Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
schwer verwundet Charlotte lag.
    Wenn sie heute nacht stirbt, dann
nur meinetwegen, dachte Patrick bitter; es ist ausschließlich meine Schuld,
wenn ihr und dem Kind nicht mehr zu helfen ist ... Und da er fast sicher war,
daß das Kind schon nicht mehr lebte, und er keine Möglichkeit sah, die Zeit
zurückzudrehen und seine Fehler wiedergutzumachen, war er entschlossen, in
dieser Nacht ein Opfer darzubringen. Ein Opfer, das Buße und Sühne zugleich sein
würde.
    Rache.
    »Patrick ...« flüsterte Cochran, der
wie ein aufgeregter Vogel am Strand entlanghüpfte, »verdammter Esel ...
verfluchter, halsstarriger Ochse ... komm sofort hierher zurück!«
    Patricks Augen brannten beim
Gedanken an all das Leid, das er Charlotte angetan hatte, seit er sie liebte
und begehrte. Aber er sagte sich, daß es das Salzwasser war, was seine Augen
tränen ließ, und glitt noch tiefer in die täuschend sanfte Umarmung der See,
um dann mit leisen, starken, entschlossenen Zügen in die Dunkelheit
hinauszuschwimmen.
    Das Beiboot war nicht schwer
auszumachen. Das leise Klatschen der Ruderblätter dröhnte wie Gewehrfeuer in
Patricks Ohren, das leise, trunkene Geschwätz der Männer, die sie bewegten, wie
schrilles Geschrei.
    Patrick holte tief Luft und tauchte;
die hellen, strahlenden Bilder von Charlotte, die ihm seine Phantasie
vorspielte, vermittelten ihm Kraft und Licht in der Finsternis des Meeres.
    Nur wenige Meter vom Boot entfernt
tauchte er auf der Steuerbordseite auf, aber keiner der drei Insassen des
Dinghys bemerkte ihn, sie schauten nicht einmal in seine Richtung. Er folgte
dem Boot, bis die Männer an den Rudern eine Pause einlegten, und in der
eintretenden Stille belauschte er ihr Gespräch. Obwohl sie nur Arabisch
sprachen, konnte er jedes Wort verstehen.
    »Es gefällt mir nicht«, sagte ein
kleiner, drahtiger Mann. Er saß auf der Bugseite und trug einen Turban, mehr
war im Dunklen nicht von ihm zu erkennen. »Trevarren würde nicht so schnell
aufgeben. Es kann nur eine Falle sein.«
    Der Anführer der Gruppe, ganz
offensichtlich Raheem, weil er die ganze Zeit auf dem Bug gehockt und sich
nicht am Rudern beteiligt hatte, entgegnete höhnisch: »Du überschätzt den Kerl.
Er ist Amerikaner, und die haben nur ihre eigene Bequemlichkeit und ihre eigenen
Bedürfnisse im Kopf. Ich bin sicher, daß er sich vor uns versteckt und es
selbst in diesem Augenblick noch mit der Frau treibt, von der er weiß, daß er
sie bald verlieren wird!«
    Bittere Galle stieg in Patricks
Kehle auf, aber er gab keinen Laut von sich und ließ sich treiben, um keine
Geräusche auszulösen.
    »Ja, die Amerikaner lieben ihr
Vergnügen«, stimmte der dritte Mann zu. »Aber wenn man sie reizt, sind sie wie
Kobras — man entkommt ihnen nicht, und ihr Biß ist tödlich.«
    Raheem stieß ein höhnisches
Schnauben aus und spuckte ins Wasser.
    Es war still und glatt wie ein
Spiegel, dieses Wasser, doch unter seiner dunklen Oberfläche huschten schnelle
Schatten, die einen plötzlichen, sehr schmerzhaften Tod bringen konnten.
    Patrick atmete tief ein, hielt den
Atem an, tauchte unter das Dinghy und kippte es unter Aufbietung seiner ganzen
Kraft um. Die entsetzten Schreie und das verzweifelte Geplansche seiner Opfer
tönte in seinen Ohren wie sanfte Musik an einem lauen Frühlingsabend.
    Er warf den Kopf zurück, schüttelte
das Wasser aus seinem Haar und seinen Augen und schaute sich dann nach den drei
Schiffen um, die etwas weiter draußen in der Bucht ankerten. Sie waren
beleuchtet, und Männer bewegten sich an Bord, aber Patrick wußte, daß ihm trotz
allem Zeit blieb, sein Vorhaben zu verwirklichen.
    Raheem auszumachen, war eine
peinliche einfache Geschichte — er war derjenige, der hilflos ertrank. Seine
zwei Kumpanen hielten sich an den Seitenwänden des Boots fest und schrien
verzweifelt um Hilfe, überzeugt vermutlich, jeden Augenblick von irgendeiner
unheimlichen Kreatur aus den Tiefen der See verschlungen zu werden.
    Patrick zog das mitgebrachte Messer
aus der Scheide an seinem Gürtel, schwamm hinter den wild zappelnden und um
sich schlagenden Raheem und hakte einen Arm um seinen Nacken. Mit der anderen
Hand preßte er die Klinge des Messers an Raheems Hals.
    Es war ein Moment, in welchem
Patrick den größten Kampf seines Lebens mit sich ausfocht. Wie leicht es jetzt
gewesen wäre, wie unendlich einfach, Raheems Schlagader zu öffnen und
zuzusehen, wie sein Blut das Wasser färbte. Dann wären Charlotte und das
geliebte Kind, das nie das Licht

Weitere Kostenlose Bücher