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Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt

Titel: Quade 02 - Goldene Sonne die dich verbrennt Kostenlos Bücher Online Lesen
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der Welt erblicken würde, gerächt ...
    »Trevarren!« sagte der Pirat, als er
wieder zu Atem kam, und wirkte erstaunlich ruhig, selbst angesichts des
scharfen, kalten Stahls, der sich an seine Kehle preßte. »Meine Männer werden
dich dafür töten, das schwöre ich! Möge Allah mein Zeuge sein!«
    »Ich hätte dich nie für einen
frommen Mann gehalten«, höhnte Patrick, noch außer Atem von den körperlichen
Anstrengungen, doch unbeeindruckt von Raheems Drohungen. Ohne das Messer
zurückzuziehen, begann er auf die Küste zuzuschwimmen und zog Raheem mit sich.
Seine Drohung schien Patrick keine Antwort wert. Das Einzige, was ihn nach
dieser Nacht noch zu schrecken vermochte, war die Vorstellung, alt zu werden,
ohne Charlotte an seiner Seite zu haben.
    Der Strand schien unerreichbar fern,
die lange Schwimmstrecke unüberwindlich. Was Patrick früher vielleicht nicht
die geringste Anstrengung gekostet hätte, erforderte heute, mit seinem vom
Fieber noch geschwächten Körper, seine ganze Kraft.
    Zweimal auf dem langen Weg hielt
Patrick inne, trat Wasser und focht einen harten Kampf mit seinem Gewissen aus. Verdammt — warum belastete er sich mit diesem Kerl, der einer der
meistgefürchteten Piraten war, selbst in diesem Teil der Welt; ein Räuber und
kaltblütiger Mörder, der Verbrechen begangen und Dinge getan hatte, die die
Vorstellungskraft eines jeden normalen Menschen überstiegen. Warum also, fragte
Patrick sich erbost, töte ich den Kerl nicht einfach und überlasse ihn den
Haien?
    Raheem sackte leblos in sich
zusammen — entweder hatte er das Bewußtsein verloren, oder er wartete auf eine
günstige Gelegenheit. Seinem hilflosen Strampeln nach zu urteilen, als das Boot
gekentert war, konnte er nicht schwimmen; Patrick hätte ihn einfach loslassen
und wegschwimmen können Raheem wäre wie ein Stein in der dunklen See
versunken.
    Und er, Patrick, hätte nicht einmal
Gewalt angewendet ...
    Fluchend ließ er sein Opfer los und
schaute ohne besondere Emotionen zu, wie Raheem mit dem Gesicht nach unten auf
dem Wasser trieb. Der Pirat versuchte nicht einmal, sich auf irgendeine Weise
zu retten, er ließ sich einfach treiben.
    Patrick wandte sich ab und schwamm
in Richtung Küste, doch er hatte nur wenige Meter zurückgelegt, als er schon
wieder innehielt und von neuem fluchte. Cochrans Zitat — Die Rache ist
mein, sagte der Herr — klang in seinen Ohren wider. Als er merkte, daß er
noch immer das Messer in der Hand hielt, schob er es in die Lederhülle an
seinem Gürtel, fluchte noch einmal kräftig und schwamm zu Raheem zurück.
    Der Pirat begann gerade
unterzutauchen; mit einem weiteren derben Fluch packte Patrick ihn am Kragen
und zog ihn auf die Küste zu.
    Dort wartete schon Cochran, sein
vernünftiger, kluger Cochran. Als er Patrick heranschwimmen sah, watete er ins
seichte Wasser und erlöste seinen Freund von der Bürde des bewußtlosen
Begleiters.
    »Ich will verdammt sein ...!« sagte
der erste Maat und hockte sich in den Sand, um den Piraten, so weit es bei dem
schwachen Licht möglich war, in Augenschein zu nehmen. »Das ist Raheem, nicht?
Warum hast du ihn nicht getötet?«
    Patrick lag erschöpft im weichen
Sand, nach Atem ringend und Salzwasser spuckend. Er strich sich das nasse Haar
aus dem Gesicht und betrachtete seinen Freund einen Moment lang schweigend,
dann endlich schien er die Kraft zu finden, etwas zu sagen. »Ich wollte mein
Vergnügen verlängern«, knurrte er.
    Auch Raheem lag im Sand, krümmte
sich unter gewaltigen Hustenanfällen und fluchte in seiner Muttersprache.
    Patrick schaute ihn lange an, bevor
er den Piraten — in dem perfekten Arabisch, das Khalif ihn gelehrt hatte —
ansprach. »Du wirst sterben, Raheem«, sagte er. »Auf die eine oder andere Art —
durch meine Hand oder an einem Galgen. Aber auf jeden Fall bist du schon so gut
wie tot.«
    Raheem würgte, übergab sich heftig
und versetzte keuchend: »Und du, Trevarren, wirst in deiner christlichen Hölle
brennen!«
    Patrick erwiderte nichts, richtete
sich auf und zog mit Cochrans Hilfe den Piraten auf die Füße.
    Cochran lachte plötzlich. »Da — seht
euch das an!« sagte er und machte sie auf die beleuchteten Schiffe aufmerksam,
die den Hafen den ganzen Tag belagert hatten. »Sie ziehen ab! Treue Seelen,
diese Piraten, nicht anders als ihr Kapitän!«
    Raheem grunzte etwas
Unverständliches, weil er Cochrans Worte vermutlich nicht verstanden hatte,
aber was er verstand, war der Anblick der
sich zurückziehenden

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