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'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)

Titel: 'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Linnemann
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ignorierte ihn mit voller Absicht. Sie ahnte nämlich, dass er sie von der Verfolgungsjagd abhalten wollte, um kein unnötiges Risiko einzugehen. Aber Nora durfte Xenia nicht entwischen lassen. Dies war womöglich ihre letzte Chance, die Studentin schnell zu schnappen.
    Deswegen trat sie jetzt heftig auf das Gaspedal und rauschte mit hohem Tempo hinter dem VW her.

39
    Ich werde dich schnappen! Du hast Tommy auf dem Gewissen! Du hast meinen Kollegen, meinen Freund ermordet! Niemals werde ich zulassen, dass du in Freiheit weiterlebst. Ich kriege dich! Und wenn es das Letzte ist, was ich mache!
    Das Adrenalin pumpte unerbittlich durch Noras Körper. Noch immer wollte sie nicht wahrhaben, welches erschreckende Bild sich ihr in Xenia Bolls Studentenwohnung geboten hatte. Sie wollte nicht begreifen, dass Thomas dort tatsächlich mit einem Messer in der Brust lag und vermutlich tot war. Dieses Bild durfte einfach nicht der Realität entsprechen. Nach ihren schlimmen Erlebnissen mit Max und Timo wäre Tommys Tod ein Schicksalsschlag zu viel. Diese Hiobsbotschaft könnte sie nicht auch noch verkraften. Schließlich lag Timos Tod schon sehr nah an der Grenze des Erträglichen.
    Möglicherweise waren Noras Angstgefühle der Hauptgrund, warum sie nun mit siebzig Stundenkilometern hinter Xenia herraste. Sie wollte sich nicht mit der dramatischen Wahrheit befassen. Sie wollte Tommy nicht sehen, wollte sich nicht mit seinem Zustand auseinandersetzen. Zudem trieb sie der Gedanke an persönliche Rache immer mehr in Rage. Obgleich sie sehr wohl wusste, dass sie in ihrer derzeitigen Verfassung eigentlich kein Auto bedienen sollte, ließ sie sich nicht davon abbringen, Xenia zu jagen. Bis ans Ende der Welt, wenn es sein musste. Sie würde für Gerechtigkeit sorgen. Das war das Mindeste, das sie in diesem Moment für Tommy machen konnte.
    Vollkommen unter Strom schlug Nora soeben auf die Hupe, um einen schleichenden Opel auf sich aufmerksam zu machen. Mit der Lichthupe setzte sie ein zusätzliches Zeichen. Als der Fahrer des Wagens sie im Rückspiegel sah, fuhr er panisch an den Straßenrand und ließ sie überholen.
    Der VW bog gleichzeitig in eine Nebengasse ein, die etwa vierzig Meter vor Nora lag.
    Als ein Kleinbus aus der nächstgelegenen Straße auftauchte, beschlich Nora für einen Sekundenbruchteil die Befürchtung, dass der Fahrer ihre Vorfahrt missachten und seitlich in sie hineinrauschen würde. Doch im letzten Moment sah der Mann sie kommen und trat mit aller Kraft auf die Bremse, sodass Nora ungehindert weiterflitzen konnte.
    Kurz vor der Nebengasse, in der Xenia eben verschwunden war, verringerte die Ermittlerin ihre Geschwindigkeit und sah flüchtig in den Rückspiegel. Sie vergewisserte sich davon, keinen anderen Verkehrsteilnehmer zu gefährden, ehe sie das Lenkrad herumriss und ebenfalls in die Gasse einbog.
    Doch sobald sie sich in der Gasse befand, konnte sie weit und breit nichts mehr von Xenia sehen. Der VW schien wie vom Erdboden verschluckt zu sein.
    Die Gasse war dreißig Meter lang. Am Ende grenzte sie an die Hofbreite . Auf dem Weg dorthin führten zwei weitere Gassen nach rechts ab. Auf der linken Seite standen ausnahmslos Wohnhäuser.
    Mit Tempo 30 fuhr Nora weiter und hielt Ausschau nach dem VW. Sie überprüfte die beiden angrenzenden Gassen mit schnellen Blicken. Dabei erspähte sie den VW am Ende der zweiten. Er stand mit geöffneter Fahrertür vor einer Fabrikhalle, etwa zwanzig Meter von Noras jetziger Position entfernt.
    Sofort bog die Ermittlerin in die Gasse ein und fuhr diese hinunter. Mit einigem Sicherheitsabstand hielt sie hinter dem VW an und stellte den Motor ab. Dann zog sie ihre Waffe, stieg aus und verschanzte sich hinter der Fahrertür.
    Sie erkannte, dass der Motor des VWs ebenfalls ausgeschaltet war. Zudem saß Xenia nicht mehr am Steuer. Jedenfalls nicht aufrecht. Aber möglicherweise kauerte sie auf den beiden Vordersitzen.
    Hat sie die Fahrertür nur geöffnet, um mich glauben zu lassen, dass sie geflohen ist?
    Weil die Kommissarin diesbezüglich keine Gewissheit hatte, behielt sie den VW zunächst einige Momente im Auge. Sie achtete auf jeden Winkel im Wagen, beobachtete jeden Zentimeter.
    Doch es geschah nichts. Xenia ließ sich nicht blicken.
    „Geben Sie auf, Frau Boll!“ schrie Nora nach einigen Sekunden der Ungewissheit. „Sie können nicht entkommen! Es ist vorbei! Werfen Sie Ihre Waffe aus dem Wagen! Dann strecken Sie Ihre Hände nach vorne und steigen ganz langsam

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