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Quicksilver

Quicksilver

Titel: Quicksilver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Stephenson
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erwidert der Junge. »Wenn Ihr so gut wäret, meine Frage zu beantworten, Sir, dann würde ich doch etwas lernen, und das würde bedeuten, ich wäre in der Schule.«
    Der Junge ist offensichtlich gefährlich. Deshalb beschließt Enoch, den Vorschlag anzunehmen. »Du kannst Mr. Root zu mir sagen. Und du bist...?«
    »Ben. Sohn von Josiah. Dem Seifensieder. Warum lacht Ihr, Mr. Root?«
    »Weil in den meisten Gegenden der Christenheit – oder Europas – die Söhne von Seifensiedern nicht zur Schule gehen. Das ist eine Besonderheit von... deinem Volk.« Enoch wäre fast das Wort Puritaner herausgerutscht. Zu Hause in England, wo die Puritaner als Reminiszenz an ein vergangenes Zeitalter oder schlimmstenfalls als Plage an den Straßenecken gelten, dient der Begriff dazu, sich über die Hinterwäldler der Massachusetts Bay Colony lustig zu machen. Doch wie er hier immer wieder erkennen muss, ist die Wahrheit viel komplexer. In einem Kaffeehaus in London kann man munter über den Islam und die Muselmanen plaudern; aber in Kairo haben solche Begriffe keine Gültigkeit. Hier ist Enoch im Kairo der Puritaner. »Ich werde deine Frage beantworten«, sagt Enoch, bevor Ben ihm noch mit etwas anderem kommen kann. »Wie nennen die Menschen in anderen Teilen der Welt die Gegend, aus der ich komme? Nun, der Islam – eine größere, reichere und in fast jeder Hinsicht höher entwickelte Kultur, die die Christen Europas im Osten und im Süden einschließt – teilt die ganze Welt in nur drei Teile: den ihren, den sie Dar al-Islam nennen; den Teil, dem sie freundlich gesonnen sind und der Dar as-Sulh oder Haus des Friedens heißt; und alles Übrige, genannt Dar al-harb oder Haus des Krieges. Letzteres ist, das muss ich leider sagen, ein viel passenderer Name als Christenheit für den Teil der Welt, in dem die meisten Christen leben.«
    »Ich weiß über den Krieg Bescheid«, sagt Ben gelassen. »Er geht zu Ende. In Utrecht ist ein Friedensvertrag unterzeichnet worden. Frankreich bekommt Spanien. Österreich bekommt die Spanischen Niederlande. Wir bekommen Gibraltar, Neufundland, St. Kitts und...«, er senkt die Stimme, »...den Sklavenhandel.«
    »Ja – das Asiento .«
    »Pst! Hier gibt es einige, die dagegen sind, Sir, und die sind gefährlich.«
    »Habt ihr denn Barkers hier?«
    »Ja, Sir.«
    Jetzt betrachtet Enoch aufmerksam das Gesicht des Jungen, denn der Bursche, nach dem er sucht, ist eine Art Barker, und es wäre hilfreich zu wissen, welchen Ruf sie hier unter ihren weniger wahnsinnigen Glaubensbrüdern besitzen. Ben wirkt eher vorsichtig als herablassend.
    »Aber du sprichst nur von einem Krieg...«
    »Dem Spanischen Erbfolgekrieg«, sagt Ben, »dessen Ursache der Tod Carlos’ II. in Madrid war.«
    »Ich würde sagen, der Tod dieses armseligen Mannes war der Vorwand , nicht die Ursache«, widerspricht Enoch. »Der Spanische Erbfolgekrieg war nur der zweite und hoffentlich letzte Teil eines großen Krieges, der vor einem Vierteljahrhundert begann, zur Zeit der...«
    »Glorreichen Revolution!«
    »Wie manche sie nennen. Du hast gut aufgepasst, Ben, und ich muss dich loben. Vielleicht weißt du auch, dass bei dieser Revolution der König von England – ein Katholik – vor die Tür gesetzt und durch einen protestantischen König nebst Königin ersetzt wurde.«
    »William und Mary!«
    »Sehr richtig. Aber ist es dir eigentlich schon einmal in den Sinn gekommen, dich zu fragen, warum Protestanten und Katholiken sich überhaupt bekriegt haben?«
    »Bei uns im Unterricht sprechen wir öfter über Kriege unter Protestanten.«
    »Ja, richtig – eine auf England beschränkte Erscheinung. Das liegt auch nahe, da doch deine Eltern wegen eines solchen Konflikts hierher kamen.«
    »Der Bürgerkrieg«, sagt Ben.
    »Eure Partei hat den Bürgerkrieg gewonnen«, erinnert Enoch ihn, »aber dann kam es zur Restauration, die eine schwere Niederlage für deine Leute war und sie in Scharen hierher trieb.«
    »Ins Schwarze getroffen, Mr. Root«, sagt Ben, »genau deshalb hat mein Vater Josiah England verlassen.«
    »Und deine Mutter?«
    »In Nantucket geboren, Sir. Aber ihr Vater ist hierher gekommen, um einem bösen Bischof zu entgehen – der sehr laut gewesen sein soll, jedenfalls habe ich das gehört -«
    »So habe ich dich endlich doch bei einer Wissenslücke ertappt, Ben. Du sprichst von Erzbischof Laud – unter Charles I. ein schrecklicher Unterdrücker der Puritaner, wie manche deine Leute nennen. Die Puritaner haben es ihm heimgezahlt,

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