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061 - Der Zinker

061 - Der Zinker

Titel: 061 - Der Zinker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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    Es war eine stürmische Nacht. Der Wind peitschte Regen und Schnee durch die Straßen. Kein vernünftiger Mensch trieb sich bei diesem Wetter auf Putney Common herum. Der eisige Wind drang durch Mantel, Kleider, Handschuhe. Die paar Straßenlaternen gaben in dieser stockdunklen Nacht so wenig Licht, daß Larry Graeme seine Taschenlampe zu Hilfe nehmen mußte, wenn er eine Straße überqueren und nicht über den Rinnstein stolpern wollte.
    Er schaute auf das Leuchtzifferblatt seiner Armbanduhr. Es fehlten nur noch einige Minuten bis halb, und der ›Große Unbekannte‹ war pünktlich auf die Minute - niederträchtig, gemein war er, aber pünktlich! Larry hatte schon früher Geschäfte mit ihm gemacht, sich allerdings jedesmal geschworen, es nie wieder zu tun. Der Kerl drückte die Preise, aber er hatte stets Geld, und wenn man an ihn verkaufte, war das Risiko gleich Null. Larry hatte sich vorgenommen, sich diesmal nicht kleinkriegen zu lassen. Die van-Rissik-Diamanten hatten ihren bekannten Wert.
    Alle Zeitungen waren voll von dem kühnen Raub gewesen, die Versicherung hatte den genauen Wert der einzelnen Schmuckstücke bekanntgegeben, und es bestand nicht der geringste Zweifel darüber, wieviel die Steine auf dem freien Markt einbringen würden.
    Larry hatte die übliche verschlüsselte Zeitungsannonce aufgegeben:
    ›In der Gegend von Putney Common (in Richtung Wimbledon) wurde am Donnerstag, abends um 10.30, eine kleine, gelbe Handtasche verloren. Inhalt fünf Briefe, die nur für den Eigentümer von Wert sind .. .‹
    Die ›gelbe Handtasche‹ kündigte dem ›Großen Unbekannten‹ an, daß ihm Juwelen angeboten wurden, eine ›braune Handtasche‹ würde Pelzwaren, eine ›weiße‹ Banknoten bedeutet haben. Die ›fünf Briefe‹ zeigten an, daß sich der Wert der Ware in einer fünfstelligen Zahl bewegte.
    Und jetzt war Donnerstagabend halb elf. Larry wartete in der Richmond Street. Der Wind trug die Schläge der Kirchturmuhr herüber.
    »Pünktlich auf die Minute«, murmelte Larry.
    Er sah weit vorn in der Straße zwei schwache Lichter auftauchen, die heller und heller wurden. Plötzlich blendeten die Scheinwerfer auf, und Larry stand im grellen Lichtkegel.
    Das Auto fuhr langsamer und hielt direkt neben ihm. Der Regen prasselte auf das Wagendach.
    Aus dem Innern erklang eine rauhe Stimme:
    »Nun?«
    »Guten Abend.«
    Larry strengte sich an, etwas von dem Gesicht im Dunkeln zu erkennen. Aber er war sich im klaren darüber, daß ihm selbst seine Taschenlampe wenig nützen würde, da der ›Große Unbekannte‹ bestimmt eine Maske trug.
    Doch dann fiel sein Blick auf die Hand, die auf dem heruntergelassenen Fenster des Wagenschlags lag. Er bemerkte, daß der Nagel des Mittelfingers gespalten war und quer über das erste Gelenk eine doppelte weiße Narbe lief. Die Hand wurde schnell zurückgezogen.
    »Also?«
    »Ich möchte etwas verkaufen - gute Gelegenheit. Haben Sie die Zeitungen gelesen?«
    »Handelt es sich um die van-Rissik-Sache?« »Wie Sie sagen. Wert zweiunddreißigtausend Pfund - macht hundertzweiunddreißigtausend Dollar, alles leicht zu verkaufen. Madame Rissik hat ihr Geld in Steinen angelegt - keine französische Ware, die blendend aussieht, aber keinen Wert hat! Ich will mindestens fünftausend ...«
    »Zwölfhundert«, erklärte die Stimme im Wagen. »Dabei bezahle ich Ihnen schon zweihundert mehr, als ich ursprünglich beabsichtigte.«
    Larry atmete schwer.
    »Mein Angebot ist einmalig ...«
    »Haben Sie die Sachen hier?«
    »Nein, ich habe sie nicht hier«, stieß Larry hastig hervor, und der andere wußte, daß er log. »Ich werde sie erst bringen, wenn Sie vernünftig mit sich reden lassen. Ein Juwelier in Maida Vale hat mir schon dreitausend geboten und wird wahrscheinlich noch höher gehen. Aber ich würde die Sachen lieber Ihnen verkaufen - das Risiko ist kleiner. Sie verstehen, was ich meine?«
    »Ich gebe Ihnen fünfzehnhundert. Das ist mein letztes Wort. Ich habe das Geld hier. Sie würden also gut daran tun, anzunehmen.«
    Larry schüttelte den Kopf.
    »Ich halte Sie nur auf«, sagte er höflich.
    »Sie wollen also nicht verkaufen?«
    »Wir vergeuden beide nur unsere Zeit -«, begann Larry von neuem, aber bevor er weitersprechen konnte, schoß der Wagen davon und das rote Schlußlicht verschwand in der stürmischen Nacht. Das Nummernschild hatte er nicht sehen können.
    Er ging zu seinem kleinen Auto, das er in einer geschützten Ecke des Platzes abgestellt hatte, und zündete

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