'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
nicht ganz passen, aber ich würde trotzdem gerne wissen, ob die Kriminaltechniker auch schon überprüft haben, wer Tommy gestern Abend auf seinem Handy angerufen und zu mir geschickt hat?“
Das Schwergewicht brummte: „Der Anruf kam von einem Handy, das wir zu einem gewissen Peter Kirst zurückverfolgen konnten. Dieser Mann ist ein 80-jähriger Rentner, der das Gerät vor einem Jahr von seiner Tochter zum Geburtstag bekommen hat. Die Tochter dachte, dass er damit im Notfall Hilfe rufen könnte, wenn er alleine unterwegs ist und ihm etwas zustößt. Aber er hat behauptet, dass ihm das Handy vor wenigen Tagen gestohlen wurde. Er kann sich nicht erklären, wann und wo das passiert ist. Er weiß nur, dass es weg ist. Und da ich nicht glaube, dass dieser Mann in Ihr Haus eingebrochen ist, Frau Feldt, klingt die Geschichte des Diebstahls einigermaßen plausibel.“
„Konnten die Kollegen das Signal zurückverfolgen?“
„Ja. Das Gerät lag vor einem Supermarkt in einem Mülleimer. Keine drei Straßen von hier entfernt. Weder Fingerabdrücke noch sonstige Spuren. Wir haben also keine Ahnung, wer den Anruf getätigt hat. Ich verlange aber von Ihnen, dass Sie sich jetzt vollkommen auf den aktuellen Fall konzentrieren. Sehen Sie sich dazu im Stande?“
„Absolut“, erwiderte Nora. „Machen Sie sich um mich keine Sorgen. Ich werde mich ausschließlich mit diesem Mordfall beschäftigen.“
„Das hoffe ich. Ich könnte es zwar verstehen, wenn Sie momentan mit den Gedanken bei Ihrem Exmann seien sollten. Allerdings müsste ich Sie dann vom derzeitigen Fall abziehen. Immerhin verlangt die Ermittlungsarbeit volle Einsatzbereitschaft.“
„Ich werde mich nicht ablenken lassen. Sie können sich auf mich verlassen.“
„Gut. Das wollte ich hören.“ Kortmann dachte kurz nach. Dann kam er wieder auf Franziska Zuckers Ermordung zu sprechen: „Lisa Braun konnte uns im Übrigen auch keine hilfreichen Informationen geben. Sie fand Franziskas Leichnam um 16 Uhr 29, als sie auf der Suche nach einem Buch war. Nachdem sie die Leiche entdeckt hatte, lief sie zu einer Bibliotheksaufsicht im Erdgeschoss. Vom Mord selbst hat sie angeblich nichts mitbekommen. Und da sich bisher auch noch keine andere Person bei uns gemeldet hat, müssen wir wohl davon ausgehen, dass generell niemand etwas von der Tat mitbekam.“
Nora stöhnte. „Nun gut. Solange die Überwachungsbänder aus dem Bibliothekskeller noch nicht ausgewertet sind, werden wir uns mit Franziskas Exfreund befassen. Etwas anderes bleibt uns nicht übrig. Danach sehen wir weiter. Entweder haben wir dann tatsächlich schon den Hauptverdächtigen an der Angel oder wir müssen uns doch noch in eine andere Richtung orientieren.“
Kortmann sah Nora zufrieden an. „Genau so werden Sie vorgehen. Ich habe gehofft, dass Sie selbst diese Strategie vorschlagen. Ansonsten hätte ich sie Ihnen nämlich aufzwingen müssen.“
Nora lächelte leicht. „Und ich weiß, wie ungern Sie so etwas machen.“ Sie stand auf und begab sich zur Tür. Thomas folgte ihr. Kurz darauf verabschiedeten die beiden sich von ihrem Vorgesetzten und verließen dessen Büro.
„Spekulationen und Vermutungen“, murmelte Kortmann vor sich hin. „Es gibt nichts Schlimmeres.“
11
Um halb zehn am Morgen hielten die Ermittler vor einem Reihenhaus mit roter Fassade und weißem Flachdach in Weende . Dort bewohnte die Familie Klamm das Haus mit der Nummer 22b. Dieses befand sich mittig in dem großen Gebäudekomplex. Über einen Kiesweg gelangten Nora und Tommy vom Bürgersteig zur Haustür.
Nachdem sie angeschellt hatten, mussten sie mehrere Sekunden warten, bis die Tür geöffnet wurde. Auf der Schwelle erschien schließlich ein dicker Mann mit Halbglatze und Nickelbrille. Er war etwas kleiner als Nora, aber ein bisschen größer als Thomas.
„Guten Tag, sind Sie Theodor Klamm?“
Der Mann nickte.
„Entschuldigen Sie die Störung, aber wir sind von der Kriminalpolizei“, erklärte die Kommissarin, wobei sie ihren Ausweis aus der Tasche zog und ihn Theodor zeigte. Dieser warf allerdings nicht einmal einen Blick darauf. Er hielt seine Augen unablässig auf Nora gerichtet. Offenbar erwartete er, dass sie möglichst schnell zum springenden Punkt kam.
„Ist Ihr Sohn Dennis zu sprechen?“, tat sie ihm den Gefallen, bevor sie ihren Ausweis wieder einsteckte.
Jetzt endlich zeigte Theodor eine erste Reaktion: Er lachte. Aus vollem Hals.
Nora und Thomas sahen einander verdutzt an. Dann wollte Tommy von
Weitere Kostenlose Bücher