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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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und Äckern vorbeischob, für kurze Zeit zwischen Palmen verschwand und dann am Fuß des Hanges erschien. Der ehemalige Pharao wußte bereits, daß sich ein königlicher Streitwagen in ihr verbarg, bevor er ihn sehen konnte.
    Teppic sprang von dem Felsen herunter, kehrte zur Straße zurück und wartete am Wegesrand. Er brauchte sich nicht lange zu gedulden. Das kutschenartige Gebilde rollte vorbei, hielt nach mehreren Metern, wendete zwischen einigen Granitblöcken und rumpelte heran.
    »Was hast du vor?« rief Ptraci und beugte sich über die Brüstung.
    Teppic verneigte sich.
    »Laß den Unsinn!« herrschte ihn die junge Frau scharf an.
    »Gefällt es dir nicht, Königin zu sein?«
    Sie zögerte. »Doch«, antwortete sie. »Ich finde es irgendwie … angenehm.«
    »Kann ich mir denken«, erwiderte Teppic. »Es liegt im Blut. Früher hätten die Thronfolger wie Tiger gekämpft. Brüder gegen Schwestern, Kusinen und Vettern gegen ihre Onkel. Schrecklich.«
    »Aber du mußt Djelibeby nicht verlassen! Ich brauche dich!«
    »Du hast Ratgeber«, entgegnete Teppic ruhig.
    »Das meine ich nicht«, schnappte Ptraci. »Außerdem habe ich nur Koomi, und der Kerl taugt nichts.«
    »Da kannst du von Glück sagen. Ich hatte Dios, und er verstand sein Handwerk. In dieser Hinsicht ist Koomi weitaus besser. Du kannst eine Menge lernen, indem du nicht auf ihn hörst. Inkompetente Ratgeber haben durchaus ihre Vorteile. Außerdem: Schelter wird dir bestimmt helfen. Er hat viele Ideen.«
    Ptraci errötete. »An Bord seines Schiffes nannte er mir einige.«
    »Na bitte. Ich wußte ja, daß ihr beide so gut zurechtkommt wie ein brennendes Haus.« Schreie, Flammen, fliehende Menschen, die sich in Sicherheit zu bringen versuchten …
    »Und du willst jetzt wieder ein Assassine sein, nicht wahr?« fragte Ptraci verächtlich.
    »Nein, das glaube ich kaum. Ich habe nicht nur eine Pyramide inhumiert, sondern auch ein Pantheon und das ganze Alte Königreich. Vielleicht sollte ich es mit etwas anderem versuchen. Übrigens: Hast du zufälligerweise festgestellt, daß überall dort Gras und Korn wächst, wo deine königlichen Füße den Boden berühren?«
    »Nein. Was für eine absurde Vorstellung.«
    Teppic entspannte sich. Es schien wirklich überstanden zu sein. »Der wichtigste Punkt ist: Achte immer darauf, daß nichts unter dir sprießt«, sagte er. »Da fällt mir ein … Hast du irgendwelche Möwen gesehen?«
    »Heute krächzen ziemlich viele, findest du nicht?«
    »Ja. Ein gutes Zeichen. Glaube ich.«
    Du Mistvieh hörte dem Gespräch mit nur gelindem Interesse zu. Es handelte sich um die flüchtige, angespannt zwanglose Unterhaltung von zwei Personen unterschiedlichen Geschlechts, die sich in Gedanken mit ganz anderen Dingen befassen. Bei Kamelen war alles wesentlich einfacher: Die Kamelfrau brauchte sich nur über die Methodologie des Kamelmannes klarzuwerden.
    Teppic und Ptraci küßten sich auf eine (für Kamele) recht keusche Art und Weise. Offenbar rangen sie sich zu einer Entscheidung durch.
    An diesem Punkt verlor Du Mistvieh das Interesse und beschloß, sein Mittagessen noch einmal zu verspeisen.

DER ANFANG …
    Frieden herrschte im Tal. Der Strom floß an wilden, noch ungezähmten Ufern vorbei, gluckerte träge durch das Dickicht aus Schilf, Binse und Papyrus. Ibisse wateten durchs seichte Wasser. An den tiefen Stellen tauchten Nilpferde auf und verschwanden wieder, wie eingelegte Eier.
    Die einzigen Geräusche in der feuchten Stille bestanden aus leisem Plätschern – wenn neugierige Fische einen Blick in die Welt aus Luft und einigermaßen festem Boden riskierten – und dem gelegentlichen Zischen eines Krokodils.
    Dios blieb eine Weile im Schlamm liegen. Er wußte nicht genau, was ihn an diesen Ort geführt hatte und warum die eine Hälfte seines Umhangs zerrissen war, während die andere unübersehbare Brandspuren aufwies. Vage erinnerte er sich an etwas Lautes, an extrem hohe Geschwindigkeit, die ihn bewegte, obgleich er sich überhaupt nicht von der Stelle rührte. Derzeit strebte er nicht nach Antworten. Antworten erforderten Fragen, und Fragen führten zu nichts. Fragen schufen nur Unruhe. Eine Zeitlang gab er sich damit zufrieden, die kühle Umarmung des Schlamms zu genießen.
    Die Sonne ging unter. Verschiedene nachtaktive Tiere näherten sich Dios, beschnüffelten ihn argwöhnisch und lauschten der Stimme ihres animalischen Instinkts: Versucht bloß nicht, ihm ein Bein abzubeißen. Daraus ergäben sich bestimmt

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