'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
handelte sich diesmal nicht um den bisherigen Täter.“
„Daran habe ich auch schon gedacht. Aber der Zufall wäre meiner Meinung nach zu groß. Denn wie wir von Dennis Klamm erfahren haben, war Ralf Müller unter anderem mit Franziska, Daniela und Xenia im Bett. Wir haben also durchaus eine Verbindung zwischen den Studentinnen. Deshalb wurde der Angriff auf Xenia garantiert vom selben Täter verübt.“
„Also war es Müller!“, rief Dorm aus.
„Nein, denn sein Name wurde am zweiten Tatort definitiv von einer anderen Person auf die Schreibunterlage geschrieben. Das hat die Handschriftenprobe bewiesen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Mensch seine Handschrift perfekt verstellen kann.Außerdem hat er ein Alibi für den zweiten Mord. Deshalb brauchen wir endlich die Ergebnisse der Videoaufnahmen aus dem Universitätskeller. Diese müssten uns enorm weiterbringen. Aber bisher gibt es diesbezüglich keine Neuigkeiten.“Sie seufzte. „Ich verstehe das nicht. Wir haben zwar einige Motive, aber die betreffenden Personen haben lupenreine Alibis. Zumindest hat es den Anschein. Vielleicht müssen wir aber noch ein wenig tiefer bohren. Ein bestimmtes Alibi ist möglicherweise doch nicht so wasserdicht, wie es auf den ersten Blick erscheint.“
„Na toll. Das riecht nach Überstunden“, meckerte Dorm, ehe er sich zurück zur Tür begab. „Und wieder stelle ich fest, dass ich mit Vielbusch lieber an der Einbruchserie arbeiten würde. Diese Mordfälle gehen mir richtig auf den Geist. Oder noch besser: Wie wäre es mit einem Urlaub? Aber nein, irgendein Freak muss hier eine Studentin nach der anderen ermorden und somit mein ganzes Leben bestimmen! Befragungen, Untersuchungen und Schreibkram! So ein elender Mist!“ Er öffnete die Tür und verließ wütend das Büro. Nora blickte ihm überrascht hinterher.
So in Rage hatte sie ihn noch nie erlebt.
36
Eine halbe Minute später stürmte Peter Kranz in Noras Büro. Der 37-Jährige war Experte der Kriminaltechnik und verkündete aufgebracht: „Meine Jungs und ich haben die Überwachungsbänder aus der Universitätsbibliothek nun endlich ganz überprüft. Dabei sind wir auf eine überaus interessante Person gestoßen. Wir haben die entscheidenden Stellen der einzelnen Bänder zusammengeschnitten und ein ‚Best-of’ daraus gemacht.“ Er hielt ein Videoband in die Höhe und grinste Nora breit an.
Die Kommissarin nickte Kranz zu. „Das wurde auch Zeit. Ihr meint also, den Mörder auf den Bändern entdeckt zu haben?“
„Natürlich können wir diesbezüglich nicht zu einhundert Prozent sicher sein. Aber wenn du das Video gleich siehst, dann wirst du verstehen, warum wir das Verhalten einer Person als besonders auffällig empfinden.“
Hinter dem 37-Jährigen schob einer seiner Kollegen einen Fernseher in Noras Büro. Dieser stand auf einem kleinen Rolltisch, in dessen unterem Fach sich ein Videorekorder befand.
Nora rutschte auf ihrem Stuhl vor, um den Fernsehbildschirm gut sehen zu können.
Nachdem Kranz die Rollen des Tisches festgestellt hatte, schob er das Videoband in den Rekorder und drückte auf PLAY.
Auf dem Bildschirm sah Nora zuerst den Videoausschnitt von derjenigen Kamera, die sich dem unmittelbaren Tatort im Bücherkeller am nächsten befand.
„Diese Kamera konnten Tommy und ich vom Tatort aus sehen“, erinnerte sie sich. „Sie hängt am Übergang zum dritten Großbereich des Kellers. Das erkenne ich anhand der Begebenheiten. Leider reicht ihr Radius nicht bis zum Ort des Verbrechens.“
„Das stimmt zwar, aber ich glaube, dass das auch gar nicht nötig ist“, erwiderte Kranz. „Warte es ab.“
Unten rechts auf dem Bildschirm erkannte die Ermittlerin die Datums- und Zeitanzeige: 23.04.2012. 16:26h.
„Wie gesagt, mein Team und ich haben nur die wichtigsten Aufnahmen zusammengestellt. Auf dem gesamten Überwachungsband dieser Kamera waren am Montag mindestens vierhundert Menschen zu sehen. Alle kamen in unregelmäßigen Abständen von unten ins Bild, begaben sich zu verschiedenen Regalen und suchten dort nach Büchern. Aber jede einzelne Person, die diesen Kellerabschnitt betrat, kam früher oder später wieder zurück ins Bild, um den Keller zu verlassen. Denn wie du selbst weißt, gibt es dort unten keinen anderen Ausgang. Es ist also unmöglich, den dritten Abschnitt des Bücherkellers zu verlassen, ohne von dieser Kamera erfasst zu werden. Die Bänder der beiden anderen Kellerkameras haben wir natürlich auch überprüft,
Weitere Kostenlose Bücher