaffee.
    Brodka trank einen Schluck, stellte die Tasse zur Seite und meinte: »Laß uns ein andermal darüber reden. Bitte, Juliette.« Er trat auf sie zu, faßte sie an den Armen und küßte sie.
    Sie ließ es teilnahmslos über sich ergehen, hielt den Blick gesenkt und schwieg.
    »Rufst du mir ein Taxi?« fragte Brodka.
    Immer noch schweigend ging Juliette aus dem Zimmer.
    Brodka hörte sie telefonieren.
    Der volltrunkene Professor lag noch immer in tiefem Schlaf, als Brodka aus der Küche trat.
    »Laß uns ein andermal darüber reden«, wiederholte er.
    Juliette setzte ein gequältes Lächeln auf und nickte.
    Er bemerkte ihre Traurigkeit und wußte, daß es in dieser Situation das Beste war, keine weiteren Worte zu verlieren.
    »Ja?« sagte er hilflos.
    »Ja«, antwortete Juliette.
    Brodka verließ das Haus.
    Am nächsten Tag meldete Juliette sich am Telefon. Ihre Niedergeschlagenheit vom Vortag war hörbarer Aufgeregtheit gewichen.
    »Brodka!« rief sie in den Hörer. »Wir sind in eine ganz unmögliche Situation geraten!«
    Es gelang ihm nur mit Mühe, Juliette zu beruhigen. Schließlich erfuhr er, daß Collin, als er am Morgen aus seinem alkoholseligen Schlaf erwachte, gefragt hatte, wer der freundliche junge Mann gewesen sei, der ihn nach Hause gebracht hatte.
    »Und was hast du gesagt?«
    »Ich hab' ihm deinen Namen genannt. Und gesagt, daß du ein Sammler bist. Ein Kunde, den ich gut kenne. Und daß ich mich bei dir schon für deine Hilfe bedankt hätte.«
    »Gut gemacht, Liebes«, erwiderte Brodka.
    »Das dachte ich auch!« erregte sich Juliette. »Ich konnte ja nicht ahnen, wie Hinrich reagieren würde.«
    »Was meinst du damit?«
    »Er ließ es sich nicht ausreden, dich zu uns einzuladen. Zum Abendessen.«
    Eine lange Pause entstand. Brodka war sprachlos.
    Schließlich fuhr Juliette fort: »Ich habe mit Engelszungen versucht, ihm diese Idee auszureden. Aber er läßt sich nicht davon abbringen. Er meint, er müsse sich unbedingt auf diese Weise bei dir persönlich bedanken.«
    »Das … das ist doch unmöglich!« rief Brodka entsetzt.
    »Natürlich ist es unmöglich. Aber hast du eine Idee, wie wir aus dieser Sache rauskommen?«
    Wieder entstand eine lange Pause. Schließlich sagte Juliette: »Siehst du? Ich fürchte, es gibt keine andere Möglichkeit. Wir müssen gute Miene zum bösen Spiel machen.« Sie lachte bitter.
    »Wann?« fragte Brodka und holte tief Luft.
    »Am besten gleich morgen abend«, erwiderte Juliette und fügte mit bitterem Humor hinzu: »Wenn es dir recht ist.«
    Von der Polizei erfuhr Brodka an diesem Tag, daß die Projektile, die der unbekannte Schütze vor dem Haus seiner Mutter abgefeuert hatte, vom Kaliber 7,65 mm waren und daß es sich bei der Waffe mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Walther PPK handelte – eine Pistole, die kaum einen Schluß auf den oder die Täter zuließe. Eine solche Waffe sei in München zuletzt bei einem Kapitalverbrechen vor drei Jahren benutzt worden. Der Fall sei jedoch geklärt, die Waffe sichergestellt; ein Zusammenhang mit dem damaligen Verbrechen sei daher auszuschließen. Man wolle ihn weiter auf dem Stand der Ermittlungen halten. Ob er irgendwelche neue Beobachtungen gemacht habe oder sich verfolgt fühle?
    Nein, beeilte Brodka sich zu antworten, dann legte er auf.
    In Wahrheit hatte das Ausmaß seiner Psychose – als solche betrachtete Brodka seinen Zustand mittlerweile – ein Stadium erreicht, in dem er selbst nicht mehr zu erklären vermochte, was um ihn herum vorging. Das Blumenmeer auf dem Grab seiner Mutter. Die rätselhaften Andeutungen des Mannes auf dem Friedhof, der Sarg seiner Mutter sei leer gewesen. Die seltsamen Äußerungen der Nachbarin. Die Stimme auf dem Anrufbeantworter, die er in Juliettes Galerie wieder zu hören geglaubt hatte. Die

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