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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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November, der ansonsten seinem Namen keine Ehre machte, ohne Verve daherkam, ohne Biss und Verstand.
    Wir taten es in der gebotenen Stille, in der gebotenen Konzentriertheit, aber seit einer endlos langen Zeit hatte ich nicht mehr diese Intensität an und in meinem Körper gespürt, diese Unbändigkeit, als hätte ich mich endlich selbst wiedergefunden und die Klarheit des Wissens, dass es gut war, dass es stimmte, dass es passte.
    Nie, das wusste ich obendrein in diesem Augenblick, würde das mit Jonas geschehen, nie in dieser ungeschminkten Ehrlichkeit und Direktheit, und meine Trauer, als mir das plötzlich klar vor Augen stand, war so groß, dass ich weinen wollte. Als der Mann im Businessanzug meine Tränen an seinem Mund spürte, hielt er erschrocken inne, wollte sich zurückziehen, aber ich hielt ihn fest, zog ihn an mich, in mich, sagte: »Lass, bleib, geh nicht, halt mich, halt mich fest, lass nicht los.«
    Später saßen wir weit entfernt voneinander im Flieger, später trafen wir uns nicht mehr, nur noch kurz, als das Förderband unsere Koffer ausspuckte. Wir lächelten einander noch einmal zu und ich wusste, was für eine tröstliche Vorstellung von nun an seine Hand an meiner Brust sein würde, eine Hand, die mich aufrichtete und stärkte, und ich wusste, ich konnte Jonas vor die Augen treten und musste nichts erzählen, nichts sagen, nichts erzählen.
    Zu Hause erst habe ich seine Karte gefunden, die er mir unbemerkt in die Manteltasche gesteckt hatte. Da hab ich dieses Rieseln gespürt, diese Wärme, die plötzlich irgendwie von oben in mich drang und mich mit einer leuchtend warmen Kraft erfüllte. Ich kann es nicht anders beschreiben.
    Ich habe mir drei Wochen Zeit gelassen, ehe ich ihm eine Mail schrieb. Ich habe vorsichtig geschrieben, ein paar Worte nur.
    Seine Antwort folgte umgehend.
     … kannst du zaubern … , fragte er, … ich habe immer noch eine aura um mich wie einen bunten mantel, hast du eine wärmekappe über mich geworfen, kannst du also zaubern …
     … du fehlst mir … , habe ich geantwortet, … du wirst mir lange fehlen …
     … dann komm … , schrieb er, … komm einfach. komm zu mir und bleib …
    Es war die letzte Nachricht.
    Ich meldete mich nicht zurück.
    Er sich auch nicht mehr.
    Jonas habe ich von jener Begebenheit am Flughafen nichts erzählt, nichts davon, dass mein Körper sich viele Abende erinnert hat, nichts von der Mail, nichts von der Frage: … kannst du zaubern …
    Dann kam Tonios Brief.
    Manchmal bin ich fremd in meinem Leben, ein Unruhepol, eine Wanderin zwischen den Welten.
    91 Er widersetzte sich nicht. Er widersprach nicht. Er gab alles zu. Der Fall war plötzlich so klar wie frischgeputztes Glas.
    Sie hatten an seine Tür geklopft, die Ermittler, Franza war rechtzeitig dazugestoßen, hatte während der Fahrt in die Stadt mit Herz ihr jeweils neues Wissen ausgetauscht.
    Die Tür zu seinem Zimmer war offen gewesen, Jonas Belitz lag auf dem Bett, erschöpft, am Ende seiner Kräfte. Sie hatten einen Krankenwagen gerufen.
    »Sie wollte ihr das sagen«, hatte er auf die Fragen der Ermittler geantwortet, während sie auf den Krankenwagen warteten. »Sie wollte Hanna das sagen. Dass ich alles gewusst habe von Anfang an. Alles gedeckt habe. Geld genommen habe. Das konnte ich doch nicht zulassen. Das darf sie doch niemals erfahren.«
    Sie blickten dem Wagen hinterher, der Belitz ins Krankenhaus bringen würde. Arthur war mitgefahren, würde alles regeln und in Gang bringen, was in Gang zu bringen war, wenn ein Tatgeständiger Krankenhausfürsorge benötigte.
    Auch Bonnie und Clyde waren in Untersuchungshaft genommen und von Beamten abgeholt worden.
    Blieben noch Franza und Felix. Auf dem Platz vor dem Hotel. Vor der Helligkeit des Himmels.
    Blieb Hanna. Blieb Lilli. Wo immer sie waren.
    92 Das Mädchen. Plötzlich stand sie da. Meine Lilli. Ihre Verzweiflung war zu sehen. Ihre Hilflosigkeit, ihre Verwirrtheit, ihr Staunen. Plötzlich stand sie da und sagte … und ich wusste es doch schon …
    »Hast du sie …?«, fragte sie dann.
    »Nein«, sagte ich. »Nein. Keine Angst.«
    »Sie ist doch«, sagte sie, »meine Mutter gewesen, so lang, mein ganzes Leben lang. Wie soll ich …?«
    »Ich weiß«, sagte ich, »ich weiß.« Und nahm sie in die Arme, vorsichtig, langsam, zog sie an mich, spürte die langen Jahre, die zwischen uns lagen, aber … zog sie an mich und Wärme rieselte … langsam, vorsichtig …
    Lilli ließ es zu. Ich weiß, es

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