Purzelbaum
freigibt. Davor leuchtet uns schon Bienes Bus in schrillem Simpsonsgelb entgegen. Die Mädels wirken mit ihren hohen Absätzen, und den Troleys die sie hinter sich herschleppen, wie Heidi Klums Next Top Models. Hübsch und ein bisschen deplatziert. Ich laufe ihnen entgegen und Carmen breitet ihre Arme aus. »Ich freu mich so sehr, dass ihr da seid.« Meine Mädels werden von mir gedrückt, als ob wir uns seit Jahren nicht mehr gesehen hätten. Ganz aufgeregt versuchen wir auf dem Weg zum Hoteleingang die Ereignisse der letzten Wochen zusammen zu fassen. Ein vollkommen unnötiges Unterfangen, weil wir ohnehin das ganze Wochenende Zeit haben werden.
Andi begrüßt meine Freundinnen und bedankt sich noch einmal bei Carmen, dass sie sich vor ein paar Wochen, als ich vollkommen durch den Wind war, um mich gekümmert hatte. Wir steigen in den Lift und fahren zur Rezeption, wo die Mädels ihre Zimmerschlüssel erhalten. »In einer Stunde ist Abfahrt mit dem Taxi zur Nachtrodelstrecke. Wir treffen uns hier in der Lobby. Ich muss mit dem Franz noch die Abendmenüs der nächsten Woche durchgehen.« Andi gibt mir einen Kuss auf den Mund und verschwindet im Restaurant. Ich fahre mit den Mädels ins oberste Stockwerk, wo ihre Zimmer liegen. Eigentlich für Familien angelegt, sind die drei zusammenhängenden Zimmer ideal für meine Girls. So können wir gemeinsam im Wohnraum des mittleren Zimmer zusammen sitzen und plaudern.
Ich erzähle ihnen von dem Haus, das wir für uns gefunden haben. Von dessen traumhafter Lage und den beiden Kinderzimmern, die Andi nicht in Panik versetzten. »Er will das wirklich durchziehen.« »Hat er dir schon mal gesagt, dass er dich liebt?« Lisas Frage stimmt mich nachdenklich. »Das ist mir bis jetzt nicht einmal aufgefallen, aber jetzt wo du es sagst. Wir haben uns beide noch niemals gesagt, dass wir uns lieben.« »Und liebst du ihn?« Caro, die im Moment auf Wolke Sieben unterwegs ist, stellt die berechtigte Frage. »Denn ich denke schon, dass ihr mehr als nur Sex miteinander haben solltet, wenn ihr schon zusammen ziehen wollt.« »Ich habe Schmetterlinge im Bauch, wenn ich an ihn denke. Jede Minute die wir getrennt sind, vermisse ich ihn, und wir haben Spaß, auch an alltäglichen Dingen. Mal abgesehen vom wahnsinnigen Sex. Also ja. Ich glaube ich bin mehr als nur verliebt.«
»Es ist nur so, dass du dir das ganz genau überlegen solltest. Noch hast du deine Wohnung in München. Noch kannst du zurück. Wenn du erst mal alle Verbindungen gekappt hast, dann wird es schwierig wieder Fuß zu fassen. Meinst du nicht?« So kritisch kenne ich Julia gar nicht. Aber Lisa lockert die Stimmung schnell wieder auf. »Julia, du bist doch nur eifersüchtig, weil dein Mann eine andere poppt, und Mia jetzt nicht mehr in deiner Nähe wohnt, um mit ihr abends mal was trinken zu gehen.« Julia sieht Lisa böse an, beginnt aber dann zu grinsen. »Du hast wahrscheinlich Recht.« Zu mir gewandt gesteht sie. »Ich hab dich halt einfach schon so vermisst in den letzten Wochen, dass ich es mir nicht vorstellen will, wie es ist, wenn du nicht mehr in unserer Nähe wohnst.« »Dann würde ich sagen, dass ihr öfter Mal bei mir vorbei schauen müsst. Wir werden in unserem Haus ein Gästezimmer haben, das ihr natürlich gerne benutzen dürft.« Biene legt Julia den Arm auf die Schultern. »Außerdem können wir telefonieren, und ganz aus der Welt ist Mia ja nicht.«
Es ist kurz vor sechs Uhr. Wir stehen in der Lobby und warten auf das Taxi, als Andi aus dem Lift aussteigt und auf uns zukommt. Er hat sich, wie wir, seine Skikleidung angezogen und einen Helm dabei, denn auf der Rodelstrecke soll es an manchen Stellen doch recht schnell werden. Da kann ein Kopfschutz zumindest nicht schaden.
Pünktlich um sechs Uhr steht ein VW Bus vor der Türe, der uns zum Gasthof Sattelbauer in Flachau bringen soll. Dort werden wir essen und danach mit Rodeln über die, mehr als vier Kilometer lange, Nachtrodelbahn abfahren. Der Taxifahrer ist ein lokales Urgestein und begrüßt Andi herzlich, der vorne neben dem Fahrer Platz nimmt. »Wos host denn du für an Weibahauf’n mit? Hot ane net g'reicht?« Belustigt sieht er zu uns nach hinten, als wir durch die geöffnete Schiebetüre einsteigen. Schlagfertig, wie immer, reagiert Lisa. »Jede von uns kann etwas Besonderes. Wir machen den Andi rundum glücklich.«
Nach zwei Minuten Fahrt verlassen wir die befestigte Straße, und das Taxi kämpft sich über einen verschneiten Feldweg den
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