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Raban, der Held

Raban, der Held

Titel: Raban, der Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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Lokomotive, und Vanessa, die Unerschrockene. Und dazwischen hockten Joschka mit dem Joker-X auf dem Rücken und ich, die 99, die Unberechenbarkeit: Raban, der Held. Ja, und schon mein Blick, das sage ich euch, ließ unsere Gegner auf ihrer Tabellenspitze erzittern, als surften sie in einer undichten Walnussschale auf einer riesigen Sturmwelle bei Windstärke 10.
    Dann pfiff Willi an. Als Trainer der Gastgebermannschaft musste er der Schiedsrichter sein. Maxi stand neben Leon im Mittelkreis und tippte den Ball zu ihm vor. Drei Stahlgraue stürmten sofort auf ihn zu, und Leon, der Wahnsinnige, der mit dem Auge eines bengalischen Tigers, rannte direkt auf sie zu. Drei gegen einen und dazu noch ein Jahr älter als er und drei Köpfe größer. Das konnte selbst Leon nicht schaffen. Pechschwefliges Rübenkraut! Für mich an seiner Stelle hätte sich der Rasen längst in geschmolzenes Maracuja-Eis verwandelt, auf dem ich herumpaddeln würde wie eine Fliege im Honig.
    Doch Leon trat einfach nur auf den Ball, wartete auf die verdutzten Gesichter seiner Angreifer und schob das Leder dann ansatzlos aus dem Fußgelenk nach rechts vorn.
    Dort hatte sich Fabi herangeschlichen, und in einem explodierenden Doppelpassfeuerwerk stürmten er und Leon, der nach seinem Fußgelenkpass sofort losgerannt war, auf das Tor vom Turnerkreis zu.
    Doch die Stahlgrauen waren größer und schneller als unsere bisherigen Gegner. Fabi und Leon konnten sie so wenig abhängen wie ein Hund seinen Schwanz. Dazu kamen die beiden Abwehrspieler, die sich jetzt vor ihnen formierten. Zwei gegen Fünf hieß es aus unserer Sicht, und der Raum für Fabi und Leon wurde so eng, als würden sie in einem Besenschrank spielen. Da wirbelte Leon herum und schoss, als hätte er plötzlich die Obermuffe gekriegt, den Ball blind zurück.
    „Oh, nein! Was soll’n das?“, sprang ich auf und raufte mir meine roten Locken. „Leon! Da ist doch niemand! Da ist doch nur absolutistische Vakuumsleere!“
    Und tatsächlich rollte der Ball in aller Einsamkeit über den Platz. Der Rechtsaußen vom Turnerkreis sprintete los, um sich das Leder zu holen. Das war eine 1-A-Konterchance. Gleich war er da, und Fabi und Leon standen immer noch rum, als hätte jemand auf ,Standbild’ gedrückt.
    Da schoss Marlon aus dem Nichts raus. Als hätte er eine Tarnkappe auf, war er urplötzlich da, ließ den Stahlgrauen ganz blass aussehen und schlenzte den Ball weit nach links.
    Dort fischte ihn Rocce mitten im Sprint mit dem rechten Fuß aus der Luft und zog schon beim nächsten Schritt mit links ab. Volley traf er den Ball, und wie an der Schnur raste er in den Strafraum hinein. Dort lauerten Leon und Fabi. Sie waren wieder zum Leben erwacht. Die Todesstarre war nur ein Trick, um den Turnerkreis e.V. einzulullen, denn schon schoss Leon im Torpedoflugkopfball zwischen zwei seiner Bewacher hindurch, erwischte das Leder etwas unter Hüfthöhe und verlängerte Rocces Flanke mit dem Hinterkopf. Der Ball zwirbelte über seine Bewacher hinweg, streifte die ins Leere greifenden Finger des Torwarts zum Hohn und ... und prallte von der Latte zurück.

    „Kawumms und Karambaaaah – das gibt es doch nicht!“ Ich sprang vor der Ersatzbank herum und starrte die anderen an. „Habt ihr das da gesehen?“
    Verflixt! Natürlich hatten sie das, doch sie sahen noch mehr. Während ich schon den Kopf in den Sand gesteckt hatte, flog der Ball von der Latte zurück und an den Köpfen von Fabis Bewachern vorbei. Der stand plötzlich ganz frei, hob zum Fallrückzieher an und donnerte die Kugel rechts unten ins Netz.
    „Tor! Tor! Tor!“, schrien Vanessa, Jojo, Deniz, Joschka, Felix und Willi. Sie sprangen auf und umarmten einander, während ich entgeistert herumfuhr und auf die Zeitlupe wartete.
    Fabi, Leon, Rocce und Marlon umarmten sich wild, und schnell erkannte ich, wer der Torschütze war.
    „Bravo, Fabi! Das war echt wild!“, applaudierte auch ich.
    „Beim heiligen Muckefuck!“ rief Fabi zurück. „Das war der erste Fallrückzieher in meiner Wilde Kerle -Geschichte! Raban! Hast du den gesehen?“
    „Wie? Bitte? Was? Ach so, den Fallrückzieher! Na klar! Der war einsame Spitze!“, rief ich, und während Fabi sich freute, spürte ich, wie Jojo und Felix hinter meinem Rücken die Augen verdrehten.
    Danach hatten die Stahlgrauen Anstoß. Doch sie waren wie hypnotisiert. Unser erstes Tor hatte ihnen den Rasen wie einen Teppich unter den Füßen weggezogen. Planlos griffen sie an, und für Juli

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