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Quo Vadis

Quo Vadis

Titel: Quo Vadis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henryk Sienkiewicz
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starrten schweigend auf die beiden Gestalten, die zwei herrlichen Statuen glichen, und verstanden wohl, daß mit ihnen unterging, was diese Zeit noch an Großem besaß: Poesie und Schönheit.

Epilog
    Im Anfang schien der Aufstand der gallischen Legionen unter Vindex nicht besonders gefährlich zu sein. Der Cäsar hatte erst das dreißigste Jahr überschritten, und darum war niemand kühn genug zu hoffen, daß die Welt so bald von dem Alp, der sie bedrückte, befreit werde. Man wußte, daß die Legionen sich schon wiederholt empört hatten, daß das unter früheren Herrschern ebenfalls geschehen war, aber diese Empörungen hatten niemals einen Regierungswechsel nach sich gezogen; so hatte Drusus den unter Tiberius ausgebrochenen Aufstand der Legionen in Pannonien unterdrückt.
    „Wer“, sagte sich das Volk, „kann nach Nero den Thron besteigen, da alle Abkömmlinge des göttlichen Augustus ums Leben gekommen sind?“ Andere betrachteten ihn als einen Koloß, erkannten in ihm einen Hercules und hielten jede Kraft für ungenügend, solche Macht zu brechen. Es gab sogar manche, die seit seiner Abreise nach Achaia für ihn waren, weil Helios und Polythetes, denen er die Regierung Roms und Italiens übertragen hatte, noch mörderischer hausten als er selber.
    Niemand war seines Lebens und Eigentums sicher. Das Gesetz schützte nicht mehr. Die Menschenwürde war zertreten, die Familienbande vollständig gelöst, Tugend existierte nicht mehr; man wagte nicht einmal mehr, auch nur einer geringen Hoffnung auf Besserung Raum zu geben. Aus Griechenland kamen Nachrichten von den unvergleichlichen Triumphen des Cäsars, den Tausenden von Siegen, die er gewonnen, den Tausenden von Rivalen, die er überwunden. Die Welt schien in eine einzige komisch-blutige Orgie umgewandelt zu sein; zugleich festigte sich die Meinung, daß die Periode der Tugend und würdevollen Haltung aufgehört habe, die des Tanzes und der Musik, der Verworfenheit und des Blutvergießens gekommen sei und das Leben in Zukunft auf diese Weise verfließen werde.
    Der Cäsar, dem der Aufstand neue Räubereien zu ermöglichen schien, kümmerte sich nicht viel darum, sprach im Gegenteil häufig sein Entzücken darüber aus. Er wollte nicht einmal Achaia verlassen; erst als ihm Helios berichtete, eine weitere Verzögerung könne den Verlust seiner Herrschaft herbeiführen, begab er sich nach Neapel.
    Hier spielte und sang er, sorglos trotz der Berichte über die stets wachsende Gefahr. Umsonst erklärte ihm Tigellinus den Unterschied zwischen den früheren Aufständen und dem jetzigen; während bei jenen die Legionen führerlos waren, stand diesmal ein Mann an der Spitze, der von den alten Königen Galliens und Aquitaniens abstammte, ein bewährter und erprobter Soldat.
    „Hier“, antwortete Nero, „hören die Griechen auf mich, die Griechen, die es allein verstehen zu hören, die allein meines Gesanges würdig sind.“
    Er behauptete auch, seine erste Pflicht seien Kunst und Ruhm. Als er aber endlich erfuhr, Vindex habe ihn einen erbärmlichen Künstler genannt, raffte er sich auf und begann die Reise nach Rom. Die ihm von Petronius geschlagene und während seines Aufenthalts in Griechenland kaum vernarbte Wunde öffnete sich aufs neue, und der Senat sollte ihm für diese unerhörte Beleidigung Sühne verschaffen.
    Auf seinem Wege sah er eine Bronzegruppe, die einen von einem römischen Ritter überwältigten gallischen Krieger darstellte; Nero nahm dies für ein gutes Omen, und wenn er daher von jetzt an die rebellischen Legionen und Vindex erwähnte, geschah es nur, um sie zu verspotten. Sein Einzug in die Stadt übertraf alles früher Gesehene. Er bediente sich dazu des einst von Augustus als Triumphator benutzten Wagens. Ein Bogen des Zirkus wurde niedergerissen, um dem Zuge genügenden Raum zu verschaffen. Der Senat, Patrizier und unzählbare Volksmassen gingen ihm entgegen. Die Mauern erzitterten von dem Rufe:
    „Heil, Augustus! Heil, Hercules! Heil dir, Gottheit, der unvergleichlichen, der olympischen, der pythischen, der unsterblichen!“
    Hinter ihm trug man die Siegeskränze sowie die Namen der Städte, in denen er Triumphe gefeiert hatte, und auf Tafeln standen die Namen aller jener Sänger geschrieben, die er besiegt hatte. Nero war wonnetrunken und fragte die ihn umgebenden Augustianer mit bewegter Stimme:
    „Was war der Triumph Julius Cäsars im Vergleich zu dem meinen?“
    Der Gedanke, daß ein Sterblicher es wagen könnte, die Hand gegen einen

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