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Purpurschatten

Purpurschatten

Titel: Purpurschatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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schaute er Brodka prüfend an. »Haben Sie vor vier Tagen bei ›Avis‹ einen Leihwagen gemietet? Einen Ford Scorpio , Kennzeichen AX-509-EB ?«
    »Ja«, erwiderte Brodka ratlos.
    »Comtessa Maffei hatte mit diesem Wagen einen Unfall. Sie ist tot. In welchem Verhältnis standen Sie zur Comtessa?«
    Die Kälte, mit welcher der Carabiniere seiner Arbeit nachkam, wirkte auf Brodka paralysierend. Es dauerte eine ganze Weile, bis er die Worte des Mannes begriff.
    »Mirandolina … tot?« fragte er fassungslos. »Was ist passiert?«
    »In welchem Verhältnis standen Sie zu der Comtessa?« wiederholte der Carabiniere .
    »In welchem Verhältnis?« stammelte Brodka tonlos vor sich hin. »Wir … wir waren gute Freunde, wenn Sie das meinen.«
    »Das meine ich nicht, Signore. Ich frage: War die Comtessa Maffei berechtigt, das Leihfahrzeug zu fahren.«
    Brodka nickte gedankenlos. Dann brauste er auf: »Ist das wirklich wichtig, jetzt, wo sie tot ist? Ich frage Sie!«
    Der forsche Carabiniere zuckte zusammen.
    Sydow legte Brodka die Hand auf die Schulter. Der sah ihn mit versteinerter Miene an. An den Carabiniere gewandt fragte er: »Wie konnte es dazu kommen? Wo ist es passiert?«
    »Sie ist keine zweihundert Meter von ihrem Haus entfernt verunglückt. In Ihrem Mietwagen, Signore. Das Fahrzeug schoß bergab gegen eine Hauswand. Es gibt keine Bremsspuren, nichts. Man könnte beinahe meinen, es war Absicht.«
    »Absicht? Sie meinen Selbstmord?«
    Die Signora trat hinzu. Sie hatte das Wort Selbstmord vernommen und beschimpfte den Carabiniere , er solle sich mit seinen Äußerungen und Vermutungen zurückhalten. Mirandolina sei nicht der Mensch gewesen, dem man einen Selbstmord zutrauen könnte.
    Brodka pflichtete ihr bei. »Keine Bremsspuren?« wiederholte er nachdenklich.
    »Ich habe schon viele Unfälle aufgenommen, Signore, aber so etwas habe ich noch nicht gesehen.«
    »Haben Sie schon einmal daran gedacht, daß ein Anschlag der Grund für den Unfall sein könnte?«
    »Deshalb habe ich Sie nach Ihrem Verhältnis zur Comtessa gefragt, Signore. Am Wagen wurde manipuliert, so daß Getriebe und Bremsen versagt haben.«
    »Sie glauben, ich …?« rief Brodka aufbrausend. »Sie glauben ernsthaft, ich könnte …?« Brodka rang nach Luft, und Sydow versuchte, ihn zu beruhigen. »Es war mein Leihwagen«, sagte Brodka schließlich, immer noch aufgebracht. »Glauben Sie ernsthaft, ich hätte mein eigenes Fahrzeug manipuliert?«
    Der Carabiniere zeigte keine Reaktion. Dann meinte er: »Haben Sie Feinde, Signore Brodka?«
    Es war eine schlichte Frage, die nach einer schlichten Antwort verlangte.
    »Ja, ich habe Feinde«, sagte Brodka und blickte Sydow fragend an. »Nur … ich kenne sie nicht.«
    »Wie soll ich das verstehen?« fragte der Carabiniere .
    Brodka ging schweigend in das Zimmer, das ihm die Signora zur Verfügung gestellt hatte. Als er zurückkehrte, hielt er das Zielfernrohr in der Hand, das Mirandolinas Hund im Weinberg aufgespürt hatte.
    »Vorgestern hat man versucht, mich vor dem Haus der Comtessa zu erschießen. Aber der Heckenschütze ist geflohen und hat bei seiner Flucht dieses Zielfernrohr verloren.«
    Der Beamte ließ es in einer Plastiktüte verschwinden. »Ich glaube«, sagte er, »Sie werden uns einiges erklären müssen. Halten Sie sich zu unserer Verfugung.«
    Brodka und Sydow saßen die ganze Nacht mit Signora Gracia an einem runden Tisch; an Schlaf war nicht zu denken. Brodka machte sich bittere Vorwürfe, er trage die Schuld am Tod Mirandolinas, weil er sie in die Sache mit hineingezogen hatte. Außerdem hätte er wissen müssen, daß die Comtessa in Nemi nicht mehr sicher war, seit seine Feinde ihn dort aufgespürt hatten.
    Doch mit dieser Schuld mußte er leben. Falls er mit dem Leben davonkam.
    Auf dem Petersplatz drängten sich hunderttausend Menschen. Die warme Frühlingssonne tauchte den Platz in gleißendes Licht. Es herrschte eine feierlich-heitere Stimmung.
    Der Tag des ›Urbi et Orbi‹ war gekommen.
    Auf Umwegen hatten Brodka und Sydow die Absperrungen umgangen. So gelangten sie in den vorderen Block, der in der Hauptsache für prominente Besucher reserviert war; von dort hatte man gute Sicht auf die Loggia.
    Bis zuletzt hatten Brodka und Sydow darüber diskutiert, ob sie ihr Wissen der Polizei weitergeben sollten. Brodka war dafür, Sydow dagegen. Schließlich hatte Brodka nachgegeben, weil er Sydows Argument, man würde ihnen keinen Glauben schenken, nicht entkräften konnte. Was hatten

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