'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
aufgebracht? Kennst du das Emblem?“, fragte Kranz.
Nora kramte ihr Handy aus der Tasche und tippte auf einige Tasten. Dabei erklärte sie: „Xenia Boll hat so eine Jacke! Sie hing in ihrer Wohnung im Bad! Ich weiß es genau! Ich sehe sie noch vor mir! Das kann doch kein Zufall sein!“ Sie schluckte. „Und Tommy ist momentan mit ihr alleine!“
37
Kranz’ Kinnlade fiel herab. „Mein Gott! Und Scarface hat keine Ahnung, dass Xenia unter Umständen die gesuchte Mörderin ist?!“
„Nein, er ahnt nicht das Geringste!“, erwiderte Nora, ehe sie sich das Handy ans Ohr hielt und wartete, bis Thomas sich am anderen Ende der Leitung meldete.
Doch das tat er nicht. Nora hörte nur das Freizeichen.
„Er geht nicht ran! Warum nimmt er den Anruf nicht entgegen, verflucht?! Mach schon, Tommy! Los!“
Nach wenigen Augenblicken wollte sie bereits auflegen, um sich auf den Weg zu Xenias Wohnung zu machen, als endlich Thomas’ Stimme im Handy ertönte: „Hallo, Kollegin. Was gibt es?“
„Tommy?!“, schrie Nora mit einer Mischung aus Erleichterung und Hast.
„Hey, ganz ruhig. Ich bin ja dran. Worum geht es? Ist etwas passiert? Du klingst völlig aufgelöst.“
Der sorglose Tonfall ihres Kollegen ließ Noras Ungeduld noch weiter ansteigen. „Es ist dringend! Hör mir zu!“
„Moment. Xenia braucht gerade meine Hilfe. Bleibst du kurz dran?“
„Nein, Tommy! Tommy!“ Nora brüllte so energisch in das Mobiltelefon, dass Kranz sich mit schmerzverzerrtem Gesicht abwandte.
Hingegen schien Thomas von Noras Geschrei unbeeindruckt zu sein. Denn er meldete sich nicht mehr.
„Tommy! Tommy!“
Noras Hände wurden schweißnass. In ihrer Vorstellung sah sie ihren Kollegen in diesem Moment tot zusammensacken. Durch einen gezielten Stich ins Herz. Von Xenia Boll.
In der nächsten Sekunde wollte Nora ein weiteres Mal nach ihrem Partner rufen, als dieser sich wieder meldete: „Nora, bist du noch dran?“
„Tommy, Gott sei Dank! Hör mir jetzt genau zu!“
„Was ist denn nur los? Warum bist du so nervös? Hast du herausgefunden, wer für die Morde verantwortl...“
„Sei still!“ unterbrach Nora ihn. „Xenia ist wahrscheinlich die Mörderin! Hast du mich verstanden?! Xenia ist die Täterin!“
Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille. Lange Zeit erwiderte Thomas kein Wort. Dann hörte Nora ihn zischen: „Ich bin enttäuscht von dir! Niemals hätte ich gedacht, dass du soweit gehen würdest!“
„Was redest du da?“
„Ich weiß genau, was du denkst. Du bist der Meinung, dass ich ernsthafte Gefühle für Xenia hege und mich deswegen nicht mehr auf die Arbeit konzentriere. Du willst mich gegen sie aufbringen, damit ich wieder mit vollem Elan an unserem Fall arbeite. Aber soll ich dir etwas verraten? Das mache ich bereits! Momentan beschütze ich das potenzielle nächste Opfer! Du willst mich nur von ihr wegholen!“
„Das ist nicht wahr!“, protestierte Nora. „Ich habe eben mit Kranz die Überwachungsbänder aus der Universitätsbibliothek überprüft! Auf diesen ist die Mörderin zu sehen! Sie trägt dieselbe Jacke wie Xenia! Das kann kein Zufall sein! Es deutet darauf hin, dass sie den Mordanschlag auf sich selbst inszeniert hat!“
„Das ist Blödsinn!“
„Nein, ist es nicht. Überleg mal für eine Sekunde. Vergiss deine Gefühle für sie und denk nach. Sie hat sich selbst als Opfer in der Mordserie hingestellt, um jeden Verdacht von sich abzulenken! Das ist teuflisch, aber genial!“
„Ich glaube das nicht. Sie sitzt gerade vor mir auf ihrem Bett und trinkt ein Glas Wasser. Sie ist noch ziemlich geschafft von den ganzen Strapazen. Und sie ist ganz bestimmt keine -“
„Sprich jetzt kein Wort weiter!“, brüllte Nora ihn so heftig an, dass er prompt verstummte. Ihr aggressiver Tonfall schien ihm durch Mark und Bein zu dringen.
„Ich glaube nicht, dass du recht hast“, sagte er nach kurzer Zeit beherrscht. „Ich werde mich mit ihr -“ Er verstummte. Ein Schrei ertönte. Dann war es still.
Totenstill.
Nora sprang von ihrem Stuhl auf und rief erneut den Namen ihres Kollegen. Unzählige Male brüllte sie ihn in das Handy. Aber nun meldete Thomas sich nicht mehr. Zwar stand die Leitung noch, aber am anderen Ende herrschte nur noch eine beängstigende Stille.
„Das gibt es nicht! Dieser dumme Sturkopf! Dieser Idiot!“, fluchte Nora. Sie war unfassbar sauer auf ihren Kollegen. Doch zugleich hatte sie auch panische Angst um ihn.
Bis zu Xenias Wohnung würde sie mit dem Auto
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