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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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Ich liebe sogar unsere Götter als rhetorische Figuren, und Achaia, wohin ich mit unserem fetten, dünnbeinigen, unvergleichlichen Cäsar, dem erhabenen, weltbezwingenden Hercules, ziehen werde.“
    Hierauf begann er fröhlich über die Idee zu lachen, daß er die Lehre des galiläischen Fischers annehmen könnte, und sang in leisem Tone:
    „Mit Myrten will ich mein Schwert umflechten,
    Wie Harmodios tat und Aristogeiton.“
    Doch er kam nicht weiter, denn Eunikes Ankunft wurde gemeldet. Zugleich wurde das Mahl aufgetragen, während Zitherspiel und Gesang ertönten. Später sprach Vinicius von Chilons Besuch, der ihm den Gedanken eingegeben hatte, geradewegs zu den Aposteln zu gehen – ein Gedanke, der ihm während Chilons Züchtigung eingefallen war. Petronius warf lässig hin:
    „Der Gedanke war gut, weil der Erfolg gut ist. Doch Chilon würde ich fünf Goldstücke geschenkt haben; allein da es dein Wille war, ihm Hiebe zu geben, so wäre es vielleicht besser gewesen, ihn dabei sterben zu lassen, denn wer weiß, ob nicht die Zeit kommt, wo sich Senatoren vor Chilon verneigen wie jetzt vor Vatinius, dem ritterlichen Pechdrahtzieher! Gute Nacht!“
    Den Kranz vom Haupt nehmend, erhob er sich mit Eunike, um heimzugehen. Kaum waren die beiden fort, so eilte Vinicius in sein Bücherzimmer und schrieb an Lygia:
    „Sowie Du Deine herrlichen Augen aufschlägst, soll dieser Brief Dir ‚guten Morgen‘ wünschen. Darum schreibe ich jetzt, obschon ich Dich morgen sehen werde. Der Cäsar geht übermorgen nach Antium, und ich, eheu!, muß ihn begleiten. Ich sagte Dir schon, daß Ungehorsam den Tod bedeuten würde; gegenwärtig habe ich nicht den Mut, zu sterben. Allein wenn Du es willst, daß ich nicht gehorche, so schreibe ein Wort, und ich bleibe. Petronius wird mich schon herausreden. Heute, im Rausche meiner Wonne, habe ich all meine Sklaven glücklich gemacht; die, die zwanzig Jahre in meinem Hause gedient haben, führe ich morgen vor den Prätor und erkläre sie frei. Du, mein Herz, sollst zufrieden mit mir sein, da diese Handlung Deiner milden Religion entspricht; ich tue es Dir zuliebe. Sie sollen Dir für die Freilassung danken. Ich werde es ihnen sagen, damit sie Dich verehren und Deinen Namen preisen. Ich übergebe mich Dir und dem Glücke als Sklaven. Gott gebe, daß ich nie von solcher Knechtschaft befreit werde. Antium sei verwünscht samt der Reise des Feuerbarts. Tausendmal glücklich will ich mich preisen, daß ich nicht so weise wie Petronius bin; sonst würde ich vielleicht auch nach Griechenland mitmüssen. Inzwischen wird die Trennung von Dir die Erinnerung an Dich erwecken. Wann immer ich einen Augenblick mich losreißen kann, will ich in den Sattel steigen und nach Rom eilen, um meine Augen durch Deinen Anblick zu beseligen, meinen Ohren den Wohllaut Deiner Stimme zu gönnen. Wenn ich aber nicht kommen kann, so bringt Dir ein Sklave meinen Brief. Sei mir gegrüßt, meine Göttin! Ich liege Dir zu Füßen. Zürne nicht, daß ich Dich Göttin heiße. Wenn Du zürnst, so will ich gehorchen; doch heute kann ich Dich nicht anders nennen. Aus vollster Seele wünsche ich Dir Glück aus dem Hause, in das Du als Herrin einziehen wirst.“

XXXVI
    Rom wußte, daß der Cäsar auf seiner Reise Ostia zu sehen wünschte oder vielmehr das größte Schiff der Welt, das unlängst Weizen von Alexandrien gebracht hatte, und sich von dort, an der Via Litoralis vorüber, nach Antium begeben wollte. Einige Tage zuvor waren dazu die Befehle erteilt worden. Darum sammelte sich vom frühen Morgen an sowohl die einheimische wie die aus allen Völkern der Erde zusammengesetzte Bevölkerung massenhaft an der Porta Ostiensis, um am Gefolge des Cäsars ihre Schaulust zu befriedigen, die beim römischen Volk schier unersättlich war. Die Reise nach Antium war weder schwierig noch lang. Dort erhoben sich zahlreiche Paläste und Villen, die in der vornehmsten Weise erbaut und ausgestattet waren und alles boten, was die Bequemlichkeit nur verlangen konnte, selbst den ausgesuchtesten Luxus jener Zeit. Der Cäsar pflegte jedoch auf seinen Reisen alles mitzunehmen, woran er irgendein Vergnügen fand, von seinen Musikinstrumenten und Hausgeräten an bis zu Statuen und Mosaikarbeiten; dies geschah selbst dann, wenn er nur kurze Zeit, nur zur Ruhe und Erholung zu bleiben gedachte. Er war daher stets von einer Legion Bedienten begleitet, die Abteilungen der Prätorianer und seine Anhänger nicht mit eingerechnet, von denen zudem ein jeder

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