'Rache'-Box: Rachezug, Rachegier und Rachetrieb (German Edition)
aber wie Herr Korn bereits richtig einwandte, scheint es ungemein gefährlich und fahrlässig zu sein, die 16-jährige Jasmin als Köder zu benutzen.“
Wolf hob die Achseln. „Wie ich schon sagte: Das ist allein Ihre Entscheidung. Sie können natürlich auch wie Ihre Kollegen in Berlin handeln und Jasmin sicher aus der Stadt schaffen. Aber ich garantiere Ihnen, dass Sie Ihres Lebens nicht mehr glücklich werden, wenn Sie irgendwann in den Nachrichten zu hören bekommen, dass eine ähnliche Mordserie in einer anderen Stadt von Neuem beginnt. Oder glauben Sie, dass die damaligen Kollegen aus Berlin momentan noch ruhig schlafen können?“
„Sie wollen doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen, Jasmin als Köder zu benutzen, oder?“, richtete Thomas diese Frage an seinen Vorgesetzten. Doch noch bevor Frederik antworten konnte, wandte Tommy sich bereits wieder an Wolf: „Und was ist eigentlich mit Julia Bartel? Wie können wir das Mädchen finden?“
„Das ist nicht meine Aufgabe“, erwiderte Wolf ohne jegliche Anteilnahme. „Ich kümmere mich ausschließlich um den Täter, nicht um die Opfer.“
Alle Anwesenden waren über diese kaltherzigen Worte schockiert. Der Raum schien auf die Seite zu kippen, während Wolf ungerührt in die Runde starrte. Gerade a ls er fortfahren wollte, stürmte Rafael Contento in den Raum. Kortmann wollte den Kommissar schon anbrüllen, als dieser aufgeregt rief: „Soeben haben wir einen Anruf vom Mörder erhalten! Der Kerl hat uns mit verzerrter Stimme mitgeteilt, dass wir eine vierte Leiche im Göttinger Wald finden können.“
Die Ermittler schluckten. Eine vierte Leiche? Das kann doch nicht wahr sein! Also ist Julia bereits tot!
Contento fuhr fort: „Das war aber noch nicht alles. Er hat uns auch gesagt, dass er heute am späten Abend noch bei Jasmin zuschlagen werde. Noch heute soll das Mädchen sein ‚Eigentum’ werden. Diese Vorfreude wollte er unbedingt mit uns teilen. Wir können das Handy nicht orten , weil das Signal zu schwach ist.“
Nachdem Rafael diese Nachricht kundgegeben hatte, herrschte in dem Besprechungsraum eine beängstigende Stille. Niemand sagte auch nur ein Wort.
Erst nach einer ganzen Weile merkte Tommy an: „Julia Bartel war also tatsächlich nicht das eigentliche Ziel dieses Irren. Aber warum sollte der Kerl uns jetzt über seinen nächsten Schritt unterrichten? Welchen Sinn ergibt das? Der hält uns wieder nur zum Narren! Das ist ein Ablenkungsmanöver. Der hat etwas anderes vor! Etwas ganz anderes!“
Kortmann erwiderte: „Aber was ist, wenn er uns nicht zum Narren hält? Wir können es uns nicht leisten, seine Warnung als bloße Ablenkung aufzufassen.“
„Ich muss zugeben“, räusperte Wolf sich, „dass die Vorgehensweise des Täters nun selbst mich etwas irritiert. Denn der Mann scheint eindeutig ein planvoll vorgehender Mörder zu sein, jedoch wirkt sein Plan äußerst verwirrend. Daher neige ich zu der Auffassung, dass seine wahre Absicht überaus simpel gestrickt ist. Im Endeffekt gibt es aber nur einen einzigen Weg, um herauszufinden, ob der Kerl Jasmin Hausmann wirklich heute entführen will.“
Nora nickte. Sie hob selbstbewusst den Kopf und verkündete: „Ich werde heute Nacht persönlich bei den Hausmanns Wache schieben. Sollte der Kerl tatsächlich dort auftauchen, dann werde ich ihn stellen. Um jeden Preis.“
Kortmann biss sich auf die Unterlippe. Er fühlte sich sichtlich unwohl bei dem Gedanken, Nora vor Ort wachen zu lassen. Dennoch meinte er nach einer kurzen Zeit des Grübelns: „In Ordnung. Wenn Sie darauf bestehen, dann werde ich Ihnen nicht im Weg stehen. Denn so wie ich Sie kenne, werden Sie selbst dann in der Springstraße wachen, wenn ich es Ihnen untersage, nicht wahr?“ Er sah Nora mit einem erzwungenen Lächeln an, das sie mit einem störrischen Nicken erwiderte. Sie war fest entschlossen, die Verantwortung in diesem Fall zu übernehmen. Sie würde den Kerl schnappen. Jetzt oder nie.
Das bin ich den ermordeten Mädchen schuldig.
„Aber Sie werden auf keinen Fall alleine dort wachen, Nora“, fuhr Kortmann fort und zeigte auf Contento. „Rafael wird Sie unterstützen. Zudem werde ich die Kollegen Gardinger und Kohl hinter dem Haus postieren. Sicher ist sicher.“ Das Schwergewicht stand auf und lehnte sich erschöpft gegen die Wand zu seiner Rechten. „Außerdem werde ich die Hausmanns persönlich über unser Vorhaben informieren. Hoffentlich erklären sie sich mit dem Plan einverstanden. Aber bevor
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