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Raban, der Held

Raban, der Held

Titel: Raban, der Held Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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trabte er am lädierten Juli vorbei zur Mitte zurück.

    In diesem Moment kippte das Spiel und in den verbleibenden 15 Minuten stürmte der Turnerkreis auf ein Tor. Bei uns verteidigten alle. Selbst Leon und Fabi kamen in den Strafraum zurück, und als die nicht mehr konnten, spielten Deniz und Felix für sie. Aber trotzdem fiel eine Minute vor dem Seitenwechsel das Tor. Der Turnerkreis glich zum Zwei zu zwei aus, und in der Pause leckten wir unsere Wunden.
    Juli, Markus, Maxi und Leon waren bereits angeschlagen. Dicke blaue Flecken zierten ihre Beine, ihre Rücken und ihre Gesichter. Dabei spielte der Turnerkreis noch nicht einmal foul. Er spielte halt wie in einer um ein Jahr älteren Liga. Das behauptete Willi zumindest.
    „Jetzt stellt euch nicht an!“, rüffelte er ohne Mitleid. „Seid schneller als sie. So wie am Anfang! Dann tut ihr euch auch kein bisschen weh!“
    Wir blitzten ihn an.
    „Das ist unfair!“, zischte Deniz, doch Willi fuhr ihm sofort über den Mund.
    „Unfair? Das verstehe ich nicht! Was soll an diesem Spiel unfair sein? Dass ihr besser seid? Besser, obwohl ihr jünger und kleiner seid? Verflixt und zugenäht! Was meinst du damit?“
    Ein Grinsen entstand auf Willis Gesicht, und dieses Grinsen signalisierte Mut.
    „Also, was ist? Werdet ihr auf den Platz gehen und versuchen, das Spiel zu gewinnen, oder lauft ihr jetzt schon nach Hause?“
    „Noch ein einziges Wort und ich zeige dir, was ein Wilder Kerl ist!“, ballte Leon die Faust. Doch dann grinste auch er und humpelte zurück auf den Platz.
    Die zweite Halbzeit begann. Der Turnerkreis spielte den Ball, doch Leon war schon dazwischen. Er schoss das Leder zu seinem besten Freund Fabi nach rechts, und der zeigte, dass die beiden wirklich über telepathische Kräfte verfügten, so verstanden sie sich. Denn schon spielte Fabi den Ball steil in den Raum. Leon gab Gas und erwischte das Leder kurz vor dem Gegner. Wie durch einen Wald aus Slalomstangen marschierte er durch die stahlgraue Abwehr hindurch und kam gerade zum Schuss. Da wurde er auf die fieseste Weise gefällt.
    „Foul! Das ist ein Elfmeter!“, schrie diesmal nicht mehr nur ich. Alle Wilden Fußballkerle sprangen von der Ersatzbank und liefen aufs Feld. Um Willi herum entstand ein Tumult. Leon wälzte sich auf dem Boden. Er konnte nicht weiterspielen. So gemein war das Foul. Trotzdem drohte der Turnerkreis mit noch größerer Härte, wenn wir diesen Strafstoß bekämen. Aber das war uns egal, und Willi stand bereits auf dem Punkt.
    Zuerst versorgten wir Leon. Dann zog Vanessa ihre roten Lackschuhe an.
    „Denen werd ich es zeigen!“, zwinkerte sie Leon zu, der neben ihr lag und rannte hinaus auf den Platz.
    Die Spieler vom Turnerkreis lachten sich tot, als sie zum Strafstoß antrat. Doch das kannte Vanessa bereits. Eiskalt lief sie drei Schritte an, zog mit dem rechten Fuß nach links, und donnerte das Leder, während der Keeper der gegnerischen Mannschaft bereits in die linke Ecke abtauchte, mit dem rechten Außenriss ins rechte untere Eck.

    „Drei zu zwei!“, jubelten wir und umarmten und küssten Vanessa, als wär sie kein Mädchen.
    „Dreifach geölte Eulenkacke!“, rief ich. „Der passte ins Tor wie die Faust auf die Nase!“
    Ja, und genauso verstanden die vom Turnerkreis das. Ab jetzt war von Fairness nicht mehr die Rede. Willi pfiff so streng, wie er konnte, und trotzdem verwandelte sich unsere Ersatzbank in ein Lazarett. Dem Turnerkreis stank es gewaltig, gegen uns zu verlieren. Gegen ein Jahr jüngere Pimpfe und gegen ein Mädchen, das rosa Lackschuhe trug. Oh, Mann, wurmte die das, und je länger sie dem Anschlusstor hinterherliefen und -foulten, um so wütender wurden sie. Schließlich saßen Leon, Rocce, und Maxi bei uns auf der Bank. Und als sich Fabi und Marlon auch noch verletzten, mussten Joschka und ich auf den Platz.
    Beim knisternden Höllenschlund! Darauf hatte ich insgeheim nur gewartet. Drei Minuten blieben mir noch, um es allen zu zeigen. Drei Minuten, um den Sack dicht zu machen und das Vier zu zwei zu erzielen.
    Markus, der Unbezwingbare, schoss den Ball aus der Hand weit ins Feld.
    „Ich hab ihn. Ich hab ihn!“, rief ich zu allem entschlossen, und ich behielt Recht. Der Ball donnerte mir direkt vor den Kopf. Ich flog auf den Po, und während ich verzweifelt nach meiner Coca-Cola-Glas-Brille suchte, glich der Turnerkreis aus.

    „Pechschwefliges Rübenkraut!“, schimpfte ich und sah die Bank, die entsetzt aufgesprungen war. Selbst Leon

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