Quofum
wozu die Verteidigung des Lagers fähig war, und nun der Meinung waren, dass man ihm und seinen Freunden lieber aus dem Weg gehen sollte.
Für den Moment passte das Valnadireb sehr gut. Da er und seine Kollegen jetzt alle Zeit der Welt hatten, um ihren individuellen Interessen nachzugehen, konnten sie es sich auch leisten, geduldig zu sein, was die Kontaktaufnahme mit den Einheimischen betraf. Diese konnten ja zu ihnen kommen, wenn sie mit ihnen kommunizieren wollten, hatten er und N'kosi in Havitis Abwesenheit beschlossen, da sie sich sicher waren, dass sie nach ihrer Rückkehr mit dieser Entscheidung einverstanden wäre. Es gab keinen Grund zur Eile. Jetzt nicht mehr. Sie konnten sich zurücklehnen und abwarten, bis die Pelzigen und die Stock-Gelees fanden, dass es Zeit war, mit ihnen Kontakt aufzunehmen.
Derweil hatte sich Valnadireb in das Studium des Waldes versenkt. Als Forschungsgebiet war das ebenso frustrierend wie lohnenswert. Er versuchte nicht, N'kosi dazu zu überreden, sich ihm bei der Feldarbeit anzuschließen. Ebenso zog es der Mensch vor, Valnadireb nicht zu bitten, ihn auf seinen täglichen Reisen in den Süden zu begleiten. Es war eine absolut vernünftige Arbeitsteilung. Für einen Thranx stellten Hitze und Feuchtigkeit die idealen Arbeitsbedingungen dar. Obwohl er das Klima an der Küste nicht direkt als unangenehm empfand, ließen ihn die unvorhersehbaren Meeresbrisen doch häufig frösteln. Eben diese klimatologischen Bedingungen, die N'kosi als so angenehm empfand, machten Valnadireb so reizbar, dass er am liebsten an seinen Fühlerspitzen herumgekaut hätte.
Es hatte sich eine richtiggehende Routine entwickelt. Jeden Morgen brach N'kosi auf, um die Flachwassergebiete am Meer, die schmalen Strände und die Küstenfauna im Süden zu untersuchen. Valnadireb verließ das Lager hingegen zu Fuß und erkundete den Wald tiefer im Inland. Am Nachmittag kehrte der Thranx-Xenologe dann in das Labormodul des Lagers zurück, um die Entdeckungen des Tages zu analysieren, aufzuzeichnen, zu katalogisieren und ihnen Namen zu geben. Einige Zeit später tauchte dann unausweichlich auch N'kosi auf, ebenfalls mit einem Rekorder voller präziser Notizen und fantastischer Bilder und Sammelbehältern voller neuer biologischer Wunder.
Was soll ich mich beeilen?, fragte sich Valnadireb häufig. Was sollte das Bedürfnis, möglichst schnell aufzuzeichnen, zu registrieren und zu indizieren? Aller Wahrscheinlichkeit nach würde doch niemand seine peinlich genauen Aufzeichnungen zu sehen bekommen, solange er noch lebte - falls dies überhaupt jemals geschah. Warum gab er sich dann die Mühe, den Schein aufrechtzuerhalten, dass seine sorgfältigen täglichen Anstrengungen überhaupt zu etwas nutze waren?
Als Konsequenz dieser unausweichlichen Gedanken geschah etwas äußerst Bemerkenswertes. Die Arbeit von Valnadireb, eines kundigen und erfahrenen Thranx-Wissenschaftlers und -Feldforschers, fing an, unter dieser Einstellung zu leiden. Er brachte weiterhin täglich Proben und Aufzeichnungen mit ins Lager und diskutierte mit seinem menschlichen Kollegen über das, was sie so gefunden hatten. Doch während sein äußerlicher Enthusiasmus nur ein wenig gelitten hatte, zeigte die Sorgfalt, mit der er seine Entdeckungen sonst immer dokumentiert hatte, mehr und mehr Anzeichen von Gleichgültigkeit. N'kosi ließ sich jedoch nicht anmerken, dass ihm irgendetwas aufgefallen war. Oder er erkannte an sich dieselben Symptome des selbstversonnenen Desinteresses.
Valnadirebs Faszination für die Welt, auf der sie gestrandet waren, wuchs mit jeder neuen Entdeckung, obwohl er immer weniger Zeit damit verbrachte, diese für die Nachwelt zu dokumentieren. Was ihn besonders fesselte, war die anscheinend endlose Parade biologischer Widersprüche. Die Flora und Fauna des Waldes waren derart reichhaltig und vielfältig, dass er es nach einer Weile aufgab, sie mit dem Standard-Feldrekorder aufzuzeichnen, und stattdessen einfach durch die Wälder wanderte, die das Lager umgaben.
»Keine gute Idee«, meinte N'kosi eines Abends zu ihm, während sie zusammen das Abendessen einnahmen. »Du solltest wie ich einen Scooter nehmen, selbst für kurze Distanzen. Ein Scooter kann schwerere Waffen befördern als eine Person, mehr Probenbehälter und einen größeren Anteil der Analyseausrüstung, und wenn du mal vor etwas flüchten musst, hast du mit dem Scooter größere Chancen zu entkommen, als wenn du zu Fuß fliehen musst.«
Der Thranx ließ sich
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