Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
zum Ausdruck bringen konnte.
    Der Wind war kühl und nicht unangenehm. Hunderte von Bürgern arbeiteten im Freien, um die von den Göttern angerichteten Schäden zu beheben, und sie genossen die Brise, wandten sich ihr so zu wie Fische einer Strömung, die klares, frisches Wasser herantrug.
    Niemand befand sich in der Nekropolis. Die meisten Pyramiden hatten ihre oberen Etagen verloren, qualmten stumm vor sich hin und wirkten wie kürzlich erloschene Vulkane. Hier und dort lagen schwarze Marmorblöcke auf dem uralten Pflaster. Einer von ihnen hätte fast die prächtige Statue des Geierköpfigen Gottes Hut zerschmettert.
    Die Ahnen waren verschwunden. Kein Lebender verspürte den Wunsch, nach ihnen zu suchen.
    Gegen Mittag segelte ein seltsames Schiff über den Djel. Es schien wie ein dickes, völlig hilfloses Nilpferd durch den Fluß zu gleiten, und erst nach einer ganzen Weile merkte man, daß es erstaunlich schnell vorankam. In der Nähe des Palastes ging es vor Anker.
    Nach einer Weile wurde ein Beiboot zu Wasser gelassen.
     
    Teppic saß auf dem Thron und beobachtete, wie sich Djelibeby allmählich von den Heimsuchungen der Götter und den übrigen Zwischenfällen erholte. Er verglich den Prozeß der Normalisierung mit einem gesplitterten Spiegel, den man wieder zusammensetzte und der das alte Licht auf eine völlig neue, unerwartete Weise reflektierte.
    Eigentlich wußte niemand, warum Teppic auf dem Thron saß, aber sonst erhob keiner Anspruch auf den Platz. Alle empfanden es als Erleichterung, von einer klaren, selbstsicheren Stimme Anweisungen entgegenzunehmen. Es ist erstaunlich, wie gern Menschen gehorchen, wenn sie eine klare, selbstsichere Stimme hören. Außerdem: Das Königreich war an eine klare, selbstsichere Stimme gewöhnt.
    Teppic gab Befehle, und diese Tätigkeit ersparte es ihm, über gewisse Dinge nachzudenken. Zum Beispiel darüber, was demnächst geschehen mochte. Die Götter beschränkten sich wieder darauf, nicht zu existieren (wodurch es den Leuten weitaus leichter fiel, an sie zu glauben), und das Gras zeigte keine Neigung mehr, unter den Füßen des jungen Pharaos zu wachsen.
    Vielleicht gelingt es mir tatsächlich, Djelibeby in Ordnung zu bringen, überlegte er. Aber was soll ich dann damit anfangen? Wenn wir doch nur Dios finden könnten. Er wußte immer, was es zu tun galt – das war sein großer Vorteil.
    Ein Wächter schob sich durch die Menge aus Priestern und Adligen.
    »Bitte entschuldigen Sie, Gebieter«, sagte er. »Ein Kaufmann möchte Sie sprechen. Er meint, es sei sehr wichtig.«
    »Nicht jetzt, Mann. In einer Stunde erwarte ich die Repräsentanten der tsortanischen und ephebischen Heere, und vorher muß noch eine Menge erledigt werden. Ich kann nicht jeden Händler empfangen, der zufällig vorbeikommt. Übrigens: Womit handelt er?«
    »Mit Teppichen, Gebieter.«
    »Mit Teppichen?«
    Schelter grinste wie ein Honigkuchenpferd, als er durch den Saal schritt, gefolgt von einigen Besatzungsmitgliedern seines Schiffes. Neugierig betrachtete er die Tapisserien und Fresken, berechnete vermutlich ihren Marktwert. Als er den Thron erreichte, malte er zwei mentale Linien unter die Summe.
    »Nettes Plätzchen«, sagte Schelter. Nur er schaffte es, mehrere tausend Jahre architektonischer Akkumulation in zwei schlichten Worten zum Ausdruck zu bringen. »Du ahnst nicht einmal, was passiert ist. Wir segelten an der Küste entlang, und plötzlich entdeckten wir einen Fluß. Im einen Augenblick hohe Klippen, im nächsten ein breiter Strom. He, was für eine komische Sache, dachte ich. Bestimmt treibt sich irgendwo mein alter Kumpel Teppic herum.«
    »Wo ist Ptraci?«
    »Ich wußte natürlich, daß du den Komfort in Ankh-Morpork vermißt, und deshalb haben wir dir diesen Teppich mitgebracht.«
    »Wo ist Ptraci?«
    Die Seefahrer wichen beiseite, und ein lächelnder Alfons trat vor, löste die Schnüre eines Teppichs und rollte ihn auseinander.
    Staub wallte auf. Mottenkugeln rochen ziemlich intensiv. Und dann kam ein anderer Duft hinzu. Ein Duft, der Erinnerungen in Teppic weckte. Der dicke Stoffballen gab Ptraci frei. Die junge Frau drehte sich mehrmals um die eigene Achse und stieß mit dem Kopf an Teppics Stiefel.
    Er half ihr auf die Beine und zupfte einige Staubflocken aus ihrem Haar. Sie schwankte von einer Seite zur anderen, ignorierte ihn, wandte sich zornig an Schelter.
    »Ich hätte da drin ersticken können!« entfuhr es ihr. »Nach dem Geruch zu urteilen, diente das verdammte Ding

Weitere Kostenlose Bücher