Quinn - Mitten ins Herz
„Ich weiß, warum es so ist.“ Sie riss die Augen auf und drehte sich zu ihm um. Er schluckte und setzte sich auf die Bettkante, wie um etwas Distanz zwischen sie zu bringen. Dann fuhr er mit einer Hand durch sein dunkelblondes Haar, das nun noch verstrubbelter von seinem Kopf abstand. „Ich… eigentlich denke ich, dass es zu früh ist, es dir zu erklären. Aber es gefällt mir nicht, dass es dir Angst macht, weil du es nicht verstehst. Und vielleicht, wenn du alle Fakten kennst… Verdammt, Quinn! Ich wollte, dass du mich kennenlernst und magst, bevor ich es dir erkläre.“ Sie zog eine Augenbraue hoch und betrachtete die zerwühlten Decken und Kissen um sich herum. „Ich schlafe nicht mit einem Mann, den ich nicht mag.“ „Gut“, Branson brachte ein halbes Lächeln zustande. „Ähm, ich…“, er atmete aus und drückte die Schultern durch, „ich habe dir erklärt, was Seelenverwandte für einander bedeuten. Erinnerst du dich?“ „Ja“, sie schauderte und zog die Decke enger um sich. „Und ich habe dir gesagt, dass es Symptome gibt, woran man sie erkennen kann“, fuhr er fort. Quinn nickte und wagte kaum zu atmen. „Du hast dir Sorgen gemacht, dass etwas mit mir nicht in Ordnung sein könnte, weil ich dich nicht lesen kann und weil andere Unsterbliche mich lesen können. Das sind zwei der Symptome. Und du löst Leidenschaft in mir aus von der ersten Sekunde an, in der ich dich berührte. Ich scheine etwas Ähnliches in dir zu bewirken.“ „Halt!“, unterbrach Quinn ihn. „Du hast Recht. Das ist zu groß, zu viel… ich… aber… danke, dass ich jetzt weiß, was ich fühle.“
„Ich weiß, dass du Probleme mit meiner Art hast. Und ich weiß, dass meine Chancen schlecht stehen, die Ewigkeit mit dir zu verbringen. Aber eine Seelenverwandte ist das größte Geschenk, das ein Unsterblicher in seinem Dasein kennt. Schenk mir bitte ein paar Tage, an die ich mich in den nächsten Jahrhunderten zurück erinnern kann“, flehte er sie an. „Ich… ich kann jetzt nichts sagen. Ich kann nicht einmal denken.“ Sie beugte sich vor und legte ihre Arme um seine Schultern. „Liebe mich als sei es das erste und letzte Mal“, flüsterte sie.
Sie verloren jegliches Zeitgefühl und verließen das Bett nur um ins Bad oder die Küche zu gehen.
*
Als sie wieder zu viert um den Esstisch saßen, war die Stimmung eine andere als beim letzten Mal. Branson hatte eine Hand auf Quinns gelegt und malte mit dem Daumen Kreise auf ihre Haut. „Sie weiß also Bescheid“, stellte Darren trocken fest. Branson nickte bestätigend. „Und sie nimmt es viel besser auf als wir zu hoffen gewagt hatten“, fuhr Darren fort. „Mel und ich möchten euch deswegen einen Vorschlag machen. Nehmt euch Zeit, um darüber nachzudenken. Ihr müsste euch nicht in dieser Sekunde entscheiden. Wir sind gerne für euch da. Und wenn ihr meint, dass Quinn noch beruhigt werden muss, bleiben wir gern mit euch zusammen hier. Aber vielleicht möchtet ihr auch allein sein; in Bransons Wohnung. Damit Quinn auch diesen Teil von dir kennenlernt, bevor sie eine Entscheidung trifft. Du könntest uns jederzeit anrufen, wenn dann doch…“ er ließ den Satz ausklingen. „Wenn dann was?“, fragte Quinn. „Ich dachte, ihr könnt meine Gedanken lesen. Ihr müsst doch wissen, dass ich Christopher nicht verletzen werde.“ Branson streichelte ihre Hand. „Wenn du dich dagegen entscheidest, mit mir zusammen zu sein, muss deine Erinnerung gelöscht werden.“
„Was?!“, kreischte sie.
„Du dürftest uns nie wieder sehen.“
„Ich würde mich nicht an dich erinnern?“, vergewisserte sie sich.
„Nein.“ Er war froh, dass ihr erster Gedanke ihm galt. „Und Dawn? Ich kann doch nicht vergessen, dass sie… wie sie…“ Ihr fehlten die Worte.
„Man würde dir vermutlich suggerieren, dass sie bei einem Autounfall oder so gestorben ist. Du hättest nicht mehr diese Albträume.“
„Oh…“
„Lass dir Zeit. Du musst heute keine Entscheidung treffen. Nur… Würdest du dich trauen, mit mir zu kommen? Ich würde dir wirklich gern zeigen, wie ich lebe.“
„Okay.“ Quinn nickte.
„Okay?“
„Ja, ich möchte gern sehen, wo du lebst“, bestätigte sie.
*
„Wow.“ Quinn sah sich in Bransons Wohnung um. Durch große Fenster wurden das Wohnzimmer und die offene Küche mit Licht überflutet. „Ist das nicht gefährlich für dich?“, fragte sie.
„Nein. Das Glas ist beschichtet, so dass keine UV-Strahlung durch die Scheiben
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