Purzelbaum
Grund dafür, aber auch meiner sollte nicht mehr in voller Länge darauf stehen. Was dachten sich meine Eltern dabei als sie ihre Tochter auf den Namen Marie-Luisa taufen ließen. Ich mochte diesen Namen noch nie. Darum ließ ich für die neue Wohnungstüre ein Schild anfertigen auf dem „Mia Sorger“ steht. Der Name Marie-Luisa macht mich einfach nur alt.
Die neue Wohnung habe ich eher spartanisch, aber dennoch geschmackvoll eingerichtet. Es fehlte mir schlicht und einfach am nötigen Kleingeld, um noch große Sprünge zu machen. Öffnet man die Wohnungstüre, so landet man direkt in einem mittelgroßen Zimmer, das als Vor-Wohnraum mit offener Küche eingerichtet ist. Abgesehen von einer kleinen Kochecke, einem Esstisch für zwei Personen und zwei riesigen Sitzsäcken gibt es in dem Raum nur noch ein Bücherregal mit unzähligen Krimis, Liebesromanen, Kochbüchern und einen Fernseher. Auf dem Tisch steht immer ein frisches Blumengesteck in einer modernen Vase, und auf dem Steinboden liegt ein flauschiger pink-rosafarbener Teppich mitten im Raum. Die Küche war bereits in der Wohnung als ich einzog und wirkte mit ihren schwarzen Fronten in dem weißen Raum etwas hart. Daher strich ich die Wände im Wohnraum in verschiedenen warmen Erdtönen. Zwischen tief hinunterreichenden Dachschrägen liegen zwei große Fenster und eine Terrassentüre, durch die man auf die Dachterrasse gelangt. Vom Wohnraum weg gehen zwei Türen, wobei eine in ein Duschklo führt, das gerade mal so groß ist, dass ich auf der Toilette sitzend bequem ans Waschbecken lange, um mir die Zahnbürste zu schnappen und im Anschluss immer noch sitzend die Dusche aufdrehen kann. Aus Platzgründen wurde in diesem Bad sogar auf eine Duschtasse verzichtet. Stattdessen ist im Boden ein Ablauf eingebaut, und ein Duschrollo verhindert das komplette Fluten des Bades. Die zweite Türe trennt den Wohnraum von einem Schlafzimmer ab, das kaum größer als ein Abstellraum ist. So bildet eine große Matratze das Zentrum des begehbaren Bettes mit einem weiteren Zugang zur Dachterrasse. Statt eines Kastens trennt ein breiter, bodenlanger Vorhang eine Art Ankleide ab.
Alles in Allem ist die neue Wohnung nicht mal halb so groß wie meine alte, aber es ist meine eigene. Ohne Erinnerungen, ohne Altlasten.
Als ich die Übersiedelung abgeschlossen hatte, beschloss ich mein Marketingstudium, das ich wegen Torsten abgebrochen hatte, fertig zu machen. Schließlich fehlten mir nur noch ein paar Prüfungen für den Abschluss, der mir unter Umständen die Türen in die nächste Etage meiner beruflichen Laufbahn öffnen konnte.
Da die Universität nur wenige Minuten von der Wohnung entfernt ist, fand ich neben meiner Arbeit und dem Studium auch noch die Zeit etwas für meinen Körper zu tun. Torstens neue Flamme war nicht nur jünger, sondern auch ein wenig schlanker als ich. Und auch wenn er es immer bestritt, vermutete ich die Gründe für die Trennung doch auch ein Wenig bei meiner Figur. Nicht dass ich mich für fett gehalten hätte, aber ein bisschen Training konnte sicher nicht schaden.
Innerhalb eines Jahres hatte ich meine Ziele erreicht. Meinen Marketing-Abschluss in Händen, konnte ich mich um einen besseren Job bewerben, und mit meinem neuen Körperbewusstsein war es zumindest nicht schwieriger einen Posten zu bekommen. Zwar hatte ich in diesem Jahr kaum Gewicht verloren, aber mein Körper war jetzt fester und besser in Form. Knapp 1,64 groß, mit blonden Locken die über die Schultern reichen, blauen Augen und einer sehr weiblichen Figur, könnte ich einer Männerfantasie entsprungen sein. Mittlerweile kann ich einfach alles tragen. Sogar die günstigeren Teile sehen an mir perfekt aus. Zufrieden mit dieser Entwicklung, wechselte ich schlussendlich beruflich zu einem Mobilfunkanbieter, bei dem ich die landesweiten Marketingstrategien maßgeblich mittrage.
»Und gerade jetzt als alles so gut für mich läuft muss ich verschlafen. Verdammte Scheiße!« Was hatte ich mir bloß dabei gedacht als ich gegen drei Uhr morgens auf die Uhr sah und rief »Eine Runde geht noch Mädels!«
Ich springe von meiner Matratze auf und eile ins Duschklo. Auf der Toilette sitzend putzte ich mir mit der einen Hand die Zähne und halte mir mit der anderen Hand die Brause über den Kopf. Dafür ist dieses Bad wirklich gut geeignet, und heute ist es mir vollkommen egal wie das Bad nach dem Duschen aussehen würde. Ich werfe die Zahnbürste in das Waschbecken und stehe auf, um mich
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