Quälend süsse Glut
Eltern zu stellen, die diese für ihre Zukunft geschmiedet haben ….“
In ihrer Erinnerung hörte sie immer noch Rafiqs Vater sarkastisch lachen, als sie ihn bat, ihre Heirat mit Hussein zu verhindern. Im naiven Glauben, ihn auf ihre Seite ziehen zu können, hatte sie sich vertrauensvoll an ihn gewandt, von ihrer Liebe zu seinem Sohn erzählt, und dass sie versprochen habe, Rafiq zu heiraten.
„Ich werde die passende Braut für meinen Sohn aussuchen, wenn es so weit ist“ , hatte er ihr entgegengehalten. „Schau doch nur, was für ein Chaos Kareef aus seinem Leben gemacht hat. Das werde ich Rafiq auf keinen Fall erlauben!“
„Wie hätte ich das meiner und deiner Familie antun können, nach diesem grausamen Schicksal?“
„Und was hast du mir damit angetan?“, fuhr er auf. „Zählt das gar nichts? Weißt du überhaupt, wie es sich für mich angefühlt hat, dazustehen wie der letzte Idiot? Wie sehr mich Husseins offen zur Schau gestellter Triumph gedemütigt hat? Oder die mitleidigen und spöttischen Blicke eurer Hochzeitsgäste?“
Unbeherrscht fuhr er durch das nachtschwarze Haar.
„Armer Rafiq!“, verhöhnte er sich selbst. „Der Letzte zu sein, der mitbekommt, dass seine Angebetete nie vorhatte, ihn zu heiraten! Trotz aller heißer Liebesschwüre!“
Sera schüttelte den Kopf. „Ich wollte nicht …“
„Aber das hat dir noch nicht gereicht, oder? Nicht damit zufrieden, mich vor allenbloßzustellen, musstest du auch noch meine Liebe zu dir in den Dreck ziehen!“
Wieder schüttelte sie heftig den Kopf. „Ich wollte dich nie verletzen.“
Rafiq schnaubte nur verachtungsvoll. „Das soll ich dir glauben? Als ich dich angefleht habe, den anderen, der ganzen Welt zu sagen, dass du nicht Hussein, sondern mich liebst, hast du mir eiskalt in die Augen geschaut und behauptet, du hättest mich nie geliebt!“
Sein mächtiger Brustkorb hob und senkte sich, als ringe er um Atem, und auf der dunklen Wange zuckte ein Muskel. „Und jetzt sag mir, dass du Hussein nie geliebt hast!“, forderte er mit bebender Stimme.
Schweigen. Das einzige Geräusch war ihrer beider Atem und das leise Röhren der im Standgas laufenden Wagenmotoren. Im Schatten der Palmen tranken die Fahrer Kaffee und warteten geduldig darauf, dass es weiterging. Nie wären sie auf den Gedanken gekommen, die Privatsphäre ihrer Fahrgäste zu stören, selbst wenn die erhobenen Stimmen bis zu ihnen hinüberdrangen.
„Ach Rafiq …“, murmelte Sera wie erloschen. „Das alles tut mir so leid.“
Es tat ihr leid?
Das Blut rann heiß wie glühende Lava durch Rafiqs Venen, während er alle Selbstbeherrschung aufbringen musste, um nicht zu explodieren. „Was speziell tut dir denn so leid?“, fragte er mit gefährlich sanfter Stimme. „Dass du deinen reichen Mann so überraschend schnell verloren hast? Oder dass du ihn überhaupt geheiratet hast, anstatt auf einen noch größeren Fang zu warten? Du könntest gerade jetzt die Schwägerin des Königs von Qusay werden, wenn du dein Versprechen mir gegenüber nicht gebrochen hättest. Mit allem Pomp und Prunk, der dir offenbar so viel bedeutet.“
Sera krümmte sich unter seinen brutalen Worten, und Rafiq weidete sich an ihrem Unbehagen.
„Sicher bedauerst du am meisten, dass du damals einfach nicht vorausschauend genug warst, oder? Aber ich sollte mir dazu gratulieren, nur knapp einem Schicksal entronnen zu sein, das noch schlimmer ist als der Tod. Nämlich von einer geldgierigen Harpyie eingefangen und übers Ohr gehauen zu werden!“
„Nein! Rafiq, so etwas darfst du nicht sagen!“
„Darf ich nicht?“, grollte er dumpf und kam ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. „Aber genauso war es doch, verdammt!“
Mit einem erstickten Laut drehte sie sich um und rannte blindlings davon. Einfach nur weg von dem Mann, den sie mehr geliebt hatte als ihr Leben und der sie mit aller Kraft hasste, zu der er fähig war. Tränen verschleierten ihren Blick. Sera hörte hinter sich ihren Namen rufen, was sie aber nur noch weiter antrieb.
Ehe sie es sich versah, fand sie sich hinter dem Steuer eines der Jeeps wieder, der verlassen und abseits unter den Palmen stand. Bevor irgendjemand sie stoppen konnte, schlug Sera die Fahrertür hinter sich zu und startete mit zitternden Fingern den Motor. Sie musste weg von hier, weg aus seiner vernichtenden Nähe, sonst würden ihre Wunden nie heilen.
Was den spontan gefassten Fluchtplan etwas komplizierte, war der Umstand, dass sie
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