Quintessenz
berühren. »Als Sie Wesley großzogen, haben sie noch Familien auf den Schiffen zugelassen.«
»Das tun sie immer noch bis zu einem gewissen Grad«, sagte Beverly. Während die Enterprise-E im Gegensatz zu ihrem Vorgängermodell nicht auf familiäre Bedürfnisse im größeren Umfang eingestellt war, waren Familien auch nicht streng verboten. Das war erst mit der Ankunft der Borg und später des Dominion einhergegangen. Während es entschiedene Vorteile gab, Offiziere und Besatzungsmitglieder nicht für längere Zeit von ihrer Familie zu trennen, hatte es gleichzeitig Nachteile, Kinder und Zivilisten an Bord eines Raumschiffes zu haben, das scheinbar wöchentlich sowohl vorhersehbaren als auch unerwarteten Gefahren ausgesetzt war.
Dennoch wurden Ausnahmen gemacht. Beverlys ehemalige Oberschwester hatte ihren Sohn Noah auf der Enterprise-E aufgezogen – und das allein, nachdem ihr Mann im Dominion-Krieg gefallen war. Der acht Jahre alte Noah war nun mit Alyssa auf der Titan .
Miranda richtete sich auf. »Ja, aber ich kann Vicenzo wohl kaum bitten, hierher zu kommen, oder? Was sollte er hier tun ? Das Schiff hat bereits einen Linguisten und Vicenzos Spezialgebiet sind antike Sprachen, keine zeitgenössischen.« Sie beugte sich nach links. »Außerdem gefällt es mir nicht, Kinder an Bord zu haben. Ich glaube nicht, dass ich es ertragen könnte, wenn Aoki oder die Zwillinge das durchmachen müssten, was dem armen Jeremy Aster zugestoßen ist.«
Das ließ Beverly erschauern. Zuvor hatte Miranda auf der Enterprise-D als Sensor-Offizier unter Data gearbeitet und dort hatte sie hautnah mitbekommen, wie Marla Aster durch einen Unfall ums Leben gekommen war, und ihren Sohn, der mit ihr auf dem Schiff gewesen war, als Waise zurückgelassen hatte.
»Sie müssen es aber auch durchmachen, wenn Sie …« Beverly zögerte, dann entschied sie sich, offen zu sein. »Wenn Sie hier sterben würden, und sie wären auf Cestus. Das ist Wes passiert, als Jack starb.« Beverly war erfreut, dass sie so ungezwungen über Jacks Tod sprechen konnte, da es so lange Zeit eine offene Wunde gewesen war.
»Das stimmt, aber sie wären auf Cestus und nicht hier. Ich habe alle Berichte über diesen Mumpitz mit den Borg gelesen.« Miranda richtete sich auf und beugte sich dann vor. Beverly zog wieder an ihrer Seemöwenschärpe. »Nein, ich will, dass mein Mann und meine Kinder in Sicherheit sind. Außerdem«, und sie grinste, »hat Vicenzo letztes Jahr eine Festanstellung erhalten. Ich werde ihn in absehbarer Zeit auf keinen Fall aus der Universität bekommen.«
Beverly erwiderte das Grinsen, da sie zu ihrer Zeit auch reichlich Erfahrung mit Akademikern gemacht hatte.
»Ich muss schon sagen, Bev«, sagte Miranda, während sie beide wieder auf die Beine kamen, »ich mag es, wie Sie neuerdings strahlen. Und es wurde ja auch verdammt nochmal Zeit.«
»Wie bitte?« Beverly versuchte, ungerührt zu klingen, aber sie wusste, dass sie dabei schlechte Arbeit leistete.
»Sie und der Captain, meine Liebe. Das hätten Sie schon vor Jahren tun sollen, wenn Sie mich fragen. Auf der D hatten wir im Sensorraum Wetten laufen. Nach Kesprytt war ich mir sicher, dass ich gewonnen hatte.«
Beide Frauen beugten sich vor, um ihre Zehen zu berühren. Beverly konnte ihre Hände flach auf den Boden legen, während Miranda sich damit abmühte, mit ihren Fingerspitzen die Zehen zu berühren. »Nun, danke, dass Sie sagen, dass ich strahle«, sagte Beverly herb. »Ich war mir keiner Lichtausstrahlung bewusst, aber ich glaube Ihnen aufs Wort.«
»Das sollten Sie.«
»Um ehrlich zu sein«, sagte Beverly und stieß einen langen Seufzer aus, als sie sich aufrichtete, »bin ich tatsächlich glücklich. Und unglaublicherweise weiß ich, dass ich glücklich bin, weil ich … weil wir …« Sie seufzte erneut und ließ ihre Arme sinken. »Wir sind schon ein paar Mal fast ein Paar geworden – dann wurde die Föderation in den Krieg verwickelt – und schon davor waren da die Paranoia und die Spannungen. Die Sternenflotte brauchte Gefechtsärzte an vorderster Front, und ich wusste, wo meine Pflicht lag. Ich denke, dass wir angefangen haben, uns fortzustoßen, anstatt der Möglichkeit ins Auge zu blicken, dass wir uns verlieren könnten.«
»Was hat sich verändert?«, fragte Miranda leise. Sie hatten aufgehört, so zu tun, als ob sie trainierten. Von der anderen Seite der Halle hörte man die gelegentlichen Rufe der Sicherheitsmitarbeiter.
»Der Leiter der Medizinischen
Weitere Kostenlose Bücher