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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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grünen Laken bedeckt. Lediglich der Kopf lag frei.
    An der Ostwand befand sich ein kleines Waschbecken. Daneben hingen einige Leuchtkästen, an denen Röntgenbilder befestigt waren.
    „Sagen Sie uns bitte zuerst, ob Sie unter Danielas Füßen denselben Satz wie unter Franziskas Füßen gefunden haben“, verlangte Thomas, während er sich mit Nora vor dem ersten Seziertisch platzierte.
    Horn nickte. „Unter den Füßen dieses Opfers steht derselbe Satz: ‚Das hat die kleine Schlampe verdient.’ Er wurde mit einem roten Edding geschrieben.“
    „Also haben wir es tatsächlich mit ein und demselben Täter zu tun.“
    „Es sieht ganz danach aus.“
    Nora schloss die Augen und seufzte. Sie wollte nicht wahrhaben, dass Tommy und sie tatsächlich wieder einen Serienmörder jagten; den dritten innerhalb eines Jahres.
    Nach einer kurzen Phase der Besinnung forderte sie Horn auf: „Okay, dann schießen Sie mal los, Herr Professor. Was konnten Sie bei der Obduktion herausfinden?“
    Mit seiner kristallklaren Stimme verkündete Horn: „Das Opfer war 22 Jahre alt. Todesursache stellt ein vier Zentimeter tiefer Einstich ins Herz dar. Die Klinge war einschneidig. Die Studentin war auf der Stelle tot. Der Todeszeitpunkt liegt gestern zwischen 16 und 18 Uhr. Es liegt keine Vergewaltigung vor. Bis auf die tödliche Wunde konnte ich keine weiteren Verletzungen finden. Die junge Frau war kerngesund.“
    „Aber was war dann so grausam an dieser Obduktion?“, fragte Thomas mit skeptischem Blick.
    Horn schluckte. Er wischte sich die Hände an seinem Kittel ab und schloss die Augen. „Daniela war in der zehnten Woche schwanger.“
    Jetzt herrschte Stille.
    Nora und Tommy konnten diese Nachricht kaum fassen. Sie brauchten mehrere Sekunden, um sie annähernd zu begreifen.
    „Sie war ... schwanger?“, hauchte Nora entsetzt.
    „Es war ein Schock für mich, als ich es herausfand“, nickte Horn. „Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich dachte zuerst, dass ich bei dieser Obduktion keine bösen Überraschungen erleben würde. Deshalb traf mich diese Erkenntnis umso heftiger.“
    Thomas schwieg bedrückt. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
    Welcher Mensch ist zu derart kranken, abscheulichen Verbrechen nur fähig? Ich werde das nie begreifen. Niemals werde ich nachvollziehen können, was einen Menschen zu solchen Taten antreibt.
    „Konnten Sie eine wichtige Entdeckung in Bezug auf den Mörder machen?“, fragte Tommy den Professor nach kurzer Zeit mit einem Kloß im Hals.
    „Leider nicht. Es liegt lediglich der Einstich ins Herz vor. Am gesamten Körper gibt es keine Täterspuren. Keine Fasern, Hautschuppen oder Haare. Kein Schweiß, Speichel oder Sperma. Nichts. Gar nichts.“
    „Auch nicht an den Kleidern des Opfers?“
    „Laut KTU-Bericht nicht. Ich wünschte wirklich, dass ich Ihnen hilfreiche Informationen liefern könnte. Doch der Mörder ist mit äußerster Vorsicht vorgegangen.“
    „Sie wurde nicht sexuell missbraucht?“, brachte Nora diese Frage nur schwer hervor. Dabei zog sich alles in ihr zusammen.
    „Nein. Weder Franziska noch Daniela wurden vergewaltigt. Das Motiv des Täters ist definitiv nicht im sexuellen Bereich zu finden.“
    Thomas blickte zu den Röntgenbildern an den Leuchtkästen. „Sie konnten auch keine Knochenbrüche oder sonstige Gebrechen feststellen?“
    „Nein, nichts dergleichen. Der Täter stach lediglich mit einem gezielten Stich zu. Sehr professionell. Sie werden diesem Mistkerl auf andere Weise auf die Spur kommen müssen. Ich kann Ihnen zu meiner Schande keinen Anhaltspunkt bieten.“
    Nora nickte trostlos, ehe sie langsam zum Ausgang des Autopsiesaals zurückschritt. Tommy folgte ihr mit hängenden Schultern.
    Beiden war deutlich anzusehen, dass Horns Sätze sie in einen Zustand aus Depression und Resignation versetzt hatten.
    Zehn Minuten später saßen die Kommissare in Noras Büro. Die Ermittlerin blickte auf ihren PC und fragte Thomas trübe: „Kannten sich Franziska Zucker und Daniela Langenmeier eigentlich? Bestand irgendeine Verbindung zwischen den beiden?“
    „Sie studierten beide Germanistik. Daher ist es durchaus möglich, dass sie sich gekannt haben“, antwortete Tommy. „Aber bis jetzt haben wir noch keine eindeutige Gemeinsamkeit zwischen den beiden finden können. In ihren Handys war die Nummer der jeweils anderen nicht gespeichert. Und weder in Franziskas Wohnung noch in Danielas Zimmer gab es einen Hinweis darauf, dass eine Verbindung zwischen ihnen bestanden hat.

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