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Rabenzauber

Rabenzauber

Titel: Rabenzauber Kostenlos Bücher Online Lesen
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Platz.
    Kalte Lippen berührten die von Jes, und er öffnete den Mund, wobei er gleichzeitig gegen den Griff des Memento ankämpfte - nicht, weil er das wollte, sondern ganz unwillkürlich. Er hätte die Empfindungen nicht beschreiben können, als Willon aus ihm herausgezogen wurde wie ein Schwert aus seiner Scheide.
    Erst als Jes leer war, ließ das Memento ihn wieder los. Jes starrte es an, unfähig, den Blick anzuwenden. Das Memento war zu einer solch festen Dunkelheit geworden, dass Jes kaum ertragen konnte, es anzusehen. Regen glitzerte auf ihm wie nasse Tinte.
    »Ich bin gerächt«, verkündete es und verschwand.

    Papa hörte mitten im Wort auf zu singen. Er kam zu Jes und legte ihm eine Hand auf die Schulter. So wund, wie sein Sohn war, tat selbst dieser Kontakt weh, aber er brauchte den Trost mehr als Freiheit von Schmerz, also lehnte er sich einen Moment an seinen Vater.
    Als er sich von ihm löste, war Hennea da, schob die Hand in seine Ellbogenbeuge und lehnte die Wange an seine Schulter. Ihre kühlende Gegenwart umfing ihn und salbte die wunden Stellen, die Willons Tod hinterlassen hatte. Er seufzte erleichtert.
    Mutter sah ihn forschend an. »Das wird schon wieder«, sagte sie dann.
    Er lächelte sie müde an, oder vielleicht war es auch der Hüter, der lächelte.
    »Und so«, sagte Papa mit heiserer Stimme und undurchschaubarer Miene, »und so starb der Schatten, der einmal Willon gewesen war, Kaufmann aus Redern.«
    Mutter nahm Papas Hand und hob sie an die Lippen. »Gut gemacht, Liebster.«

21
    S ie brachten ihre Toten aus der Stadt heraus.
    Während Hennea und Seraph eine Mahlzeit zubereiteten, holte Tier eine Klappschaufel aus dem Gepäck und fing an zu graben. Lehr gesellte sich bald darauf mit einer anderen Schaufel zu ihm.
    »Wen begraben wir hier?«
    »Willon«, antwortete Tier.
    »Dann werden wir nicht zu tief buddeln müssen«, sagte Lehr. »Von ihm ist nichts übrig, was Aasfresser anziehen würde.«
    »Es gibt alle möglichen Arten von Aasfressern«, murmelte Phoran, der gerade rechtzeitig gekommen war, um Lehrs Bemerkung zu hören. »Aber ich denke, eineinhalb Schritt sollte tief genug sein. Ich übernehme, wenn ihr müde werdet.«
    Als ein glücklich und freundlich aussehender Jes zu ihnen stieß, hatten sie schon die Hälfte geschafft und mussten sich beim Graben abwechseln, weil es für zwei Personen nicht genug Platz gab. Jes hockte sich hin, sodass sein Kopf auf gleicher Höhe war wie der seines Vaters.
    »Werden wir auch Rufort und Hinnum begraben?«, fragte er.
    Tier seufzte bei dem Gedanken daran, noch mehr in dem harten Boden graben zu müssen. »Warten wir zunächst und überlegen, was ihre Bräuche waren. Hennea wird wissen, was wir mit Hinnum machen sollen. Phoran, wisst Ihr, was Ruforts Leute tun?«

    »Nein.« Phoran schüttelte den Kopf. »Aber Kissel wird es wissen. Er schläft gerade, aber ich werde ihn fragen, wenn er wach wird.«
    »Kissel ist wach«, sagte Jes. »Ich kann hören, wie er sich über seine Schulter beschwert. Sie juckt, und er kann unter dem Verband nicht kratzen. Toarsen …«
    »… ist auf dem Weg, um zu helfen«, rief Toarsen. »Raus da, alter Mann. Jetzt bin ich dran. Ich durfte ihn nicht umbringen, aber ich werde zumindest an seinem Begräbnis Anteil haben. Ich will schließlich nicht, dass er wieder aus dem Grab kriecht.«
    Tier wusste es besser. Wirklich. Aber als sich die anderen umdrehten, um sich zu überzeugen, dass Willons Leiche sich nicht bewegt hatte, tat er das Gleiche.
    Fluchend kletterte er aus dem Grab und reichte Toarsen seine Schaufel. »Grabt«, sagte er. »Und betrachtet es als Strafe für diesen Gedanken.«
     
    Sie begruben Willon tief. Hennea sprach ein paar Worte, als sie das Grab wieder zuschaufelten. Es waren nicht die bei solchen Gelegenheiten üblichen Worte; Hennea beschwor ihn einfach, für immer zu bleiben, wo er war, was sie mit Magie verstärkte, die Tier deutlich spüren konnte.
    Niemand wollte schlafen, bevor sie sich um ihre Toten gekümmert hatten, und sie hatten vor Einbruch der Dunkelheit nicht viel Zeit, um Feuerholz zu sammeln. Also wurden Hinnum und Rufort von einem Scheiterhaufen verzehrt, dessen Flammen mehr der Macht der Raben zu verdanken waren als dem kargen Haufen Holz, während Phoran, Toarsen und Kissel berichteten, was sie von Ruforts Leben wussten. Als sie fertig waren, stand Hennea auf und sprach über Hinnum, den letzten Zauberer von Colossae.
    Seraph und Hennea verbrachten den größten Teil

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