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Pyramiden

Titel: Pyramiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Wasser, das im Schilf flüsterte und raunte. Hier und dort entrollten sich uralte eingeweichte Binden, zitterten wie greise Schlangen und lösten sich kommentarlos auf.
     
    DIES IST HÖCHST UNGEWÖHNLICH.
    Wir bitten um Verzeihung. Uns trifft keine Schuld.
    WIE VIELE SEID IHR?
    Mehr als eintausenddreihundert, fürchte ich.
    NUN GUT. STELLT EUCH AN, UND HABT ETWAS GEDULD.
     
    Du Mistvieh betrachtete seine leere Heuraufe.
    Sie stellte einen Teilaspekt der allgemeinen Menge ›Heu‹ dar, zeichnete sich durch willkürliche Werte zwischen null und K aus.
    Derzeit enthielt sie kein Heu. Es mochte sich sogar eine negative Quantität an Heu darin befinden, aber für einen hungrigen Magen war der Unterschied zwischen Heu und Minus-Heu nicht von großem Interesse.
    Ganz gleich, wie das Kamel auch rechnete: Es änderte sich nichts am Ergebnis. Es handelte sich um eine geradezu klassisch schlichte Gleichung. Ihr haftete eine gewisse mathematische Eleganz an, doch im Augenblick sah sich Du Mistvieh außerstande, sie zu bewundern.
    Er fühlte sich schlecht behandelt und ausgenutzt. Das war natürlich alles andere als ungewöhnlich – die meisten Kamele teilten derartige Empfindungen. Du Mistvieh kniete sich geduldig nieder, als Teppic die Satteltaschen packte.
    »Wir machen einen Bogen um Ephebe«, sagte der abgedankte Pharao und versuchte den Anschein zu erwecken, als spreche er mit dem Kamel. »Wir folgen der Küstenlinie des Runden Meeres, reiten nach Quirm oder bis zu den Spitzhornbergen. Die Scheibenwelt ist ziemlich groß. Und interessant. Vielleicht sehen wir uns einige Verlorene Städte an, hm? Wird dir bestimmt gefallen.«
    Es hatte keinen Sinn zu versuchen, ein Kamel aufzumuntern. Ebensogut konnte man Nougatringe in ein schwarzes Loch werfen.
    Die Tür am anderen Ende des Stalls schwang auf, und ein Priester trat ein. Er wirkte irgendwie verlegen. Seit einiger Zeit mußten Priester ungewohnte Aufgaben wahrnehmen.
    »Äh«, begann er, »Ihre Majestät verbietet Ihnen, das Königreich zu verlassen.«
    Er hüstelte.
    Und er fügte hinzu: »Soll ich ihr eine Antwort übermitteln?«
    Teppic überlegte. »Nein«, sagte er, »nein, ich glaube nicht.«
    »Ich soll Ihrer Gnädigkeit also sagen, daß Sie bald mit der königlich befohlenen Präsenz des Bruders rechnen kann?« fragte der Priester hoffnungsvoll.
    »Nein.«
    »Oh, das habe ich befürchtet«, ächzte der Geistliche und schlurfte mit hängenden Schultern davon.
    Kurze Zeit später kam Koomi, dessen Wangen mit der Farbe einer überreifen Tomate wetteiferten.
    »Ihre Majestät verlangt, daß Sie im Königreich bleiben«, sagte er.
    Teppic kletterte auf Du Mistviehs Rücken und stieß das Kamel mit einem Stock an.
    »Sie meint es ernst«, fügte Koomi hinzu.
    »Daran zweifle ich nicht.«
    »Ihre Lieblichkeit könnte Sie den heiligen Krokodilen zum Fraß vorwerfen lassen.«
    »Seit einiger Zeit machen sich die Krokodile ziemlich rar«, erwiderte Teppic. »Vielleicht liegt’s an den spitzen Steinen, die dauernd auf sie herabfallen.« Erneut hob er den Stock und schlug noch einmal zu.
    Er ritt ins immer noch grelle Tageslicht und über Straßen, deren festgetretener Boden im Laufe der Zeit härter als Stein geworden war. Überall herrschte rege Aktivität. Und niemand achtete auf Teppic.
    Was für ein wundervolles Gefühl, einfach übersehen zu werden!
    Er setzte den Weg fort, erreichte die Grenze Djelibebys und hielt erst auf den Klippen inne. Hinter ihm erstreckte sich das Königreich. Ein heißer Wind wehte von der Wüste her und zupfte an den Dornbüschen, als Teppic das Kamel an einer schattigen Stelle festband, einen Felsen erkletterte und zurücksah.
    Das Tal war alt. So alt, daß man glauben konnte, es habe vor allem anderen existiert und beobachtet, wie sich der Rest der Welt formte. Teppic streckte sich aus und stützte den Kopf auf die Arme.
    Nun, das Königreich hatte alt sein wollen. Über Jahrtausende hinweg lehnte es eine Zukunft ab, und jetzt erwies sich der Wandel als ebenso unerbittlich wie die Schwerkraft, die ein wagemutiges Ei über die Tischkante rollen und auf den Küchenfliesen zerplatzen ließ.
    Vermutlich waren Dimensionen weitaus komplizierter, als Menschen glaubten. Und wahrscheinlich traf das auch auf die Zeit zu. Menschen mangelte es ebenfalls nicht an Komplexität, aber ihre Verhaltensmuster stellten nicht immer Überraschungen dar.
    Teppic beobachtete eine Staubwolke, die vor dem Palast aufwirbelte, durch die Stadt kroch, sich an Feldern

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