Quellen Der Lust
der Küche gab es mehrere Gläser Honig.
Lächelnd rollte er sich zur Seite und erstarrte, als er den leeren Platz neben sich sah.
Fluchend warf er die Bettdecken zurück und griff nach seiner Hose. Verdammt, er sollte sie beschützen. Wie zum Teufel war es ihr gelungen, das Zimmer zu verlassen, ohne ihn zu wecken? Gewöhnlich hatte er einen sehr leichten Schlaf, aber offenbar nicht an diesem Morgen. War sie in Sicherheit?
Er schob die Beine in die Hose, griff sich das Messer vom Nachttisch und eilte dann leise und barfuß durch den Raum. Kaum war er in den Korridor getreten, hörte er Stimmengemurmel. Er hielt sich nahe an der Wand und schlich geradeaus. Als er sich der Küche näherte, hörte er Baxter sagen: „Das ist nicht sehr klug.“
„Du suchst wohl Ärger“, vernahm er Genevieves Stimme.
Simon packte das Messer fester, trat zwei leise Schritte vorwärts und spähte dann vorsichtig um die Ecke. Und blinzelte.
Genevieve saß mitten in der Küche an dem Holztisch, einen Teller mit Essen und eine Tasse heißen Tees vor sich. Baxter stand neben ihr, eine weiße Schürze vor der Kleidung, die fleischigen Fäuste in die Hüften gestemmt. Sie starrten beide auf den Fußboden und lächelten – zu Beauty, die sich auf dem Bauch auf Sophia zuschob, mit wedelndem Schwanz, schräg gelegtem Kopf, das Welpengesicht voller Neugier.
„Du wirst dir einen Nasenstüber holen, Hundchen“, sagte Baxter warnend, aber auch belustigt.
Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, da zuckte Sophias Pfote vorwärts und traf Beautys Schnauze. Der Hund winselte und versuchte, zurückzukriechen, doch Beauty konnte auf dem Holzfußboden keinen Halt finden, ihre Pfoten rutschten auseinander, und sie landete wieder auf dem Bauch. Offensichtlich zufrieden, weil sie gezeigt hatte, wer das Sagen hatte, reckte Sophia Kopf und Schwanz hoch, rückte ein paar Schritte weit weg und legte sich in einen Sonnenstrahl, der durch das Fenster hereinkam. Während die goldenen Strahlen sie wärmten, hob sie eines ihrer Hinterbeine und begann, sich zu putzen.
Simon war erleichtert, dass es keinen Grund zur Besorgnis gab, und trat in den Türrahmen. Beauty sah ihn und bellte zur Begrüßung, dann gelang es ihr, wieder auf die Füße zu kommen, und sie rannte auf ihn zu. Simon bückte sich, hob sie hoch und erhielt sofort Gunstbeweise nach Hundeart, gefolgt von heftigem Winseln, offenbar einem Bericht über das Entsetzliche, das sie soeben erlebt hatte. Er drückte sie mitfühlend an sich, nahm sie in den Arm und versuchte, ihrer liebevollen Zunge zu entgehen, so gut es ging. So betrat er die Küche.
Sein Blick fiel auf Genevieve. Sie trug denselben Hausmantel in Blassgelb wie am Tag zuvor, das blonde Haar zu einem einfachen Chignon zurückgesteckt – sie raubte ihm den Atem. Er starrte sie an und hatte das Gefühl, einen Boxhieb auf das Herz bekommen zu haben. Ihre Lippen waren voll und sahen aus wie von Küssen geschwollen, doch in ihren schönen blauen Augen entdeckte er keinen Hinweis darauf, dass sie beide mehr als ein beiläufiges Gespräch miteinander geteilt hatten. Das ärgerte ihn, vor allem deshalb, weil er nicht sicher war, dass seine Miene ebenso ausdruckslos war.
Er erinnerte sich an die vergangene Nacht – an forschende Hände und Lippen, wie sie mit gespreizten Beinen auf seinen Schenkeln saß, ihn tief in sich aufnahm, wie sie stöhnend seinen Namen flüsterte, als sie in seinen Armen kam. Wie ihre Arme und Beine ineinander verschlungen waren, als er die Lippen an ihre Schläfen presste und ihren zarten Duft tief in sich aufnahm. Die vollkommene Erfüllung, die er empfunden hatte – eine Befriedigung, die – das spürte er – mehr als nur körperlicher Natur war. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so verdammt gut gefühlt hatte. So ungeheuer zufrieden.
Offensichtlich gut genug, um außergewöhnlich tief zu schlafen. Natürlich war es lange her, seit er so vollkommen erschöpft gewesen war. Tatsächlich konnte er sich an kein einziges Mal erinnern, da eine Frau ihn so ausgelaugt hatte. Gewöhnlich ging er, sobald die erste Leidenschaft vorbei war. Mit einer Frau zusammen zu schlafen, die Nacht bei ihr zu verbringen, mit ihr gemeinsam wieder aufzuwachen am nächsten Morgen, das war zu – intim. Zu ernsthaft.
Und doch hatte er kein einziges Mal daran gedacht, das Bett zu verlassen. Stattdessen hatte er Genevieve festgehalten und war in einen tiefen, ruhigen Schlaf gesunken, wie er ihn wohl nie zuvor
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