'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
schloss die Tür hinter den Kommissaren.„Mensch, jetzt bleiben Sie mal locker! Das war doch nicht so gemeint. Natürlich ist es schlimm, dass zwei Studentinnen ermordet wurden. Aber deshalb werde ich mich jetzt nicht zu Boden werfen, heulen und zu Gott beten. Das Leben ist ein Spiel. Einige gewinnen, einige verlieren. So ist es nun einmal.“
Thomas schüttelte entsetzt den Kopf, während er mit Nora einen Flur betrat, der vierzig Meter gen Osten verlief. Zu ihrer Rechten erblickten die beiden ein gigantisches Wohnzimmer.
Maria deutete den beiden an, den Wohnraum zu betreten. Anschließend folgte sie ihnen und ließ sich auf einer Couch nieder, die vor einer langen Fensterfront stand.
„Sind Ihre Eltern nicht daheim?“, fragte Nora, bevor sie sich mit Thomas vor der Studentin platzierte und sich beeindruckt umsah.
„Meine Alten sind im Urlaub in der Toskana.“
„Soll das heißen, dass Sie momentan ganz alleine hier wohnen?“
„Ja. Das ist aber kein Problem. Die Haushaltshilfe kommt weiterhin regelmäßig vorbei und kümmert sich um alles. Draußen erledigt der Gärtner die anfallenden Arbeiten. Es lässt sich hier also aushalten.“
„Sie kannten Daniela Langenmeier?“, kam Thomas direkt zum Punkt.
„Daniela? Die kleine Ziege? Und ob ich die kannte. Das war so eine beliebte Tussi, die immer versuchte, es allen anderen Menschen recht zu machen. Die ekelte mich an.“
„Sie war so beliebt? Woher wissen Sie, dass sie nicht mehr lebt?“
„Hey, jetzt aber mal langsam! Sie haben gerade selbst gefragt, ob ich Daniela kannte . Und da sie zuvor gesagt haben, dass zwei Studentinnen ermordet wurden, nehme ich doch wohl richtig an, dass Daniela eine davon war, oder?“
Thomas setzte sich unaufgefordert auf einen Stuhl vor der Couch. Nora blieb neben ihm stehen.
„Sie haben recht. Tatsächlich ist Daniela eines der Opfer.“
„Sehen Sie? Ich bin ja nicht doof.“
„Laut unseren Informationen hatten Sie einige Probleme mit Daniela.“
„Ja, das ist kein Geheimnis. Ich sagte Ihnen eben schon, dass sie eine kleine Ziege war, die es immer allen Leuten recht machen wollte. Ich kann solche Personen nicht am Kopf haben. Ich brauche Menschen, die gegen den Strom schwimmen. So wie ich. Nur solche Personen können etwas im Leben erreichen. Sie können Veränderungen schaffen, indem sie die Fehler der Gegenwart ansprechen und attackieren. Alle anderen, die einfach nur ‚keinen Ärger’ und sich mit allen ‚solidarisieren’ wollen, sind in meinen Augen schwache, jämmerliche Kreaturen. Die haben es nicht verdient, auf dieser Welt zu sein.“
„Sind Sie jetzt fertig mit Ihrem Vortrag?“, fragte Thomas rüde. „Wir haben nämlich keine Zeit, uns mit Ihrer Lebensphilosophie herumzuschlagen. Also, wo waren Sie vorgestern zwischen 16 und 17 Uhr?“
„Sie sind wohl auch so ein Mitläufer der Gesellschaft, was? Haben Sie nicht den Mut, sich gegen die Zwänge des Lebens zu erheben?“
„Antworten Sie gefälligst!“
Maria schüttelte den Kopf und blickte zu Nora. „Ihr Kollege ist anscheinend ein wenig verbittert. Was ist denn sein Problem? Kommt er nicht damit zurecht, wenn ihm jemand die Wahrheit ins Gesicht sagt?“
Nora trat einen Schritt auf Maria zu, beugte sich zu ihr herab und zischte: „Hätten Sie mir gesagt, was sie ihm soeben an den Kopf geworfen haben, dann würden wir schon längst nicht mehr hier sitzen. Dann wären wir jetzt auf dem Weg zur Polizeidirektion. Daher sollten Sie sich überlegen, ob Sie uns nicht doch lieber die gewünschten Auskünfte geben.“
Maria verschränkte die Arme vor der Brust. „Na schön. Bringen wir das schnell hinter uns. Das wäre wohl das Beste. Ich war vorgestern zwischen 16 und 17 Uhr in der Uni.“
„Haben Sie eine Veranstaltung besucht?“
„Ja. Das Seminar heißt Goethes Werke . Es wird von Doktor Grauball geleitet. Das können Sie überprüfen. Aber ich brauche doch wohl kein Alibi, oder? Warum hätte ich Daniela umbringen sollen? Weil mir ihre Lebenseinstellung nicht gepasst hat? Glauben Sie mir: Für mich ist es viel amüsanter, wenn ich mich über lebende Menschen aufregen kann. Jetzt kann ich doch gar nicht mehr über Daniela herziehen. Na ja, ich könnte es noch, aber das würde keinen Spaß mehr machen, weil sie es nicht mehr mitkriegt.“
„Wo waren Sie gestern zwischen 16 und 18 Uhr?“, fragte Thomas rasch, da er so schnell wie möglich wieder von dieser arroganten, unangenehmen Studentin verschwinden wollte.
„Ich war
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