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Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition)

Titel: Rabenschwestern: Kriminalroman (Ein Franza-Oberwieser-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabi Kreslehner
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aber in letzter Zeit hatte er immer öfter zu brüllen begonnen, ließ ihm immer weniger Platz.
    Aber es war … egal. Alles war egal.
    Das Messer blinkte in seinen Augen. Die silbrige Schneide. Und dann …
    90 Alles musste sie loswerden, konnte nichts mehr tragen.
    Dass ich ein Spielball gewesen bin in einem bösen Spiel, eine Schachfigur, die man hin- und hergeschoben hat. Das Bauernopfer. Dass Jonas alles gewusst hat, von Anfang an. Dass Geld geflossen ist. Viel Geld. Eine Galerie. In der meine Bilder hängen. In der ich ein und aus gegangen bin. Blutgeld.
    So lang her, dass ich ihn wiedergetroffen habe. Jonas. So lang her.
    Ich kenne ihn fast mein ganzes Leben. Er kam in unser Haus, da waren wir noch Kinder, Gertrud und ich, er war ein Freund von Gertruds Vater. Wir mochten ihn, er kam und ging, wie er wollte, blieb manchmal lange, manchmal kurz.
    Irgendwann war er weg, ging nach England, wurde ein berühmter Fotograf, stellte in Galerien überall auf der Welt aus. Wir müssen fünfzehn oder sechzehn gewesen sein, ich weiß nicht mehr. Ich fand das toll, seine Bilder, das Reisen durch die Welt. Die Jahre vergingen, Studium in München, die Ferienwochen in Griechenland auf der Insel, meine Reise durch die Welt, alles wurde anders, alles wurde … fremd. Keine Träume mehr zum Träumen.
    Wie ist es mühsam gewesen, aus dem Fremden zurückzukehren, wie viel Kraft hat es mich gekostet, aber letztendlich bin ich wohl stärker daraus hervorgegangen, konnte mein Studium abschließen. Und wieder bin ich losgezogen, wieder durch die Welt, wieder auf der Suche, nach den Bildern, den Eindrücken, dem Leben.
    Meine ersten Ausstellungen, meine ersten Erfolge, und irgendwann stand er plötzlich da. Jonas. In elegantem Schwarz mit einem Seidenschal um den Hals, er war älter geworden, ich auch, ich erkannte ihn auf der Stelle.
    Später sagte er mir, ich sei eine von den Frauen, die er schön fände, weil sie unschlüssig seien, fern jeder Perfektion, nicht mit sich im Reinen. Ich musste lachen und ich hatte das, ich weiß nicht, aus irgendeinem Grunde so nötig. Es tat mir so gut, dieses Lachen mit Jonas.
    »Hanna«, sagte er und berührte kurz mein Gesicht. Und nickte. »Ja«, sagte er leise. »Ja.« Sonst nichts. Irgendetwas in ihm schien mich zu verstehen.
    »Meine Fotos«, sagte ich, »die Ausstellung. Darf ich sie dir zeigen?«
    Aber er sagte nein. Nein, er kenne meine Fotos, er kenne mich, also auch meine Fotos. Und Kunst solle man nicht, nein, Kunst solle man nicht erklären.
    Ich schwieg, ein bisschen beleidigt. Er merkte es und besänftigte. »Ich bin hier, Hanna, weißt du, fast zufällig gelandet, nur übers Wochenende. Ein bisschen zum Nachdenken. Da hab ich dein Plakat gesehen und musste zumindest auf ein paar Minuten kommen.«
    Er wies zur Tür, da wartete schon das Taxi. »Ich muss gehen. Hanna. Mein Flieger.«
    Bedauernd hob er die Schultern, stellte das Weinglas auf die Anrichte neben der Tür, lächelte und ging.
    Jahre später bekam ich einen Brief. Lange hatte er sich Zeit gelassen. Ich habe Dich in der Zeitung gesehen, schrieb er, ein wunderbares Foto übrigens, und Dein Interview gelesen. Erinnerst Du Dich noch an mich?
    Ich musste lächeln, staunen, den Kopf schütteln. Ob ich mich erinnerte?! Kokett, dachte ich, er ist tatsächlich kokett.
    Auch wenn ich ihn nicht schon seit meiner Kindheit gekannt hätte, auch wenn er nicht bei uns ein und aus gegangen wäre, hätte ich gewusst, wer er war. Eine Größe in seiner Kunst, auf dem Höhepunkt seiner Karriere, ich hingegen stand am Anfang. Vereinfacht konnte man sagen, er war alt und ich jung. Später, viel später würde er sich als am Ende befindlich bezeichnen, aber das habe ich ihm nicht durchgehen lassen.
    Sein Brief. Er lag auf meinem Schreibtisch. Ich wartete einige Tage, klopfte regelmäßig mit dem Fingernagel meines Zeigefingers darauf, endlich tippte ich die Adresse in die dafür vorgesehene Zeile des Mail-Kopfes, schrieb mit zögernden Fingern. Dass ich über seine Nachricht überrascht gewesen sei. Dass ich mich … gefreut hätte. Dass ich mich auf dem Foto auch mochte. Was selten vorkäme. Und klickte auf Senden.
    Seine Antwort folgte umgehend. Er freue sich auch, ob wir uns auf einen Kaffee treffen könnten, wo auch immer, in meiner Stadt, in seiner, in der Mitte.
    Wir nahmen die Mitte.
    Er erzählte. Ich hörte zu. Sein Leben. Es traf mich. Ich hörte zu. Es traf mich. Feine Nadelspitzen, ich wusste nicht, warum. Saß in diesem

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