Quälend süsse Glut
einige von ihnen vorschlugen, deinem Konkurrenten noch einmal die Gelegenheit zu einen Gegengebot einzuräumen …“
Also genau, was er befürchtet hatte! Das noch fettere Lamm!
„Und wie hast du sie davon abbringen können?“
„Ich vermute, sie wollten damit nur ein noch höheres Gebot bei mir herauskitzeln, aber dazu war ich von dir ja nicht autorisiert, deshalb hielt ich es für klug, erst einmal ganz andere Themen anzuschneiden, um die Situation zu entspannen.“
„Andere Themen …?“, echote Rafiq verblüfft.
„Na ja, zum Beispiel Xavians, oder besser Zahirs überraschende Abdankung und die daraus resultierende bevorstehende Krönung von Kareef …“
Auf eine derart absurde Taktik konnte Rafiq sich absolut keinen Reim machen, und das sah man ihm auch an. „Und?“
Seras Lächeln wurde breiter. „Wir sprachen natürlich auch über die eleganten Roben, die man am Hof von Qusay zu den Krönungsfeierlichkeiten tragen würde. Und wenn für die Frauen von Marrash etwas noch mehr zählt, als ihre wundervollen Stoffe auf dem internationalen Markt angeboten und verkauft zu sehen, dann wäre es die Gelegenheit, ihre Kunstfertigkeit dort vor aller Welt zu präsentieren, wo ihr Herz schlägt. In ihrer Heimat Qusay … bevorzugt am königlichen Hof.“
„Das hast du ihnen doch wohl nicht versprochen?“, fragte Rafiq entsetzt. „Du weißt doch, dass es dafür viel zu spät ist!“
„Natürlich weiß ich das“, erklärte sie gelassen. „Und deshalb habe ich auch nichts dergleichen vorgeschlagen. Nur …“
„Was, nur ?“
„Nun, sie schienen sich noch viel mehr für die Vorstellung begeistern zu können, eine königliche Braut mit einer Robe aus einem dieser fantastischen Stoffe bekleidet zu sehen …“
„Wessen Braut?“, fragte er perplex.
„Deine …“, flüsterte Sera kleinlaut.
„Was?“
Trotzig schob sie ihr Kinn vor. „Ich dachte, du wolltest das Geschäft unbedingt heute abschließen? Kareefs Hochzeit konnte ich ihnen doch wohl schwer vorschlagen. Sicher wird er auch irgendwann heiraten wollen, schon um einen Thronerben zu zeugen. Aber dieser Deal kommt allein dir zugute, und deshalb …“
„Du wirst keine Hochzeit von mir bekommen!“
„Ich habe ja keinen Termin genannt.“
„Niemals!“
Sera biss sich auf die Unterlippe und senkte den Blick.
Und Rafiq stand plötzlich die Szene vor Augen, als sie in Begleitung eines Trupps von Frauen aus deren Werkstätte kam, auf ihn zutrat und ihm wortlos den Vertrag aushändigte. Er war so überwältigt über das unerwartet schnelle, positive Ergebnis gewesen, dass er Sera spontan in die Arme geschlossen und herzhaft auf beide Wangen geküsst hatte.
Und plötzlich machten auch der begeisterte Beifall der Frauen, ihr Lachen und die zugerufenen Glückwünsche Sinn. Er hatte es auf den abgeschlossenen Vertrag bezogen, und sie auf seine Heirat.
Mit Sera!
„Die Frauen denken, dass ich dich heiraten werde!“, stieß er fassungslos hervor. „Es ist unsere Hochzeit, mit der sie rechnen, und du bist es, die sie im exklusiven Brautkleid vor sich sehen …“
Sera schüttelte heftig den Kopf, und in ihren Augen meinte er sogar so etwas wie Panik aufblitzen zu sehen. „Nein, das denken sie ganz sicher nicht.“
„Aber ich habe dich geküsst!“
„Das hatte nichts zu bedeuten. Du weißt es, und ich weiß es.“
Ihre klare Einsicht befriedigte ihn längst nicht so, wie es hätte sein sollen. Außerdem bezweifelte er, dass Sera sich wirklich eingestand, wie absurd dieser Gedanke war. Vor allem hätte er seine Ablehnung etwas sensibler formulieren können, nach allem, was sie gerade für ihn getan hatte.
Angesichts ihrer verschlossenen Miene überkam ihn sogar ein Anflug von Schuldbewusstsein. Deshalb rückte er näher an sie heran, legte einen Arm um ihre Schulter und streichelte mit der anderen Hand beschwichtigend über ihre Wange.
„Ich werde dich nicht heiraten, Sera, egal, was die Frauen von Marrash erwarten.“
Mit einem Ruck machte sie sich von ihm frei. „Denkst du etwa, ich wüsste das nicht?“ Ihre Stimme war nicht so fragil, wie er erwartet hatte, sondern rasiermesserscharf. „Aber was lässt dich auch nur eine Sekunde annehmen, dass ich jemals wieder einen Mann in meinem Leben haben will? Oder das ich ausgerechnet dich will oder brauche? Ich habe die Idee mit der Hochzeit einzig und allein aufgebracht, um dir zu deinem gewünschten Geschäftsabschluss zu verhelfen.“
„Das sehen die Frauen von Marrash
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